Am Freitag, dem 20. Juni 2003 werden im Rahmen eines Festes drei
Professorinnen der TU Berlin in den Ruhestand verabschiedet. Alle drei, Prof.
Dr. Renate Fuchs, Prof. Dr. Christine Kulke und Prof. Regine Reichwein, haben
die Arbeitsstelle Sozial-, kultur- und erziehungswissenschaftliche Frauen- und
Geschlechterforschung mitgegründet und geprägt. Mit der Integration der Pädagogischen
Hochschule in die Universität war die Arbeitsstelle 1980 an die TU Berlin
gelangt und hat in den vergangenen zwanzig Jahren von sich reden gemacht.
Seinerzeit ging es noch darum, nicht nur Frauen in der Wissenschaft zu
etablieren, sondern insbesondere den forschenden Blick von Frauen als
verschieden von dem von Männern zu erkennen und als bereichernd zu begreifen.
Mehrere internationale Tagungen, wie z.B. "Mythos Frau" (1982) und
"Frauen und Macht" (1983) sind legendär.
Renate Fuchs, Professorin für Humanbiologie hat sich über Jahrzehnte
mit dem Thema "Frauen und Gesundheit" beschäftigt, was von Fragen der
vorgeburtlichen Diagnostik bis zur "Soziogenese frauenspezifischer
Suchtentwicklung" reichte. Neben ihren Aufgaben als Professorin hat sich
Frau Fuchs hochschul- und frauenpolitisch betätigt und war die erste Sprecherin
eines vorwiegend naturwissenschaftlichen Fachbereichs und die erste Vizepräsidentin
der TU Berlin. Viele Jahre war sie als Repräsentantin der Reformfraktion
Mitglied des Akademischen Senats und des Beirates bei der Zentralen
Frauenbeauftragten.
Zu den Schwerpunkten von Christine Kulke, Professorin für Politik und
Didaktik, zählen die Zusammenhänge von "Rationalität - Frauen -
Politik", "Theorien zur politischen Sozialisation" und das
"Geschlechterverhältnis und politische Kultur". Frau Kulke war regelmäßig
Gastprofessorin in China und als Kurs-Direktorin am Inter-University Centre in
Dubrovnik, an dem vor dem Balkan-Konflikt internationale Konferenzen
stattfanden.
Prof. Regine Reichwein ist als studierte Mathematikerin eine fundierte
Kennerin der Strukturen des Wissenschaftsbetriebes. Der Forschungsschwerpunkt
"feministische Wissenschaftsanalyse/Wissenschaftstheorie" stellt
disziplinübergreifend Fragen nach Macht, Kritik, Rache und Selbstkritik. Die
ausgebildete Gestalttherapeutin Reichwein konnte dies in ihren Seminaren
zusammen mit den Studierenden praxisnah diskutieren. Ihre Veranstaltungen zum
Thema "Kompetenzorientiertes Handeln" waren beliebt bei Studierenden
aller Fächer und trugen ihr den Ruf einer Wissenschaftlerin ein, die Herz und
Kopf verbinden kann.