TU intern - Dezember 2000 - Multimedia
Noch kein Schaufenster
Bei der Wahl des Studienortes spielt das Internet keine Rolle
Vor dem Hintergrund knapper werdender Mittel und dem Versuch,
den Wettbewerb zwischen den Hochschulen zu verstärken, erlangt
die Attraktivität einer Hochschule zunehmende Bedeutung.
So wird unter anderem auch verstärkt auf die Studentenzahlen
einer Hochschule geachtet.
Das
Informationsangebot und das Informationsverhalten bei der Wahl des
Studienorts bekommt eine wichtige Schlüsselfunktion. Zudem
steht mit dem Internet ein Informationsmedium zur Verfügung,
das den Studienanfängerinnen und -anfängern ermöglicht,
eine Vielzahl an Informationen zur Studienortwahl in kurzer Zeit
abzurufen. Um so erstaunlicher, dass in den letzten Jahren nur knapp
20 Prozent das Internet bei der Wahl des Studienortes genutzt haben.
Das ist das Ergebnis einer Befragung unter 970 Studentinnen und
Studenten an der Universität
Gießen, vorwiegend aus dem Bereich des Grundstudiums.
Das Institut für Geographie der Justus-Liebig-Universität
hat im Sommersemester 2000 unter der Leitung von Dr. Ivo Mossig
eine repräsentative Befragung unter Studierenden durchgeführt,
um herauszufinden, welche Gründe und Motive der Wahl des
Studienortes Gießen zugrunde liegen und in welchem Umfang
dabei das Informationsangebot im Internet bereits genutzt wird.
Die Befragung bestätigt das Ergebnis vorangegangener Studien,
dass außerhochschulische Gründe und Motive die Wahl
des Studienortes Gießen dominieren. Insbesondere die Nähe
zum Heimatort ist für den Großteil der Studierenden
von ausgesprochen wesentlicher Bedeutung. Fachspezifische oder
hochschulspezifische Aspekte werden wesentlich seltener als wichtiger
Grund genannt. Der Internet-Auftritt der Universität und
ihrer Fachbereiche nimmt hintere Rangplätze bei der Entscheidung
für den Studienort ein.
Aus der Befragung geht hervor, dass lediglich 19,8 Prozent der
Studierenden das Internet bei der Studienortwahl genutzt haben.
Dies mag verwundern, denn das Internet besitzt einige Vorteile,
die den Studienanfängern bei dieser Entscheidung zugute kommen
müssten. So können beispielsweise die Informationen
schnell und unabhängig von der Entfernung zu verschiedenen
Hochschulstandorten abgerufen werden, ohne dass ein Brief mit
Rückumschlag verschickt oder ein Telefonat geführt werden
muss. Mögliche Hemmschwellen bei der Kontaktaufnahme zur
jeweiligen Hochschule entfallen. Aufschluss über die Ursachen
für die geringe Bedeutung des Internets bei der Studienortwahl
geben die Befragungsergebnisse.
Nur 25,9 Prozent der befragten Studierenden haben vor Beginn ihres
Studiums das Internet genutzt. Der überwiegende Teil hat
sich erst im Studium mit diesem Informationsmedium auseinandergesetzt.
Die Nähe zum Heimatort ist weiterhin das wichtigste Motiv
der Studienortwahl. Bei vielen Studienanfängern stand daher
der Studienort bereits fest. Vergleichende Informationen, die
das Internet bereitstellt, wurden deshalb nicht abgerufen.
86,4 Prozent der Studierenden stimmten der Aussage zu, dass das
Internet ein persönliches Gespräch mit Lehrenden bzw.
Studierenden bei der Studienortwahl nicht ersetzen kann. Ebenso
meinten 82,2 Prozent der Befragten, dass eine Besichtigung der
Universität nicht durch das Internet ersetzt werden kann.
Das Internet ist derzeit noch als eine Ergänzung der bestehenden
Informationsmedien zur Studienortwahl anzusehen. Dennoch kann
von einer zukünftig intensiveren Nutzung ausgegangen werden,
da der Anteil der Personen, die bereits vor dem Studium das Internet
nutzen, sich voraussichtlich noch stark erhöhen wird. Dies
bestätigt sich durch die differenzierte Betrachtung der Befragungsergebnisse
nach Semesterzahlen: Jüngere Semester haben häufiger
das Internet zur Studienortwahl genutzt als die älteren Studienjahrgänge.
Ein spezielles Informationsangebot für Studienanfänger
im Internet sollte daher als Faktor für die Attraktivität
einer Hochschule nicht unterschätzt werden.
tui
Eine Publikation der Ergebnisse liegt seit kurzem vor. Ivo Mossig:
Gründe und Motive bei der Wahl des Studienortes, Gießen
2000. Die Studie ist über das Institut für Geographie,
Wirtschaftsgeographie, Senckenbergstr. 1, 35390 Gießen oder
per E-Mail ivo.mossig@geogr.uni-giessen.de
zu beziehen.
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