TU intern - April 2000 - Medien
Suche Frau zwischen 20 und 30
Was ich suche? Eine Frau zwischen 20 und 30 mit Witz, Charme und
Köpfchen sowie einer Prise Attraktivität und Sportbegeisterung!
Was ich biete? Genau das Gegenteil, denn Gegensätze ziehen
sich doch an oder habe ich in der Schule nicht aufgepasst?"
Wer zum "Tip"
oder zur "Zitty"
greift und die letzten Seiten aufschlägt, der kennt solche
einfallsreichen Anzeigen. Nun heißt es, zum Stift greifen
und auf die Chiffre antworten, vorausgesetzt, sie fühlt sich
angesprochen.
Der moderne Single kann sich inzwischen auch im Internet auf die
Suche begeben. Per E-Mail können die ersten Annäherungsversuche
erfolgen. Und wenn man sich lange genug anonym beschnuppert hat,
wagt man es, sich leibhaftig gegenüberzutreten. Spätestens
jetzt kommt die Wahrheit ans Licht.
Surfer können nicht nur kostenlos Anzeigen schalten und beantworten,
sondern auch an virtuellen Diskussionen teilnehmen. "Unisingles.de",
eine der aus dem Boden sprießenden "Seiten fürs
studentische Privatleben" im Netz, bietet auch virtuelle
Tagebücher an. Mehr oder weniger regelmäßig notieren
hier Mutige nicht nur Anekdoten aus ihrem Uni-Leben. Auch Intimes
aus dem Privatleben wird zum Besten gegeben. "Letzten Sonntag
hat sie sich beinahe von Holo getrennt. Natürlich nur, um
umso mehr an ihm zu hängen. Stand: Sie sagt mir oft, dass
sie mich liebt
An einigen Tagen ist sie in Tränen
ausgebrochen. Holo wirft ihr vor, sie weine nur bei anderen Männern.
Alles erzählt sie mir."
Wer sich berufen fühlt, kann Trost spendende Worte beitragen
und dem Tagebuch beifügen. "Ich kann mich natürlich
auch in sie hineinversetzen. Ein klein wenig zumindest. Und sie
mag dich ja gar nicht anlügen. Aber jemand, der wirklich
liebt, der kann so etwas doch niemandem so absichtlich und auf
so lange Zeit antun! Bitte, rappel dich hoch und beginne, dich
selbst ein bisschen mehr zu lieben, bevor du dich ganz aufgibst!"
Guter Rat von einem Mitfühlenden. Vielleicht hat er dem Leidenden
ja zu einer entscheidenden Erkenntnis verholfen.
Natürlich bieten solche Seiten auch handfeste Infos. Bei
"campus2day.de"
etwa kann man sich über Studienangebote, Karriere- und Freizeittipps
informieren. In derselben Richtung versucht sich auch "dooyoo.de"
zu profilieren. Für beide Seiten schreiben Studierende die
Beiträge. Im Falle von "dooyoo.de"
werden die eingehenden Meinungen von einem "Category-Manager"
verwaltet. Wer besonders viele und hilfreiche Meinungen geschrieben
hat, wird zum "dooyoo Captain" gekrönt.
Damit die Seiten kostenlos genutzt werden können, sind sie
mit Werbung bestückt. Das Ganze verdanken wir Leuten, die
sich im Internet "als frisch geföhnte Jungunternehmer"
präsentieren, wie eine Kommentatorin kürzlich bissig
formulierte. Immerhin, "unisingles.de" verzeichnet eine
Viertelmillion Besucher pro Monat, bei "campus2day.de"
schauen täglich rund 15000 Studis vorbei. Übrigens haben
besagte Unternehmer folgendes Bild von den Studierenden: "Studenten
sind aktiv, dynamisch, voller Ideen und suchen neben der Uni nach
Herausforderungen ganz besonderer Art." Wussten Sie das eigentlich
schon?
Thomas Schulz
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