ckelt, zum Beispiel die asynchrone Vorlesung, die es den Student*innen ermöglicht, die Vorlesung dann zu hören, wenn es günstig in ihren Tages- oder Wochenablauf passt. Die synchronen Angebote fokussieren sich dann auf den direkten Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden zu festgelegten Zeitpunkten und unter Beteiligung aller. Als anderes Beispiel nenne ich den „flipped classroom“, der auch ohne Streaming aus- kommt, aber eine Gewöhnung an die höhere Eigenverantwortung der Student*innen erfordert. Oder das „Peer Instruction“, das von Eric Mazur an der Harvard University entwickelt wurde. Ich habe es auf einer unserer Ziethen-Tagungen zur Lehre vorstellt und auch darüber publiziert. Meines Erachtens waren wir im ersten Lockdown nicht hilflos, weil die Formate oft schon in irgendeiner Form bekannt waren. Es entwickeln sich aber auch gänzlich neue Formate, von denen sich einige bewähren und dauerhaft in unserer Lehre bleiben werden. Natürlich sind und bleiben wir eine Präsenzuniver- sität. Letztlich ist Lernen immer auch eine soziale Funktion, die nur in einer Präsenz- universität gewährleistet werden kann. Aber das „New Normal“ in der Lehre wird mit Sicherheit anders sein als wir es vor der Pandemie kannten. Dort, wo die didaktischen Vermittlungsformen der neuen Formate überzeugen, werden sie bleiben. Die neuen Formate erlauben es den Lernenden, das Studium besser in ihre Planung einzupassen. Wir werden nicht mehr unterstellen können, dass alle Student*innen ihren Tagesab- lauf nach unserem Angebot ausrichten. Wir werden mehr Flexibilität ermöglichen müs- sen. Das schulden wir insbesondere denjenigen, die ihr Studium – jedenfalls teilweise – selber finanzieren müssen und/oder Sorge-Verpflichtungen haben. Also, ein Schritt in Richtung mehr sozialer Gerechtigkeit für Student*innen bedeutet die Entwicklung. Digitalisierung und Verwaltung: Manche meinen, dass beides nie zusammenkommt. Welchen Weg geht die TU Berlin? Wie ist der aktuelle Zustand und was sind die anvisierten Ziele? Natürlich werden Digitalisierung und Verwaltung zusammenkommen, anders ist eine moderne Universität nicht denkbar, anders können wir auch die junge Generation nicht mehr für Universität begeistern. Wir haben vor einigen Jahren den Modernisie- rungsprozess begonnen, aber dabei vermutlich unterschätzt, wie viel Komplexität und Kommunikationsaufwand in dem Prozess steckt. Schrittweise führen wir jetzt Modul für Modul ein und lassen uns dabei von Beratungsfirmen und unserer eigenen, wach- senden Erfahrung begleiten. Als erfolgreich betrachte ich, dass wir den Immatrikula- tionsprozess in 2020 im Großen und Ganzen digital gestalten konnten. Bei der Per- sonalverwaltung sind wir noch nicht so weit, sodass wir bedauerlicherweise in der Pandemiesituation die Vorteile der Digitalisierung bislang nicht ausspielen konnten. Ziel bleibt es, die meisten Verwaltungsprozesse an der TU Berlin digital durchzuführen, was aus vielen Gründen effizienter, schneller und ökonomischer gehen wird. Schritt für Schritt werden wir dorthin kommen. Welche Lehren lassen sich aus der Pandemiezeit insgesamt ziehen? Wie geht Universität der Zukunft und welche Forderungen an die Politik haben Sie als Präsident? Wie die Universität der Zukunft aussehen wird, wird sich zeigen. Mein Wunsch ist es, dass wir an der TU Berlin in einem diskursiven Prozess die Möglichkeiten von Ände- rungen und Verbesserung für das „New Normal“ diskutieren, dabei auch die Erfah- rungen mit einbeziehen, die in anderen Ländern gemacht werden und auch über die Pandemie-Situation hinaus immer offen für Veränderungen bleiben. Und, wir werden auf die Student*innen hören, die uns ihre Erlebnisse in der Pandemie schildern. Was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert? 8 Technische Universität Berlin