Medieninformation Nr. 87 - 19. April 2004 - Bearbeiter/in: sn |
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Forscher der Technischen Universität Berlin untersuchen am Tegeler See in Berlin, welcher Boden welche Schadstoffe im Wasser am besten filtert. Die Ergebnisse können weltweit auf andere Standorte übertragen werden
In Berlin wie auch in anderen Städten nutzen Wasserbetriebe seit Jahrzehnten die Uferfiltration, um sauberes Trinkwasser bereitzustellen. Das Prinzip ist einfach: Man braucht einen See oder Fluss und bohrt im Uferbereich Trinkwasserbrunnen. Das Oberflächenwasser versickert in der Uferzone und gelangt ins Grundwasser. Von dort wird es hoch gepumpt. Aufgrund der natürlichen Filtereigenschaften der Bodenschichten bleiben Schadstoffe an der Bodenmatrix haften und werden im Idealfall von Mikroorganismen abgebaut. Aus dem Brunnen kommt klares, gereinigtes Wasser, dass dann nach einer minimalen weiteren Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden kann. Die genauen Mechanismen, die die Filterwirkung und den mikrobiologischen Abbau beeinflussen, sind jedoch noch weitgehend unbekannt. Sie hängen von der Bodenbeschaffenheit ab, von den pH-Bedingungen, dem Sauerstoffgehalt und natürlich von den vorhandenen Mikroorganismen.
Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin haben diese Prozesse im Rahmen eines zwei-jährigen Forschungsprojekts an Berliner Gewässern untersucht. Unter Leitung von Prof. Martin Jekel vom Institut für Technischen Umweltschutz sind sie den Spuren des Grundwassers durch die Bodenschichten gefolgt und können nun angeben, welcher Boden für welchen Schadstoff der geeignete äFilter“ ist. Organische Stoffe beispielsweise werden unter aneoroben Bedingungen, also bei Abwesenheit von Sauerstoff, meist besser abgebaut als unter aeroben Bedingungen.
Ziel der Forschungen ist es, sicherzustellen, dass trotz einer zunehmenden Schadstoffbelastung der Gewässer sauberes Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden kann. Dies gelingt nur, wenn man die Prozesse der Uferfiltration und die Transportprozesse kennt. Erst dann können die Brunnen an den optimalen Stellen gesetzt werden.
Eines der untersuchten Gebiete der TU-Forscher ist der Uferbereich rund um den Tegeler See. Zirka 130 Trinkwasserbrunnen gibt es dort. Um den Weg des Wassers zu verfolgen, haben Jekel und seine Kollegen zwischen Ufer und Brunnen mehrere Beobachtungsbrunnen mit
unterschiedlichen Tiefen (10-30 Meter) gesetzt. Regelmäßig ziehen sie von dort die Proben und untersuchen, wie sich sowohl Mikroorganismen, Wasserbedingungen und Schadstoffgehalt ändern. Am Ende der Auswertungen werden die Forscher wissen, wie die Brunnen entlang eines Gewässers
angeordnet sein müssen, damit man die Filtereigenschaften des Bodens optimal nutzt. Und die
Ergebnisse der Berliner Gewässer, dies ist bereits klar, sind allgemein gültig. Sie können auf andere Standorte weltweit übertragen werden.