Medieninformation Nr. 215 - 20. August 2004 - Bearbeiter/in: hkr |
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Professor Kai Nagel neu berufen am Fachgebiet Verkehrsystemplanung und Verkehrstelematik an der TU Berlin
Stop and go auf der Autobahn, langes Warten auf dem Flugplatz, weil der Flieger am Himmel Warteschleifen drehen muss; die negativen Seiten der individualisierten Massenmobilität sind zu Ferienbeginn oder anderen Spitzenzeiten trotz bester Planung scheinbar kaum zu vermeiden. An einer Verbesserung zukünftiger Verkehrsplanungsmodelle forscht Prof. Dr. Kai Nagel. Er hat seit dem Sommersemester 2004 das Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrstelematik an der Technischen Universität Berlin neu übernommen. Sein Spezialgebiet: die Forschung an großen Verkehrssimulationen, die möglichst realitätsnah, auch das menschliche Verhalten miteinbeziehen.
Bisher wird Verkehr als Ströme simuliert, wobei in dieser Betrachtungsweise individuelle Fahrzeuge oder individuelle Reisende gar nicht mehr vorkommen. Die heute verfügbare hohe Computerleistung eröffnet der Forschung jedoch die Möglichkeit, die Reisenden und deren Fahrzeuge auch für große Szenarien individuell zu simulieren, und somit menschliches Verhalten in einem direkten Zusammenhang mit den Auswirkungen auf Verkehr oder Umwelt abzubilden.
Kai Nagel forscht derzeit an einem integrierten Computer- und Simulationssystem, das den gesamten Verkehr in einer Region, etwa Berlin-Brandenburg, darstellen soll. Mittels verschiedenster Analysemethoden sollen nicht nur Reisende, sondern auch Autos, Ampeln, Straßen, Busse, Bahnen, Flugzeuge oder Schiffe als Objekte dargestellt werden, die miteinander in einer Wechselwirkung stehen. Ziel ist es, das Computer- und Simulationssystem innerhalb von 10 Jahren für die Regionalwissenschaften aufzubauen und dann Ingenieuren, Forschern und Planern zur Verfügung zu stellen, deren Ergebnisse dann wieder in das Programm einfließen sollen. Die Simulation kann über die Verkehrssystemplanung hinaus auch zur Analyse politischer, gesellschaftlicher oder ökonomischer Fragestellungen eingesetzt werden.
Eine Simulation des gesamten Autoverkehrs der Schweiz hat der Wissenschaftler bereits entwickelt. Deren Ergebnisse sollen dann in Zukunft zur Simulation der Auswirkungen einer neuen Stadtbahn im schweizerischen Glatttal eingesetzt werden. Falls diese Simulationen erfolgreich sind, wird die Methode für weitere Planungen genutzt werden.
Kai Nagel kommt von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) an die TU
Berlin. Dort war er seit 1999 als Assistenzprofessor für Informatik tätig. Er wurde 1965 in Köln geboren und studierte in seiner Heimatstadt sowie in Paris Physik und Meteorologie. Der
Deutsche Akademische Austauschdienst zeichnete seine Diplomarbeit an der Universität Paris 6 in Ozeanologie und Meteorologie mit einem Preis aus. Nach seiner Promotion 1994 in Informatik arbeitete der Wissenschaftler bis 1999 für vier Jahre im Los Alamos National Laboratory (USA) im
Verkehrsanalyse und –Simulationsprojekt TRANSIMS.