Medieninformation Nr. 68 - 25. März 2004 - Bearbeiter/in: pp |
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TU-Forscherinnen untersuchen den neuen Wirtschaftszweig in Brandenburg
"Es ist nicht immer leicht, da die Leute eher kurzfristige Erwartungen haben. Sie fragen vor allem, wo Arbeitsplätze und Einnahmequellen geschaffen werden können," so Diplom Soziologin Pamela Dorsch. Die Entwicklung des neuen Standbeins Tourismus braucht jedoch Zeit und eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus erfordert Abwägung und Kompromisse zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Zielsetzungen. Mit wissenschaftlicher Unterstützung durch die TU Berlin soll nun beispielhaft abgebildet werden, wo sich die Region auf dem Weg zum Ziel eines "nachhaltigen Tourismus" befindet und welche Potentiale sie in dieser Hinsicht noch nutzen kann. Eine entsprechende Aufbereitung der Informationen in einem Informationssystem soll eine Grundlage für regionale Entscheidungen geben.
Die Prignitz ist heute eine Reiseregion für Tagestouristen, die zu Fuß oder mit dem Rad die malerischen Elbauen bewundern. Sie liegt im Nordwesten Brandenburgs und ist ein äußerst strukturschwacher ländlicher Raum. Die Region ist durch hohe Arbeitslosigkeit, starke Abwanderung, Wohnungsleerstand und Umstrukturierung der Landwirtschaft gekennzeichnet. Zudem ist sie keine traditionelle Fremdenverkehrsregion, wie viele andere vom Strukturwandel ebenso stark betroffene Regionen Ostdeutschlands, die nun wieder auf den Tourismus zurückgreifen. Seit der Wende sieht auch die Prignitz auf diesem Sektor ein wirtschaftliches Potenzial, dass kontinuierlich entwickelt werden soll. So hat der Prignitz-Tourismus in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen; eine wichtige Rolle hierfür spielt die Flusslandschaft Elbe, die seit 1997 ein ausgewiesenes UNESCO-Biosphärenreservat ist. Eine Vielzahl von touristischen Projekten und Aktivitäten wurde ins Leben gerufen, um die Region für Besucher und Einwohner attraktiver zu gestalten und die wirtschaftliche Entwicklung voran zu bringen. Doch um vorhandene Kräfte zu bündeln und die gemeinsame Entwicklungsrichtung festzulegen, müssen Stärken und Schwächen des Angebotes deutlich gemacht werden.
Hier setzt das Forschungsprojekt der drei TU-Forscherinnen an. Bis September 2005 soll nun für die Region Prignitz von den drei TU-Wissenschaftlerinnen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und weiteren regionalen Akteuren ein regionales Informationssystem zur nachhaltigen Entwicklung entworfen und erprobt werden, das den Bereich Freizeit und Tourismus in den Mittelpunkt stellt und dessen Potenziale und Wirkungen unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten untersucht und dokumentiert. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung (BMBF) gefördert und läuft seit September 2002. Kooperationspartner des Forschungsvorhabens sind die Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburg/Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und die Technischen Universität Berlin. Von der TU Berlin sind Dipl.-Ing. Frauke Hoffmann vom Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, FG Landschaftspflegerische Begleitplanung und Umweltverträglichkeitsprüfung, Dipl.-Ing. Julia Wulff vom Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, FG Vergleichende Landschaftsökonomie und Dipl.-Soz. Pamela Dorsch vom Institut für Soziologie, FG Stadt- und Regionalsoziologie am Projekt beteiligt. Die gemeinsame Projektleitung liegt bei den Professoren der genannten Fachgebiete: Prof. Dr. Johann Köppel, Prof. Dr. Volkmar Hartje und Prof. Dr. Uwe-Jens Walther.
Nach Abschluss der Bestandsanalyse zu Beginn dieses Jahres befindet sich das Projekt gegenwärtig in der Phase der Konzeption und des Aufbaus eines computergestützten Informationssystems, das allen im weitesten Sinne mit dem Tourismus befassten Akteuren in der Region zugänglich sein wird und nach einer knapp einjährigen, wissenschaftlich begleiteten Testphase zum Ende des Projektes ganz in den Verantwortungsbereich der Prignitzer übergehen soll.