TU intern - April 2000 - Internationales
Eigeninitiative vorausgesetzt
Studierende der TU Berlin am Technion Haifa
Heute ist das Technion Haifa mit 19 Fakultäten und 40 wissenschaftlichen
Instituten eine der führenden Universitäten der Welt |
Als Hochschule von internationalem Rang zieht das Technion Haifa
Studierende aus der ganzen Welt an. Auch TU-Studierende hatten
bis Ende 1999 die Möglichkeit, über ein Austauschprogramm
am Technion zu studieren. Ralf Burkhardt und Markus Busch haben
dieses Angebot wahrgenommen und am Technion ihre Diplomarbeit
geschrieben.
Wer zum Studium ans Technion Haifa geht, der kommt mit Englisch
jedenfalls in den Vorlesungen und Seminaren nicht weiter: Unterrichtssprache
ist seit der Gründung des Technions Hebräisch, "was
in wenigen Monaten kaum zu erlernen war", berichtet Ralf
Burkhardt, der an der Faculty of Mechanical Engineering seine
Diplomarbeit schrieb. "Allerdings spricht wirklich jeder
Englisch." Da hatte es Markus Busch schon leichter, der hebräischen
Sprache auf die Schliche zu kommen. Er war länger am Technion,
nämlich von November 1997 bis Mai 1999 am Water Research
Institute, einem Institut, das interdisziplinär ausgerichtet
ist.
Neulinge werden am Technion herzlich empfangen. Bei offenem Hemdkragen
nahm sich der betreuende Professor eine halbe Stunde Zeit zum
Kennenlernen. "Das Gespräch war ganz locker", so
Markus Busch. Auch die Büros für ausländische Studierende
helfen gerne weiter.
Von den Studierenden erwarten die Professoren ein hohes Maß
an Eigeninitiative. Markus Busch, der in einem internationalen
Projekt zur Wasserentsalzung mitgearbeitet hat, musste bzw. konnte
selbständig die Pilotanlagen für das Labor entwickeln
und bauen. In der Versuchsphase ging es darum, die Wasserentsalzung
zu optimieren - gerade für Israel ein wichtiges Thema. Noch
kommt ein Großteil der Wasserversorgung von den Golanhöhen
und aus den besetzten Gebieten. Wenn diese einst zurückgegeben
werden, muss Israel neue Quellen erschlossen haben.
Ralf Burkhardt hatte nicht das Glück, in ein größeres
Forschungsprojekt eingebunden gewesen zu sein. Er schrieb seine
Diplomarbeit zum Thema Demontageplanung. Der betreuende Professor
war jedweder Frage zwar aufgeschlossen und nahm sich auch Zeit,
dennoch wurde Ralf Burkhardt zu 80 Prozent per E-Mail von seinem
Professor an der TU Berlin betreut.
Auch die Professoren sind weitgehend auf sich selbst gestellt.
"Sie haben beispielsweise keine Sekretärin, müssen
ihre Post und Telefonate selber erledigen." Darüber
hinaus müssen sie unternehmerisches Geschick mitbringen.
Denn am Technion, das in erster Linie anwendungsorientierte Forschung
betreibt, gibt es sehr viel mehr Kooperationsprojekte mit der
Industrie als an deutschen Universitäten. "Am Technion
werden die Forschungsergebnisse perfekt vermarktet", beobachtete
Ralf Burkhardt.
Beeindruckt waren beide davon, dass sie als Deutsche ohne Vorbehalte
aufgenommen wurden. "Die Israelis freuten sich, wenn man
sich als Deutscher mit ihnen unterhielt, freuten sich, dass man
ihr Land besuchte", sagt Markus Busch. "Das war für
mich etwas ganz Erstaunliches." Beeindruckt waren beide auch
davon, wie hart die Israelis arbeiten. "Die Leute wissen
ganz genau, dass die Entwicklung ihres Landes von ihrem Engagement
abhängt."
Thomas Schulz
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