TU intern - April 2000 - Aktuelles

Vater israelischer Ingenieure


Max Kurrein brachte seine umfangreiche Lehrsammlung und Bibliothek ans Technion mit

Die wirtschaftliche Entwicklung des Staates Palästina bzw. des Staates Israel ist ohne den Namen Max Kurrein undenkbar. Mehrere Generationen studierten bei ihm am Technion Haifa u. a. Maschinenbau, Betriebslehre und Metallurgie. Die Absolventen wurden technische Leiter und Direktoren in vielen Betrieben des jungen Staates. Wer war Max Kurrein?

Im April 1878 in Linz als Sohn eines Oberrabbiners geboren, studierte Max Kurrein an der deutschen Technischen Hochschule in Prag Ingenieurwissenschaften. Bereits mit 22 Jahren schloss er sein Studium ab und wurde 1904 zum "Doktor der technischen Wissenschaften" promoviert. Nach einigen Berufsjahren in der Industrie und als Assistent folgte 1913 die Habilitation bei Prof. Georg Schlesinger an der Technischen Hochschule Berlin. 1922 erhielt er eine außerordentliche Professur am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe. Sein Forschungs- und Lehrgebiet umfasste betriebs- und militärtechnische Untersuchungen, Arbeits- und Messwerkzeuge, Materialprüfung sowie feinmechanische Fertigung.

Als herausragender Wissenschaftler wurde Max Kurrein wie Georg Schlesinger bereits vor der Machtübernahme 1933 zum erklärten Ziel nationalsozialistischer Agitation. Die NSDAP suchte schon im Herbst 1932 ihren Einfluss beim Preußischen Kultusministerium geltend zu machen, um ihn aus der Hochschule zu drängen. Das gelang den Nazis schließlich im Sommer 1933.

Vorübergehend von der Polizei in "Schutzhaft" genommen, gelang Kurrein 1934 die Emigration nach Palästina. Er folgte damit einer Berufung an das Technion in Haifa zum Aufbau einer technologisch-industriellen Fakultät. Kurrein fand sich in einer Welt wieder, deren industrieller Entwicklungsstand mit dem ihm bis dahin bekannten kaum zu vergleichen war. Die kleinen Werkstätten, die sich stolz Fabriken nannten, waren mit veralteten Maschinen schlecht ausgestattet und im allgemeinen noch schlechter geführt.

Die Vorlesungen hielt Kurrein alle selbst. Er las Technologie und Maschinenelemente, Messkunde und Metallurgie, Industrielehre, Textilmaschinen, landwirtschaftliche Maschinen und industrielles Prüfwesen. Eine der größten Herausforderungen für Kurrein war es, dass er seinen Unterricht auf Hebräisch halten musste, es eine hebräische Fachsprache für Maschinenbau aber nicht gab.

Max Kurrein war Dekan seines Instituts und lehrte bis zu seinem 80. Lebensjahr. Seine wissenschaftliche Arbeit setzte er jedoch bis zu seinem Lebensende im August 1967 fort. Für seine Leistungen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bis heute sind die Ingenieurwissenschaften am Technion Haifa von Max Kurrein geprägt.

Günter Spur
Thorsten Klooster


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