TU intern - Dezember 2000 - Die neue TU
Die Weichen wurden gestellt
Ranking des CHE treibt Studienreform voran
Universitäts-Rankings - in den USA übrigens seit
Jahrzehnten etabliert - schweben wie ein Damoklesschwert seit
einigen Jahren auch über den deutschen Hochschulen. Gemeinsam
mit der Zeitschrift "Stern
gab das Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE) im Sommer den Studienführer "start
heraus, der die Ingenieurwissenschaften unter die Lupe nahm. Die
TU Berlin konnte sich über ihr Abschneiden vor allem im Bereich
Lehre nicht gerade freuen. Inzwischen wurden erste Maßnahmen
zur Verbesserung diskutiert.
Gemeinsam mit der Hochschulleitung haben die Dekane der ingenieurwissenschaftlichen
Fachbereiche die ersten Weichen für eine Verbesserung der
Lehre gestellt |
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Während die ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen der TU
Berlin in der Forschung gut abschneiden, attestiert ihnen der
Studienführer "start in Sachen Lehre und Betreuung
der Studierenden schlechte Noten. Das Ergebnis trifft vor allem
die Fächer Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik
und Verfahrenstechnik, aber auch die Architektur.
Die CHE-Studie veranlasste u.a. den Fachbereich 11 Maschinenbau
zu einer eigenen Umfrage bei den Studierenden. Und weil man die
Methoden des CHE für unzulänglich hielt, entwickelte
man ein eigenes Untersuchungsmodell. Auf das Ergebnis allerdings
hatte das keinen Einfluss. Die CHE-Studie wurde weitgehend bestätigt,
manche Werte lagen sogar noch unter denen des CHE. Die Ergebnisse
der eigenen Untersuchung lassen erwarten, dass die Defizite im
Bereich Lehre nun endlich ernster genommen werden. So wünschen
sich die Studierenden eine bessere Betreuung durch die Professoren,
mehr Hilfe bei der Suche nach Praktikumsstellen und eine bessere
Ausstattung mit PC-Arbeitsplätzen. Um den Kontakt zwischen
Studierenden und Professoren, um den es besonders schlecht bestellt
ist, zu erhöhen, will der Fachbereich ein Mentorenprogramm
auflegen. Außerdem will man die Lehre regelmäßig
einer Evaluation unterziehen.
Der Fachbereich Architektur
reagiert auf die Ergebnisse der CHE-Studie u. a. mit der Einrichtung
einer so genannten Lehrkonferenz. Zu Beginn jedes Semesters präsentieren
alle Lehrenden des Fachbereichs ihr Lehrangebot, stimmen dies
ab und tauschen ihre Erfahrungen aus dem zurückliegenden
Semester aus. Um die langen Studienzeiten zu verkürzen, hat
der Fachbereich bereits mit einer Neustrukturierung des Grundstudiums
und des Vordiploms begonnen. Inzwischen absolvieren nahezu 100
Prozent der Studierenden das Grundstudium in der Regelstudienzeit.
Keinen Handlungsspielraum sieht der Fachbereich allerdings bei
der Raumsituation im Hauptstudium und bei der Ausstattung mit
PCs.
Prof. Dr. Jürgen Sahm, Vizepräsident für Lehre
und Studium, will sich mit den Dekanen der betroffenen Fachbereiche
regelmäßig über die Fortschritte in Sachen Verbesserung
der Lehre austauschen. Er plädiert dafür, in den Fachbereichen
so genannte Lehrbeauftragte einzusetzen, die sich vor Ort um die
Belange der Lehre kümmern sollen. Trotz erster Maßnahmen
müsse sowohl bei den Hochschullehrern als auch bei den wissenschaftlichen
Mitarbeitern das Bewusstsein für die Bedeutung der Lehre
geschärft werden, so Jürgen Sahm. Nur dann erhielten
die Studierenden das Gefühl, dass die Lehre an der TU Berlin
ernst genommen werde. Ist etwa die tragende Säule des deutschen
Universitätssystems - die Einheit von Forschung und Lehre
nämlich - in Vergessenheit geraten?
ths
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