Die Baupiloten der TU Berlin gestalteten Schule neu / Einladung zur Eröffnung am 4. November 2003
Schulgebäude sehen oftmals nicht sehr einladend aus. Die Wände sind mit dunkelbrauner Lackfarbe gestrichen und der Fußboden ist mit graugrünem Linoleum ausgelegt. So ähnlich sah auch das denkmalgeschützte Schulgebäude der Erika-Mann-Grundschule in Berlin-Wedding aus, das 1914 von Ludwig Hoffmann gebaut wurde. Dank einer außerordentlichen Kooperation vom Quartiermanagement Pankstraße, dem Förderverein der Erika-Mann-Grundschule und den Baupiloten der TU Berlin hat sich dies nun grundlegend geändert.
Zusammen mit den Schulkindern entwickelten die TU-Studierenden die Fiktion der Silberdrachenwelten. In den hell und freundlich gestalteten Schulkorridoren und Treppenhäusern wurden zusätzliche Lern- und Lebenswelten für die Kinder geschaffen. Diese gelungene Synthese von Architektur und Pädagogik ist für die theaterbetonte Erika-Mann-Grundschule der Auftakt zu einem zukunftsgerichteten Umbau zu einer Ganztagsschule und einem Kinder-Kiez-Zentrum.
Wir möchten Sie herzlich zur Einweihungsfeier der Lernlandschaften - Silberdrachenwelten einladen. Mit der Grundschule wird auch das Berliner Philharmonische Orchester feiern. Es spielt ein Allegro für Harfe und Flöte von Maurice Ravel:
Zeit: am Dienstag, dem 4. November 2003, um 14.00 Uhr
Ort: Erika-Mann-Grundschule, Utrechter Straße 25, 13347 Berlin
Natürlich gibt es die Welt der Silberdrachen nicht wirklich. Aber in den Köpfen der Kinder, die aus 25 Nationen kommen, existiert die Vorstellung davon, und je weiter man sich in das Schulgebäude hinein- und hinaufbewegt, um so stärker ist der Geist des Silberdrachens zu spüren. Ein Geist, der sich verändert, der klingt, leuchtet und schimmert. Geschaffen wurde die Drachenwelt mit nichtbrennbaren Materialien wie Metall und beschichteten Stoffen, aber auch mit so ungewöhnlichen Hilfsmitteln wie Licht, Luft und Klänge.
Im Erdgeschoss sprühen Modulatoren das Tageslicht durch die Flure. Alles ist hell und funkelt, wie in Sternenstaub getaucht. Der Drachenatem ist schon im ersten Obergeschoss zu spüren. Durchsichtige Schleier bewegen sich im Wind, schimmernde textile Garderobenschränke gliedern den langen Flur. "Thron im Augenblick des Flügelschlages" nennen die Macher das zweite Obergeschoss. An den Wänden sind aufklappbare Sitzlandschaften für Gruppen von zwei bis drei Kindern angebracht. In der imaginären Drachenflügelbeuge können die Schülerinnen und Schüler sitzen, um zu lesen, miteinander zu arbeiten und zu diskutieren. Im dritten Obergeschoss fliegt der Drachen dann endlich. Hier können die Kids in kleinen Lerngruppen zwischen leuchtenden und metallenen Drachenschweifen sitzen. Im Haupttreppenhaus ist ein musikalischer Lehrpfad installiert, der den Drachen tanzen und springen lässt. Gestaltet wurde auch noch ein Nebentreppenhaus, in dem eine Galerie entstand, die die Arbeiten der Schulkinder präsentiert.
Die Baupiloten sind eine Gruppe von Studierenden, die unter der Leitung von Susanne Hofmann in ihrem Architekturstudium eine Baumaßnahme realisieren. Mit der Gründung dieser Einrichtung reagiert die Architektin auf die von Seiten der berufsständischen Organisationen beklagte Praxisuntauglichkeit der Absolventinnen und Absolventen. Die Baupiloten durchlaufen alle Bauphasen vom konzeptionellen Entwurf, dem Überzeugen des Bauherrn mit entsprechenden Darstellungen bis zur Realisierung bei knappen Budgetvorgaben. Die Maßnahmen werden eigenverantwortlich durchgeführt und müssen ohne Mehrkosten abgerechnet werden. Das Projekt der Baupiloten startete bereits zu Beginn des Wintersemesters 2002/2003. Dem vorausgegangen war bereits ein Entwurfseminar, in dem elf Architekturstudierende Baupläne für die Umgestaltung der Erika-Mann-Grundschule entwarfen. Sechs Studierende entschieden sich, den Entwurf zu realisieren.
In der Bauausführung des außergewöhnlichen Projektes wurden die Baupiloten durch die JVA Tegel und JVA Lichtenberg unterstützt. Für die Umgestaltung wurden Fördergelder des Quartiersfonds und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Rahmen des Förderprogramms "Soziale Stadt" verwendet.