Medieninformation Nr. 227 - 2. September 2004 - Bearbeiter/in: pp |
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Das Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin konzipierte den ersten ostdeutschen Bürgerbus - am 8. September startet der Verein mit einer Bürgerversammlung
In den dünn besiedelten, ländlichen Regionen Brandenburgs ist ein regelmäßiger Nahverkehr mit großen Linienbussen kaum noch zu finanzieren, weil die Auslastung fehlt. Insbesondere die Beweglichkeit älterer Menschen schränkt das stark ein. Dafür ist der umweltbelastende Individualverkehr ist mangels Alternative überdurchschnittlich hoch. Jetzt wurde der erste Bürgerbusverein Ostdeutschlands im oberhavelländischen Gransee gegründet: In Kleinbussen des Verkehrsverbundes werden ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer ihre Mitbürger auf festen Linien durch den Landkreis fahren. Das Konzept dafür entwickelte das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin.
In den alten Bundesländern haben sich die Bürgerbusse, die in rund 100 Vereinen organisiert sind, bereits seit rund 20 Jahren bewährt. Noch älter ist die englische Variante, wo die ersten Bürgerbusse schon in den Sechzigerjahren fuhren. Doch überall müssen die alternativen Nahverkehrsprojekte den individuellen Bedürfnissen der Bevölkerung und den Gegebenheiten der Infrastruktur angepasst werden. Die Idee, so erläutert Eckart Schenk, Diplom-Ingenieur des Verkehrswesens und verantwortlich für das Projekt an der TU Berlin, basiere darauf, dass ausreichend viele Menschen motiviert werden können, ehrenamtlich und regelmäßig die Kleinbusse zu fahren, so dass eine verlässliche Linie aufgebaut werden kann.
In der kommenden Woche wird das Projekt "Ein Bürgerbus für Gransee" der Öffentlichkeit im Beisein des Dezernenten für Umwelt, Wirtschaft und Bauen des Landkreises Oberhavel, Norbert Bergmann, vorgestellt:
Ort: Seniorenbegegnungsstätte Gransee, Rudolf-Breitscheid-Straße 85
Zeit: Mittwoch, 8. September 2004, 19 Uhr
Das Projekt ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens "Impuls 2005", an dem 17 Partner aus Wissenschaft und Praxis beteiligt sind. Die Federführung bei der konkreten Umsetzung dieses angebotsorientierten öffentlichen Nahverkehrs für die drei Landkreise Oberhavel, Barnim und Uckermark liegt beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Das örtliche Busunternehmen, die Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH (OVG) wird als Konzessionsträger der offizielle Betreiber des Busses sein, der im Verbundtarif fahren soll. Um den Spaß am ehrenamtlichen Engagement zu erhalten, werden dem Verein Gelder zur Pflege des Vereinslebens zur Verfügung gestellt, zum Beispiel für Ausflüge oder Vereinsfeiern.
Der Erfolg eines Bürgervereins hängt wesentlich von der Zuverlässigkeit der ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer ab. Das ZTG der TU Berlin hatte also vor allem die Aufgabe, die spezifischen Rahmenbedingungen zu erforschen, die für die Einrichtung eines Bürgerbusses in dieser Region erfüllt sein müssen. Neben klassischen Bedingungen, die für Angebote des konventionellen Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) gelten, gäbe es in den drei Regionen, so die Wissenschaftler, einige weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.
Ein wichtiger Punkt sei es zum Beispiel, vor Ort genügend Personen zu finden, die sich dieses Themas mit großem Engagement annähmen. Die Erfahrungen der Bevölkerung in der DDR mit staatlicherseits verordnetem "ehrenamtlichem" Engagement hätten sich dabei als großes Hemmnis herausgestellt. Entsprechende Überzeugungsarbeit musste hier also geleistet werden. Nun soll der erste, auf einer regelmäßigen Linie verkehrende Bus im Frühjahr 2005 seine Fahrt aufnehmen. "Die Einrichtung dieses ersten Bürgerbusses in den neuen Bundesländern birgt in sich die Chance, als beispielhafte Initiative Vorbild für nachfolgende Vereine zu sein."
Das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) ist ein fachbereichübergreifendes Forschungszentrum der Technischen Universität Berlin. Hier werden verschiedene Forschungsdisziplinen in Projekten zusammengeführt. Die Themenschwerpunkte sind: Technik im Alltag, nachhaltige Entwicklung,
Mobilität sowie Kommunikation, Wissen, Bildung, Theorie der Kooperation. Das ZTG beteiligt sich
ebenfalls an fachübergreifenden Studiengängen. Außerdem ist es universitäres Forum für Technik und Gesellschaft und führt regelmäßig Kolloquien, internationale Workshops und Tagungen durch.
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dipl.-Ing. Eckart Schenk, Zentrum Technik und Gesellschaft Technische Universität Berlin, E-Mail: schenk@ztg.tu-berlin.de, Tel.: 030-314 24291, www.ztg.tu-berlin.de/reg005004038.shtml, www.impuls2005.de