[Kapitel 4]

[TU Berlin]


TU Berlin - Rechenschaftsbericht des Präsidenten 1995/96

Kapitel 4 - Leistungsstand der Dienstleistungs- und Serviceeinrichtungen


Die TU Berlin im Rahmen des SOCRATES-Programms

Das SOCRATES Programm wird an der Technischen Universität Berlin als Chance verstanden, in möglichst vielen Bereichen für eine europäische Dimension in Lehre und Studium zu werben. Die Ausweitung der Studenten- und auch der Dozentenmobilität sind zwei wesentliche Ziele für das SOCRATES-Programm. Das hat dazu geführt, daß sich mittlerweile alle Fachbereiche der Technische Universität Berlin an dem SOCRATES Programm beteiligen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Insgesamt ist für 1997/98 der Austausch von 500 Studierenden vorgesehen. Betrachtet man die fachspezifische Verteilung, so zeigt sich, daß 33% der geplanten Austauschzahlen aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften kommen, 25% aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, 16% aus den Naturwissenschaften, 15% aus den Wirtschaftswissenschaften und 11% aus der Architektur.

Die Bereitstellung und Einwerbung finanzieller Fördermittel ist eine zentrale Option der Technischen Universität Berlin, um die Teilnehmerzahl an Austauschprogrammen zu erhöhen. Die Austauschprogramme müssen aber auch Qualitätsstandards genügen, damit die Zielsetzungen eines Auslandsstudiums langfristig greifen. Bei der Anbahnung europäischer Hochschulkooperationen ist daher auf das Profil der potentiellen Partnerhochschule zu achten. Bei der Fülle unterschiedlicher Hochschuleinrichtungen innerhalb Europas muß vorher festgestellt werden, inwieweit die zukünftige Gasthochschule mit der Technischen Universität Berlin kompatibel ist. Da die Technische Universität Berlin je nach Fachgebiet unterschiedliche Stärken besitzt, soll sich dies auch in dem Spektrum der Hochschulkooperationen widerspiegeln.

Zentraler Indikator für die Qualität des Auslandsstudiums sind die Anerkennungsverfahren für Studien- und Prüfungsleistungen. Starre Regelungen haben meistens den Nachteil, den Kreis der Partneruniversitäten auf ein Minimum zu beschränken und bestimmte Länder aus der Kooperation völlig auszuschließen. Flexible Lösungen wiederum fordern Einzelfallprüfungen für jede Partneruniversität mit der Konsequenz, daß die Studierenden bis weit über ihr Auslandsstudium hinaus nicht wissen, ob ihre Studienleistungen von der Heimatuniversität anerkannt werden.

Die Entwicklungen des letzten Jahrzehnts haben gezeigt, daß trotz stärkerer Internationalisierung der Hochschulen im Bereich Lehre und Studium sich die Hochschulsysteme der Industrienationen nicht angeglichen haben, sondern es weiterhin eine Vielzahl unterschiedlicher Studiengangsstrukturen gibt. Diese Unterschiede beziehen sich sowohl auf die Zulassungsberechtigung für Universitäten, die Studienorganisation, die Hochschularten und Hochschulabschlüsse als auch auf das Lehrangebot insgesamt. Im Bereich der Hochschulzulassung und der Studienabschlüsse werden von nationalen und internationalen Bildungsorganisationen Vorschläge zur Bewertung ausländischer Bildungsnachweisegemacht. Darauf beruhen auch die Einstufungen in die einzelnen Studienabschnitte. Solche internationalen Äquivalenzregelungen reichen jedoch nicht aus, wenn es um die Feinabstimmung von Studiengängen und Lehrveranstaltungen geht. Hier sind enge Absprachen der beteiligten Fachbereiche/Fachdisziplinen der Partnerhochschulen notwendig. An der TU Berlin gibt es unterschiedliche Anerkennungspraktiken: 1. integrierte Auslandsstudiengänge mit Doppeldiplomabschluß, 2. ECTS-Punktesystem (Chemie, Wirtschaftswissenschaften), 3. Einzelbescheinigungen zu einzelnen Lehrveranstaltungen, 4. prinzipielle Bereitschaft von Fachbereichen (in Form von allgemeinen Voten), im Ausland erbrachte Studienleistungen als gleichwertig anzusehen. Letzteres ist häufig eine Voraussetzung, um an Erasmus Kooperationen teilzunehmen.

Schwierigkeiten treten vor allem dann auf, wenn Andersartiges als Gleichwertiges anerkannt werden soll, wobei allein Inhalt und Umfang von Studienleistungen als Anerkennungskriterien dienen können. Mittelfristig sollen Anerkennungsprozeduren dadurch erleichtert werden, daß innerhalb der Partnerschaften eine verbesserte Dokumentationspraxis eingeführt und eine größere Bereitschaft zur Anerkennung bei den beteiligten Hochschullehrern/innen und Prüfungsobleuten erreicht wird.

Einen entscheidenden Einfluß auf den Erfolg des Auslandsstudiums hat die Integration der Studierenden in den jeweiligen Lehrbetrieb. Programmbegleitende Maßnahmen haben daher eine wesentliche Bedeutung für die Qualität der Partnerschaften.

Inneruniversitär fehlen für die Lehre Anreizsysteme zur Vorbereitung und Durchführung von EU-geförderten Drittmittelprojekten wie z. B. SOCRATES. Da das Funktionieren von transnationalen Austauschbeziehungen wesentlich vom Engagement der Hochschullehrer/innen abhängig ist, müssen von seiten der TU Berlin hier stärkere Akzente gesetzt und entsprechende Gratifikationssysteme entwickelt werden.


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