[TU Berlin] Medieninformation Nr. 220 - 25. August 2004 - Bearbeiter/in: pp


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Die Lust, ein Schwein zu sein

Das Schwein in Redensart, Schlagzeile, Werbung und Comic - eine Ausstellung des Deutschen Schweinemuseums in Zusammenarbeit mit der TU Berlin - Vorankündigung

Die "Rampensau", die "Pistensau" oder das "Charakterschwein": Jeder weiß sofort, was er von einem derart bezeichneten Mitmenschen erwarten darf. Jeder freut sich andererseits, wenn er "Schwein gehabt" oder "schweinegute Arbeit" geleistet hat. Den ungemeinen Reichtum der deutschen Sprache beim Spiel mit dem "Schwein" versucht eine Sonderausstellung zu erfassen, die demnächst in einem einzigartigen Schweinemuseum am Rande Berlins zu sehen ist. 

Die Initiatorin, Dagmar Schmauks, ist Professorin an der Arbeitsstelle für Semiotik der Technischen Universität Berlin. Sie hat sich unter anderem intensiv mit der Darstellung des Schweins in Werbung und Comic beschäftigt und nebenbei eine beachtliche Sammlung an Exponaten angelegt. Wir möchten Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung einladen.

Titel: Die Lust ein Schwein zu sein - Das Schwein in Redensart, Schlagzeile, Werbung und Comic
Aus der Arbeit von Prof. Dr. Dagmar Schmauks, TU Berlin
Ort: Deutsches Schweinemuseum Ruhlsdorf, Dorfstraße 1, 14513 Teltow
Zeit: 17. Oktober 2004 bis 31. Januar 2005
Eröffnung: Sonntag, 17.10.2004, 11 Uhr
Die Eröffnungsrede hält Prof. Dr. Friedrich Braun, Fachgebiet Anglistische und Allgemeine Linguistik, TU Berlin

Auch Zeitungsschlagzeilen, die man aus dem Zusammenhang löst und ungeordnet nebeneinander stellt, zeigen, dass wir Schweine gleichermaßen mit sehr Gutem und sehr Schlechtem in Beziehung setzen. Die Information vom "Schweineglück", der "Sau-Sommer" oder die "Sex-Ferkel" wird von jedem mühelos verstanden. Die Wörter "Schwein" und "Sau" sind schön kurz und haben viele Reimwörter, so dass auch das Dichten keine Probleme macht: "Vom Schwein soll's sein" oder "Die moderne Frau kocht ohne Sau". Viele rüde Witze leben vom Gleichklang zwischen "Frau" und "Sau", die Beschimpfung funktioniert allerdings auch für Männer, zum Beispiel als "geiler Keiler".

Die Werbung nutzt unter anderem die Themenkreise "Schnäppchen" oder "Selbstanbietung": Schweine oder Sparschweine mit fröhlichem Gesichtsausdruck weisen beispielsweise auf preiswerte Waren hin. Das Schwein wurde so zum bevorzugten Wappentier aller Schnäppchenjäger. Der Rüssel wird für grafische Witze verwendet: er wird zum Stecker, um auf preiswerte Stromtarife hinzuweisen, oder zur Wählscheibe, um für billiges Telefonieren zu werben. Im Märchen vom Schlaraffenland tragen Schweine Messer und Gabel im Rücken, damit sich jeder ein Stück abschneiden kann. Heute tummeln sich ähnliche Schweine auf den Schildern von Metzgereien und Gasthäusern. Ihre fröhliche Mimik zeigt, dass sie sich zu freuen scheinen, als knuspriger Braten oder saftiges Eisbein zu enden. Manchmal baden sie vor der Zubereitung sogar in würziger Soße, um besonders wohlschmeckend zu werden.

Für Zeichner sind Schweine von Rüsselscheibe bis Ringelschwanz ein "gefundenes Fressen", denn jeder Körperteil lässt sich stark vereinfachen. Der Körper ist walzenförmig und wird von säulenartigen Beinen getragen, der massive Kopf endet im charakteristischen Rüssel. Die Stimmung eines Schweins kann man vor allem an Ohren und Schwanz ablesen. Ein gut gelauntes Schwein reckt die Ohren hoch und zeigt den typischen "Ringelschwanz", ein trauriges Schwein lässt Ohren und Schwanz hängen. Redensarten zu Schweinen werden oft wörtlich genommen: "Pistensäue" sausen den Hang herunter oder jemand fährt im Rennwagen "wie eine Wildsau". Die Ähnlichkeit des Ringelschwanzes mit einem Korkenzieher inspirierte zum cleveren "Korky Porky". Dralle Schweine mit weiblichen Rundungen eignen sich gut dazu, allerlei "Schweinereien" zu zeigen, und auch für die Sprache von Speisekarten bietet das Schwein heute eine Fundgrube neuer, interessanter Kreationen wie bei den "Schweinelendchen im Kräuterbeet".

Im Schweinemuseum werden auch viele interessante Stücke aus Dagmar Schmauks umfangreicher Sammlung von Schweinefiguren zu sehen sein. In jedem Kaufhaus oder Geschenkeladen tummeln sich Schweinefiguren in allen Größen aus Porzellan, Ton, Glas, Metall, Holz oder Stroh. Wetterfeste Schweine zieren den Garten, andere wohnen auf der Fensterbank oder im Bücherregal. Manche sind naturgetreu gestaltet bis zu den Borstenspitzen und gespaltenen Klauen, andere werden zu Walzen oder Kugeln vereinfacht, oft "quiekbunt" in Rot, Blau oder Gelb. Nur selten fehlen jedoch Schweinsäuglein, Steckdosen-Rüssel und Ringelschwanz. Neben Schweinen als Dekoration gibt es auch solche mit praktischem Nutzen, etwa Haarspangen, Brotbrettchen, Zettelhalter, Schlüsselanhänger und Salzstreuer; und natürlich Sparschweine in allen Farben, die man - falls sie keine verschließbare Klappe am Bauch haben - mit dem Hammer zerschlagen muss.

Wer seine ganze Umgebung "versauen" möchte, findet in einschlägigen Bastelbüchern viele Vorschläge, von Tischdecken mit Schweinchen im Kartoffeldruck über schweineförmige Kissen bis zu lebensgroßen Figuren aus Pappmaché, die einen schon an der Wohnungstür begrüßen. 

Die TU-Professorin beschäftigt sich natürlich nicht nur mit Schweinen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind außerdem die Orientierung im Raum durch Zeichen, unaufrichtige und unernste Kommunikation, Grundlagen und Probleme der Bildverwendung sowie semiotische Aspekte von Sterben und Tod.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Dagmar Schmauks, Technische Universität Berlin, Fakultät I Geisteswissenschaften, Arbeitsstelle für Semiotik, E-Mail: Dagmar.Schmauks@tu-berlin.de, Tel.: 030-314 79440


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