TU intern - April 2000 - Forschung
Freie Sicht durch Laserlicht
Präzisionslaser in der Augenheilkunde
Laser arbeiten nicht nur beim Verschweißen von Materialien,
sondern vor allem auch am menschlichen Auge mit erstaunlicher
Präzision |
Laser gewinnen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung,
auch in der Medizintechnik. Am Optischen Institut
der TU Berlin werden Laserstrahlquellen für die Augenchirurgie,
die Netzhautkoagulation und zur Behandlung der Hautoberfläche
entwickelt. Ziel der Forschungsarbeiten am Optischen Institut
ist der Aufbau von hochkompakten sichtbaren und infraroten Strahlquellen,
mit denen sich besonders schonende und zuverlässige Augen-
bzw. Hautbehandlungen durchführen lassen.
Der Einsatz von elektromagnetischen Wellen, zu denen auch Laserlicht
gehört, hat in der Medizin Tradition. So handelt es sich
beispielsweise bei Röntgen- oder Mikrowellen ebenfalls um
derartige Strahlung. Die rapide technologische Entwicklung der
Laserstrahlquellen insbesondere im sichtbaren und infraroten Bereich
eröffnet nun neue Behandlungsarten. Diese basieren auf spektroskopischen
Untersuchungen, Interferometrie oder gezieltem Bestrahlen und
Abtragen von Gewebe bzw. Partikeln.
HOHE PRÄZISION
Die Möglichkeit, die Wellenlängen der verwendeten Laser
auf die Behandlung anzupassen, spielt dabei eine wichtige Rolle.
Eine gezielte Erforschung der unterschiedlichen Reaktionen von
Gewebe oder Oberflächen sehr gezielte und nebenwirkungsarme
Behandlungsmethoden.
Die Vorteile des Einsatzes von Lasern z. B. in der Chirurgie liegen
vor allem in ihrer hohen Präzision, geringen Gewebebelastung
und Verschmelzung von Gewebe (Koagulation). Darüber hinaus
bieten Laser die Möglichkeit, mit Hilfe von Glasfasern auch
direkt im Körperinneren operieren zu können.
Am Optischen Institut der TU Berlin wurden in den letzen Jahren
Laserstrahlquellen für die Augenchirurgie, Netzhautkoagulation
und zur Behandlung der Hautoberfläche entwickelt. Durch photorefraktive
Keratektomie (PRK), einem neuen laserchirurgischen Verfahren,
kann beispielsweise Fehlsichtigkeit direkt am Auge korrigiert
werden. Der Laser passt dabei die Krümmung der Hornhaut so
an, dass nach der Behandlung wieder Normalsichtigkeit mit scharfem
Bild auf der Netzhaut eintritt.
Bei der Laserphotokoagulation wird mit Hilfe von leistungsstarken
grünen Lasern eine gezielte Bestrahlung der Netzhaut (Retina)
durchgeführt, um Netzhautablösungen oder erkranktes
Gewebe zu behandeln.
KOMPAKT UND ZUVERLÄSSIG
Um beispielsweise besonders schonende und zuverlässige Hornhautbehandlungen
zu erzielen, wurde ein dioden-gepumpter Er:YAG Laser mit einer
Emissionswellenlänge von 3µm aufgebaut. Hierbei handelt
es sich um einen Festkörperlaser auf der Basis eines Erbiumkristalls,
der durch den Einsatz von Laserdioden als optische Energiequelle
besonders kompakt und zuverlässig ist.
Seit einigen Jahren schon wird Fehlsichtigkeit mit Lasern behandelt.
Doch der derzeitige Einsatz von ultravioletten Excimerlasern (193nm)
ist mit Nachteilen verbunden. Sie bergen vor allem die Gefahr
von Nebenwirkungen, da sie UV-Strahlung verwenden.
Infrarote 3µm Strahlung ist aufgrund der maximalen Wasserabsorption
für medizinische Anwendungen deshalb interessant, weil sie
sich mit Erbiumlasern in kompakter und preisgünstiger Bauform
erzeugen lässt. Die hervorragende Strahlqualität dieser
Laser erlaubt neue verbesserte Behandlungsmethoden, ohne dass
schädliche UV-Strahlung auftritt.
MOBILER EINSATZ
Wesentliche Vorteile gegenüber den zur Zeit bereits in der
Augenchirurgie eingesetzten Excimerlasersystemen liegen aber nicht
nur in der kleinen Bauform und der guten Verträglichkeit
der 3µm Strahlung. Das Pumpen mit Laserdioden benötigt
weit weniger Energie und macht Wasserkühlungen überflüssig,
so dass in Zukunft eine breite Anwendung auch im mobilen Einsatz
möglich sein wird. Auch in puncto Sicherheit liegen dioden-gepumpte
Systeme vorn. Da es bei der Augenchirurgie auf sehr stabile Strahlqualität
und Strahldauer ankommt, stören thermische Belastungen in
Gaslasern. Mit dioden-gepumpten Er:YAG Lasern lassen sich die
Emissionsparameter dagegen äußerst präzise und
stabil einstellen.
Zurzeit wird intensiv an einer Verbesserung der für den 3µm
Laser geeigneten Materialien geforscht, so dass diese vielversprechende
Technik bald in die praktische Augenheilkunde integriert werden
kann.
Prof. Dr. Hans Joachim Eichler
Volker Gaebler
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