Konferenz des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin und des Berliner Arbeitskreises für Beziehungsanalyse / Einladung
Warum hat die Parole "Stolz, deutsch zu sein" so hohe Erregungsqualität in Politik und Gesellschaft? Welche Konflikte und Ängste liegen der Parole, wenn sie als Appell vorgetragen wird, zugrunde? Ist der Stolz, deutsch zu sein ein Identifikationsmodell oder eine Drohgebärde, dient er als Bündnis zwischen den Generationen oder hat er tröstende Funktion in einer sich globalisierenden Welt, in der nationale Grenzen immer bedeutungsloser werden?
Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin und der Berliner Arbeitskreis für Beziehungsanalyse e.V. widmen sich diesem Thema und veranstalten am 24. und 25. Oktober 2003 eine wissenschaftliche Konferenz mit dem Titel "Stolz, deutsch zu sein?". In den Vorträgen werden aus der Perspektive von Historikerinnen und Historikern, Politologinnen und Politologen, Psychoanalytikerinnen, Journalistinnen und Journalisten, einem Sozialarbeiter und einem Richter Einzelaspekte analysiert.
Wir möchten Sie herzlich zu dieser Tagung einladen. Bitte weisen Sie auch in Ihrem Medium auf diese Veranstaltung hin.
Zeit: Beginn am Freitag, dem 24. Oktober 2003, um 9.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal H 3005,
(3. Stock), 10623 Berlin
Hinweis: um Anmeldung wird gebeten
Aus historischer, sozialwissenschaftlicher und psychoanalytischer Perspektive werden Befindlichkeiten der deutschen Gesellschaft nach der Wende in den Blick genommen, die nicht nur für die Szene der rechtsextremen Ideologen, gewaltbereiten Jugendlichen und Neonazis relevant sind. Motive, Ursachen und Wirkungen einer Haltung, die sich aus Minderwertigkeitsgefühlen, Vorurteilen und Machtphantasien speist, sollen im interdisziplinären Diskurs analysiert werden. Es geht angesichts der Aggressionen, die mit dem Slogan "Stolz, deutsch zu sein" zur Schau getragen werden, aber auch um die Schwierigkeit, in unverfänglicher Weise Nationalgefühl zu artikulieren, wie es etwa für Polen oder Franzosen selbstverständlich ist.
Freitag, 24. Oktober 2003
9.00 Uhr | Begrüßung: Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Einführung: Ute Benz, Berliner Arbeitskreis für Beziehungsanalyse |
9.30 Uhr | Wolfgang Benz, Historiker, TU Berlin: Nationalstolz und die Konstruktion des deutschen Vaterlandes. Kollektive Identitätskrisen und Einheitswünsche im 19. und 20. Jahrhundert |
10.30 Uhr | Peter Widmann, Politologe, TU Berlin: Stolz als innenpolitischer Streitgegenstand. Die öffentliche Debatte um den Nationalstolz |
11.30 Uhr | Michael Kohlstruck, Politologe, TU Berlin: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein". Zur Entstehung und Verbreitung eines Kampfbegriffs |
14.00 Uhr | Ute Benz, Psychoanalytikerin, Berlin: "Papa, hast Du denn gar keinen Stolz?" Stolz und Scham in der kindlichen Sozialisation |
16.00 Uhr | Kaschi Bräutigam, Psychoanalytikerin, Berlin: Der Glanz im Auge der Mutter - vom Wunsch und der Notwendigkeit, stolz zu sein |
17.00 Uhr | Heike Bernhardt, Psychoanalytikerin, Berlin: "Deutsche Jugend, bestes Streben, unsres Volks in dir vereint?" Deutsch-sein - Generationenübergreifende Konflikte |
20.00 Uhr | Podiumsdiskussion: Nationalstolz. Notwendiges Selbstbewusstsein? Völkische Tradition? Politische Arroganz? Angst vor anderen? Teilnehmer: Gabriele von Arnim, Journalistin, Berlin; Etienne Francois, Historiker, Paris/Berlin; Jacek Lepiarz, Journalist, Warszawa/Berlin; Sonja Zekri, Journalistin, München |
Moderation: | Angelika Königseder, Historikerin, TU Berlin |
Samstag, 25. Oktober 2003
9.00 Uhr | Wolfgang Rupieper, Richter, Cottbus: Nationalstolz: Von politischer Propaganda zum Delikt. Schwierigkeiten der Justiz im Umgang mit einem gesellschaftlichen Problem |
10.00 Uhr | Erwin Mehl, Sozialarbeiter, Ebersberg: Alles rechts - oder was? Erfahrungen aus der Arbeit mit rechten Jugendlichen in Oberbayern |
11.00 Uhr | Uta Döring, Politologin, TU Berlin: National befreite Zonen |
Abschlussdiskussion |