TU intern - Dezember 2000 - Internationales
Blick über den Tellerrand:
Das Professorendasein in den USA
In der Debatte um die Reform des deutschen Hochschulwesens schweift
der Blick immer wieder gen USA. Auch in Sachen Dienstrecht wird
auf die amerikanischen Universitäten verwiesen. Die geplante
Einführung der Juniorprofessur gibt davon beredtes Zeugnis
ab. Doch wie ist es um Status und Besoldung von Nachwuchswissenschaftlern
und Professoren an nordamerikanischen Universitäten bestellt?
Unabhängig von der Rechtsstellung ihrer Hochschule sind amerikanische
Hochschullehrer Angestellte ihrer Institution, keine Beamte. Mit
der Einstellung erfolgt nicht der Eintritt in eine reguläre
Laufbahn. Das Aufrücken innerhalb der einzelnen Dienstränge
erfolgt nicht automatisch, sondern bleibt an eine positive Bewertung
gebunden. Wer sich nicht bewährt, fliegt raus.
An amerikanischen Hochschulen - 2-Year-Colleges, 4-Year-Colleges
und Universitäten - gibt es im Prinzip drei Personalkategorien:
den Assistant Professor, den Associate Professor und den Full
Professor. Eine "tenure-Stellung, also eine Dauerstellung,
erreichen rund 90 Prozent der Full Professors, rund 75 Prozent
der Associate Professors und nur rund 20 Prozent der Assistant
Professors. Am einfachsten lässt sich Tenure offenbar an
den 2-Year-Colleges (50 Prozent an privaten, 75 Prozent an öffentlichen)
erreichen, gefolgt von Universitäten (65 bzw. 70 Prozent)
und 4-Year-Colleges (55 bzw. 65 Prozent). Alle anderen Hochschullehrer
haben lediglich befristete Verträge.
KARRIERECHANCEN
Der Einstieg als Hochschullehrer erfolgt nach der Promotion als
Assistant Professor, nicht jedoch an der Hochschule, an der man
promoviert hat. Der Assistant Professor wird für fünf
bis acht Jahre auf Probe eingestellt. Nach Ablauf dieser Zeit
muss er in der Regel selbst einen Antrag auf Beförderung
zum Associate Professor stellen, die wiederum befristet, etwa
über sechs Jahre erfolgt. Danach kann ein weiterer Antrag
auf Beförderung oder auch Verlängerung gestellt werden.
Somit ist der Aufstieg zum Professor innerhalb einer Institution
möglich, ebenso aber durch erfolgreiche Bewerbung an eine
andere Hochschule.
Kann eine Stelle nicht intern besetzt werden, wird sie ausgeschrieben
oder es werden Gutachten über geeignete Spitzenkräfte
eingeholt, denen ein entsprechendes Angebot unterbreitet wird.
Die Besoldung eines Professors wird grundsätzlich bei der
Berufung individuell ausgehandelt, wobei die Hochschulen an kein
von außen gesetztes Limit gebunden sind. Sie orientieren
sich allerdings an internen "guidelines, die dafür
sorgen sollen, dass die Gehälter der im Prinzip gleichgestellten
Professoren nicht zu weit auseinander liegen.
Gehalt gibt es nur für neun Monate. Mitte der 1980er Jahre
betrug das durchschnittliche Jahresgehalt eines Professors 45000
Dollar, das eines Associate Professors 35000 Dollar und das eines
Assistant Professors 28000 Dollar. Dabei bestehen zwischen den
einzelnen Hochschulen erhebliche Unterschiede. Die Ruhegehälter
liegen nicht sehr hoch, sie betragen selten mehr als die Hälfte
des letzten Gehalts.
In den freien Sommer-Monaten kann der Hochschullehrer sein Gehalt
durch weitere Lehrangebote ergänzen. Darüber hinaus
kann er sein Einkommen durch Einwerben von Drittmitteln aufstocken,
denn ein Teil dieser Mittel kann er selbst einstreichen.Vor allem
an Universitäten mit Forschungsschwerpunkt besteht die Möglichkeit,
sich von der Lehrtätigkeit "freizukaufen, sollte
sich ein Sponsor finden. Aber im Prinzip gilt, dass Lehre, Forschung,
Verwaltung und "public service für die Universität
zu den Aufgaben des amerikanischen Hochschullehrers zählen.
Die Lehre steht dabei ganz klar im Vordergrund, für sie wird
auch an den forschungsorientierten Institutionen viel Zeit aufgewandt.
ths
Leserbriefe
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