TU intern - April 2000 - Aktuelles

Fluchtpunkt Palästina

Als Franz Ollendorff 1933 durch die Nationalsozialisten von der Technischen Hochschule Berlin vertrieben wurde, suchte er zunächst nicht wie zahlreiche seiner jüdischen Kollegen jenseits des Ozeans Zuflucht. "Denn in jenen bitterschweren Wochen galt es, von Haus und öffentlicher Schule vertriebene jüdische Kinder vor den brutalen Gefahren der Straße zu schützen, indem man sie zu planmäßigem Unterricht mit dem Ziel der Auswanderung nach Palästina sammelte, und ich wurde zum Lehrer an einer solchen Notschule", berichtete er später. Im Herbst 1934 emigrierte Ollendorff doch nach Palästina, um an einer Schule für Einwandererkinder in Jerusalem zu unterrichten.

Doch er erlitt "Schiffbruch", wie er einmal sagte, und erlebte "einen Tiefpunkt seines Lebens". Gesundheitlich angeschlagen kehrte er 1935 nach Berlin zurück, wo er wiederum Kinder auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereitete. Im März 1937 siedelte Ollendorff dann endgültig nach Palästina über. Er hatte das Angebot angenommen, am Technion Haifa Elektrotechnik zu lehren. 1938 wurde er dort zum Professor ernannt.

Am Technion Haifa setzte Franz Ollendorff seine wissenschaftliche Laufbahn, die in den 1920er Jahren so hoffnungsvoll begonnen hatte, fort. 1900 in Berlin geboren, ging er nach seinem Studium an der TH Berlin 1922 als Assistent an das Institut für Elektrotechnik der Universität der Freien Stadt Danzig. Hier schlug ihm eine Welle des Antisemitismus entgegen und er ging zwei Jahre später nach Berlin zurück.

Wieder in Berlin arbeitete er zunächst in der wissenschaftlichen Abteilung der Siemens-Schuckertwerke A.G. Im August 1929 habilitierte er sich an der TH Berlin und wurde zugleich Oberingenieur am Lehrstuhl für Theoretische Elektrotechnik. Doch die politischen Ereignisse setzten seinem Wirken in Berlin bald ein Ende. Am Technion Haifa fand Ollendorff eine neue Heimat.

Seine wissenschaftlichen Verdienste liegen auf dem Gebiet der Theoretischen Elektrotechnik sowie den angrenzenden Bereichen der Physik und der Philosophie. Er verstand es, schwierige theoretische Probleme auf ein den Kern treffendes einfaches Modell zu abstrahieren und in kürzester Zeit einer Lösung zuzuführen.

Für seine Leistungen wurde Franz Ollendorff 1960 mit der Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin ausgezeichnet.

Thomas Schulz


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