TU intern - Dezember 2000 - Die neue TU

Frauenförderung:

Besser, aber noch nicht optimal


Während der Frauenanteil unter den Studierenden auf 35,6 Prozent gestiegen ist, gibt es auf C4-Professuren nur 3,4 Prozent Frauen

Nach dem Akademischen Senat hat Ende November auch das Kuratorium der Technischen Universität Berlin den 4. Bericht der Zentralen Frauenbeauftragten (1998 und 1999) zur Kenntnis genommen. Der Bericht gibt Auskunft über die Entwicklung des Frauenanteils in den verschiedenen Bereichen und Statusgruppen, über den Stand der Frauenfördermaßnahmen.

Der Anteil von Frauen ist beim wissenschaftlichen Personal noch immer eklatant niedrig: So lag der Prozentsatz der Frauen auf C4-Professuren mit 3,4 Prozent im Jahr 1999 erheblich unter dem Bundesdurchschnitt, der bei 5,9 Prozent lag; bei den C3-Stellen ist mit 12,2 Prozent der Bundesdurchschnitt (13,8 Prozent) fast erreicht. Die leichte prozentuale Steigerung ist allerdings nicht der gezielten Berufung von Frauen zu verdanken, sondern dem Umstand, dass mehr Männer die TU verlassen haben. Dennoch ist in der TU Berlin noch immer an neun von fünfzehn Fachbereichen keine Professorin zu finden. Bei den Neuberufungen hingegen hat die TU 1999 ihren Frauenanteil im Vergleich zu dem vorangegangenen Berichtszeitraum, in denen keine Frauen berufen wurden, erheblich gesteigert: Eine von zehn C4-Professuren wurde mit einer Frau besetzt (10 Prozent). Ebenfalls an eine Frau ging eine von vier C3-Professuren (25 Prozent). Der gleiche Effekt ist für das Jahr 2000 zu vermelden, sodass sich die TU Berlin hier auf dem richtigen Weg befindet.

Im wissenschaftlichen Mittelbau ist die Situation der Frauen zwar besser, aber durchaus nicht gut zu nennen: Der Frauenanteil bei den Habilitationsstellen liegt zwar bei ca. 35 Prozent, dies ist aber einem entsprechenden Förderprogramm zu danken, in dem 18 Stellen ausschließlich für Frauen vorgesehen werden. Auf den TU-eigenen Stellen ist dagegen die Zahl der Frauen rückläufig, was auf einen ausgeprägten Verdrängungswettbewerb hindeutet. Unbefriedigend ist auch noch immer der Anteil von Frauen auf Promotionsstellen, der bei den Vollzeitstellen zwar zwischen 1995 und 1999 von 22,9 auf 28,1 Prozent gesteigert werden konnte, der bei den Teilzeitstellen jedoch von 1998 bis 1999 um 12 Prozent (von 54,5 auf 42,4 Prozent) erheblich gesunken ist. Generell ist der Frauenanteil an Promotions- (19,7 Prozent) und Habilitationsverfahren bedenklich (9,1 Prozent).

Kontinuierlich gestiegen ist der Frauenanteil bei den Studierenden: von 32,4 Prozent im Wintersemester 1994/95 auf 35,6 Prozent im Wintersemester 1999/ 2000, bei einem Anteil von 40,4 Prozent bei den Neuimmatrikulierten. Allerdings ist auch dieser Anstieg nicht auf eine Zunahme der absoluten Anzahl zurückzuführen, sondern auf eine Abnahme der Zahl der Männer. In der Rangliste der von Frauen meist studierten Studiengänge liegen nach wie vor die Erziehungswissenschaften an der Spitze, gefolgt von den Geistes- und Sozialwissenschaften, den so genannten typischen Frauenfächern. Allerdings rangiert seit dem Sommersemester 1999 der Studiengang Landschaftsplanung mit 60,5 Prozent Studentinnen auf Rang neun. Bei den Lehrämtern liegt der Frauenanteil lediglich in den Studiengängen für das Amt der Studienrätin für Berufsschulen unter 50 Prozent, wobei sie dort nur in den naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen erheblich unterrepräsentiert sind.

Leicht angestiegen ist der Anteil der Frauen in der Zentralen Universitätsverwaltung, und zwar von 44,7 Prozent 1995 auf 48,8 Prozent 1999, wobei besonders erfreulich ist, dass es zu einem Anstieg des Frauenanteils in den oberen Besoldungs- und Vergütungsgruppen kam. Dennoch ist unübersehbar, dass sich die überwiegende Anzahl von Frauen in den mittleren und unteren Besoldungs- und Vergütungsgruppen befindet, in denen sie häufig weit über 50 Prozent erreichen - allerdings ohne jede Aufstiegschance. Dies liegt allerdings nicht nur an den Bedingungen in der TU Berlin, sondern auch in der strukturellen Benachteiligung der entsprechenden Tätigkeit durch den Bundes-Angestellten-Tarifvertrag.

Heidi Degethoff de Campos


Leserbriefe

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