[TU Berlin] Medieninformation Nr. 291 vom 30. November 2005 - Bearbeiter/-in: pp/sn


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Alle bewirtschaften alles gemeinsam

Forscher der TU Berlin untersuchen, inwiefern die gemeinschaftliche Nutzung von Boden und Einrichtungen Alternativen darstellen zu Abwanderung und Abbau von Infrastruktur in Brandenburg

Arbeitslosigkeit, Abwanderung, der Abbau von Infrastruktur und mangelnde Perspektiven kennzeichnen die derzeitige Lebenssituation vieler Menschen in Brandenburg. Doch die oft anzutreffende stillschweigende Resignation muss nicht sein, es gibt andere Möglichkeiten. Das fand Dr. Ulrike Schumacher vom Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin heraus. Sie beschäftigte sich in einem vom Bundesbildungsministerium geförderten Forschungsprojekt mit Alternativen wie freiwilliger Mitarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. Das Projekt lief unter dem Titel "Gemeinschaftsnutzungsstrategien als Faktor für Stabilisierung und nachhaltige Entwicklung in ländlichen Räumen Brandenburgs". 

"Wir wollten wissen, wie die von Arbeitslosigkeit und infrastrukturellem Niedergang gekennzeichneten ländlichen Gebiete Brandenburgs nachhaltig entwickelt werden können und ob die gemeinschaftliche Nutzung von zum Beispiel Boden, Gerät und Einrichtungen dort die Lebensqualität erhöhen sowie eine bessere und kontinuierliche Versorgung gewährleisten können", erklärt Ulrike Schumacher. 

Sie hat mit weiteren Partnern im Forschungsprojekt mehr als 55 Einrichtungen in nahezu allen brandenburgischen Landkreisen befragt und einen tiefen Blick in die Praxis gewonnen. Die Erfahrungen von Einrichtungen wie der "All for One-Genossenschaft" in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), der Bioland-Ranch Zempow (Ostprignitz-Ruppin) oder der Agrar-Holding Lenzen (Prignitz), bei denen Geräte, technische und räumliche Infrastruktur geteilt werden, zeigen allerdings keineswegs eindeutige Ergebnisse. Sie schaffen zwar wirtschaftliche Impulse, treffen aber auf eine schwindende Kaufkraft in der Region.

Doch eines ist ihnen nicht abzusprechen: Sie sind wichtige sozialkulturelle Angelpunkte, bieten Beratung und Betreuung sowohl für die Freizeit als auch für die berufliche Qualifizierung. "Für die Beteiligten sind diese Angebote aber häufig nur teils gewollt und oft Notlösungen, daher gibt es einen dringenden Optimierungsbedarf", sagt Ulrike Schumacher. Dafür muss die Lebenssituation der Menschen genau betrachtet werden: Welche mentalen und materiellen Voraussetzungen müssen für freiwilliges Engagement gegeben sein? Wie und wo können sich Menschen überhaupt einbringen? 

Anschließend können Rahmenbedingungen geschaffen werden: zum Beispiel die Aufwertung des ländlichen Raumes und seiner Wirtschafts- und Arbeitsmodelle oder der anerkennende Blick auf die Lösungen von gemeinwesenorientierten Einrichtungen. Nur so könne man Menschen aus der Lethargie reißen und ihnen ihre unentbehrliche Mitwirkung in – unbezahlten – Projekten überhaupt schmackhaft machen.

Demnächst erscheinen die detaillierten Forschungsergebnisse im Band "Gemeinschaftsnutzungsstrategien für eine nachhaltige lokale Entwicklung" beim ökom-Verlag. 

Patricia Pätzold


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr. Ulrike Schumacher, Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin, Telefon: 030/314-24815, E-Mail: schumacher@ztg.tu-berlin.de, www.ztg.tu-berlin.de 

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