TU intern - Dezember 2000 - Alumni
Meinungen aus der Praxis:
Andrea Krausch
Zwischen Theater und Krippe
In ihrer Freizeit baut und restauriert Andrea Krausch Krippen
aller Art |
Als Andrea Krausch Mitte der 90er Jahre an der Humboldt-Universität
studierte, war sie Mitglied in der kleinen Gruppe Studierender,
die die Humboldt-Galerie
managte. Auf der Suche nach einem Thema hatte sie die Idee, eine
Ausstellung über Krippen zu machen. Weil der Vorschlag Zustimmung
fand, durfte sie sich auf die Suche nach Krippen begeben. Die
Ausstellung mit einem ganzen Panorama von Krippen wurde einer
der größten Erfolge der Humboldt-Galerie. Für
Andrea Krausch, deren Liebe zu Krippen bis in Kindeszeiten zurückreicht,
begann damit ein neues Gewerbe. Heute restauriert und baut sie
Krippen in ihrer häuslichen Werkstatt in Prenzlauer Berg
- von lebensgroß bis winzig klein. Als Kunsthistorikerin
kennt sie sich rund ums Thema Krippen aus und orientiert sich
an historischen Vorlagen. Aber auch vor der Moderne schreckt sie
nicht zurück. Im vergangenen Jahr hat sie Maria, Josef und
das Jesuskind als Panker im Stall von Bethlehem einquartiert.
Vom Geschäft mit den Krippen kann sie allerdings noch nicht
leben. Ihr Geld verdient sie als PR-Frau am Berliner Schlosspark-Theater.
Hier gehört es zu ihren Aufgaben, Sponsoren für Neuproduktionen
zu finden, die Presse mit Infos über das laufende Programm
zu versorgen und mit ungewöhnlichen Aktionen Publikum ins
Theater zu locken. Für die Krippen bleibt da nur morgens
früh und abends spät Zeit.
Andrea Krausch, Jahrgang 1966 und aufgewachsen in einer fränkischen
Kleinstadt, kam 19-jährig nach Berlin. Zunächst schrieb
sie sich an der Hochschule der Künste
im Fach Zeichnen ein. Doch das war ihr bald zu einseitig. Sie
wechselte zu Kunstgeschichte und Germanistik an der Freien Universität,
studierte dann Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und
schloss schließlich mit Kunstgeschichte bzw. Kulturwissenschaften
ihr Studium an der Humboldt-Universität
ab. Das war 1998, nach zwölf Jahren Studium.
Doch diese zwölf Jahre verbrachte sie mitnichten ausschließlich
an der Uni. Mehrfach stieg sie für ein bis zwei Jahre aus
dem Studienbetrieb aus und versuchte sich in der Praxis. So im
Rahmen eines zweijährigen Studienprojektes an der TU Berlin,
das sich mit der Stadtentwicklung in Neuenkirchen/Saar beschäftigte.
Für ein halbes Jahr arbeitete sie in einem Stadtplanungsbüro,
in dem sie für Dorfentwicklung zuständig war.
Das Thema für die schließlich 760 Seiten umfassende
Magisterarbeit ist über das Ausstellungsprojekt "Berlin
wirbt zustande gekommen. Andrea Krausch hatte den Bereich
Werbung in Ost-Berlin übernommen. Doch die Suche nach Material
für die Ausstellung gestaltete sich schwierig. Sie durchstöberte
ganze Kellergeschosse von Berliner Archiven, ohne fündig
zu werden. Dann machte sie eigentlich nur zufällig den Fund:
2000 Seiten Akten und Hunderte Plakate. Die wurden allerdings
wenig später wieder unter Verschluss genommen, weil sie asbestverseucht
waren. Da wurde Andrea Krausch beim Berliner Senat vorstellig
und erwirkte die Freigabe. Weiterarbeiten durfte sie dann aber
nur im Schutzanzug.
Seit zwei Jahren nun macht sie PR für das Schlosspark-Theater
- für sie ein Traumjob, was aber nicht heißt, dass
sie nicht noch mehr Träume hätte. Zum Beispiel, sich
intensiver um ihre Krippen zu kümmern.
Thomas Schulz
Leserbriefe
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