Das Frankreich-Zentrum der TU Berlin, 1998 offiziell eröffnet, hat Verstärkung bekommen: Mit Prof. Dr. Margarete Zimmermann, Inhaberin des Lehrstuhls für Französische und Vergleichende Literaturwissenschaft, wurde die vorletzte Professur am Frankreich-Zentrum der TU besetzt, einer interdisziplinär arbeitenden und auf intensive deutsch-französische Kooperation ausgerichteten Institution.
Margarete Zimmermann organisiert vom 18. bis zum 21. September 2003 mit Dr. Gesa Stedman (Großbritannien-Zentrum der Humboldt Universität) an der TU Berlin die internationale und interdisziplinäre Tagung Reale und symbolische Räume des Kulturtransfers. Hier geht es um Salons, Höfe und kulturelle Zentren wie Venedig, Paris und Nérac sowie um bibliophile Mäzeninnen wie Valentina Visconti oder Margarete von Navarra, um Gelehrte und Mathematikerinnen wie Anna-Maria Van Schurman oder Sophie Germain, um Künstlerinnen wie Angelika Kauffmann, aber auch um Verlegerinnen, Salongänger und Reisende.
Kurz vor dem Abschluss steht das DFG-geförderte Buchprojekt Der Salon der Autorinnen. Französische "dames de lettres" vom Mittelalter bis zum 17.
Jahrhundert. Ausgangspunkt ist die Frage, wie es für Autorinnen in Frankreich vom 6. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts möglich war, zu schreiben, miteinander zu kommunizieren und die eigenen Werken zu verbreiten. Der Bogen spannt sich in diesem ersten Jahrtausend femininer Literatur von der Nonne Baudonivia und ihrer in lateinischer Sprache verfaßten Lebensbeschreibung der
Heiligen Radegundis bis zu der Intellektuellen, Montaigne-Herausgeberin, Polemikerin und Schriftstellerin Marie de Gournay auf der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert.
Die wichtigsten Projekte von Prof. Dr. Margarete Zimmermann für die Zukunft sind die
Einrichtung eines "Observatoriums für französische Gegenwartsliteratur", in der Lehre
verbunden mit einem Seminar- und Exkursionsprogramm zum Gegenwartstheater (Paris-Théâtre). Im Rahmen eines intermedialen Lehr- und Forschungsprojekts sollen die Beziehungen
zwischen dem französischem Film und dem kollektiven Gedächtnis der Grande Nation
analysiert werden. Ferner bereitet Professor Zimmermann mit Michèle Le Dœuff (CNRS Paris) die Edition der philosophischen Schriften von Gabrielle Suchon vor, die um 1700 geschlechts-spezifische Freiheitskonzepte entwickelte.
Nach dem Studium in Paris, Freiburg, Hamburg, Bordeaux und Perugia erwarb Margarete Zimmermann 1973 in Bordeaux den Magister in Vergleichender Literaturwissenschaft. Es folgte 1975 das Staatsexamen in Freiburg und von 1975 bis 1987 die Assistentur in Münster. Dort wurde sie 1978 promoviert und ihr 1985 die Venia Legendi für Romanische Philologie erteilt. Im Anschluss an Vertretungsprofessuren in Trier und Gießen wurde sie als Professorin für französische und italienische Literaturwissenschaft 1988 an die FU Berlin berufen, an der sie trotz eines Rufs an die Universität Hamburg im Jahre 1996 bis 2002 lehrte und forschte.
Margarete Zimmermann, Trägerin des Margherita von Brentano-Preises der FU Berlin, ist Mitherausgeberin des Jahrbuchs Querelles, der Reihe "Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung" sowie der von Michael Nerlich begründeten Zeitschrift lendemains. Sie vertritt eine historisch-kulturwissenschaftlich und komparatistisch ausgerichtete Romanistik, unter besonderer Akzentuierung der in den Medien Text und Bild konstruierten Geschlechterbeziehungen. Ferner ist sie eine durch mehrere Buchpublikationen und durch ihre Übersetzung der Stadt der Frauen international ausgewiesene Christine de Pizan-Spezialistin. Die Epochenschwerpunkte in ihrer Forschung und Lehre sind das Spätmittelalter, die Frühe Neuzeit sowie das 20. Jahrhundert.