TU intern - Februar/März 2000 - Studium

"Das Fach ist wirklich wunderschön"

Ein sportlicher Wettkampf - oder wie man besonders schnell und gut studiert

Die neuen Erwin-Stephan-
Preisträger v. r. n. l.: Ralf Burkhard, Markus Glück, Eike Amadeus Golas, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Sahm, Alexander Henrici, Christian Hoene, Dorothea Kolossa, Marco Liem, Benjamin Schubert, Ulrike Schüler. Sabine Lämmiche arbeitet zurzeit in den USA (nicht abgebildet)
Sie waren schnell, sie waren gut und sie möchten ins Ausland. Dorothea Kolossa, Christian Hoene und Marco Liem gehören zu den diesjährigen Erwin-Stephan-Preisträgern. Alle drei haben an der TU Berlin ihr Studium der Technischen Informatik in Rekordzeit und mit Höchstnoten abgeschlossen - und anscheinend auch mit viel Spaß. TU intern fragte die drei, wie das Studium so schnell zu schaffen war, wohin es nun gehen soll und was sie nach dem Studium vorhaben.

"Ich hab' nicht so viel Lust ins Ausland zu gehen, aber ich mach's jetzt trotzdem", sagt Christian Hoene. Der Erwin-Stephan-Preis ist für ihn der letzte Anstoß, die bekannte Umgebung zu verlassen. Denn, und darin sind sich alle Preisträger einig, Auslandserfahrungen sind wichtig. Warum das so ist, da gehen die Meinungen auseinander. "Der Markt für Ingenieurdienstleistungen wird global werden", sagt Marco Liem. Da sei es notwendig, sich im Ausland umzusehen, um dort eventuell entsprechende Dienstleistungen einkaufen zu können. Dorothea Kolossa findet besonders den "Aspekt des Wissenstransfers sehr wichtig". Sie ist neugierig, in welchen Bereichen in anderen Ländern geforscht wird. Außerdem, so sagt sie, "ist es wichtig, weil es schön ist im Ausland." Christian Hoene will weg, weil er meint, dass die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen wichtig für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist. Konkrete Pläne hat allerdings noch keiner von ihnen und auf der Wunschliste, so scheint es, stehen eher kürzere Auslandsaufenthalte. Marco Liem und Dorothea Kolossa möchten das Preisgeld verwenden, um internationale Fachkonferenzen von Irland bis Amerika zu besuchen. Christian Hoene plant einen Aufenthalt an einer Universität in den USA.

ACHTZIG STUNDEN INKLUSIVE FEIERN

Sieht man sich allein die Noten und die Studiendauer an, drängt sich schnell das Vorurteil auf, die Preisträger hätten sich ausschließlich auf ihr Studium konzentriert. Im Fall von Christian Hoene, Dorothea Kolossa und Marco Liem liegt man damit jedoch weit daneben, denn sie haben neben ihrem Studium in den verschiedensten Bereichen, bei Firmen und an der Universität gearbeitet. Besonders empfehlenswert sei, so Dorothea Kolossa und Marco Liem, eine Stelle als Tutor an der Universität. Dort könne man sein Hintergrundwissen noch einmal vertiefen und vor allem wichtige Kontakte zu den Professoren knüpfen. Trotz kurzer Studienzeit und Nebenjob sei das Studium aber nicht allzu anstrengend gewesen. Eine achtzig Stundenwoche sei nur "inklusive Feiern" vorgekommen.

VERLIEBT IN DIE PRÜFUNGSORDNUNG

Was aber hat sie so motiviert? Da in diesem Jahr von zehn Preisträgern drei aus dem Fach Technische Informatik kommen, liegt es nahe, die Gründe im Studienfach zu suchen. Darauf angesprochen geraten die drei ins Schwärmen: "Das Fach ist wirklich wunderschön", sagt Christian Hoene, und "ich liebe diese Prüfungsordnung". Die Studierenden hätten sehr viel Freiheit ihr Studium individuell zu gestalten. So hat zum Beispiel Marco Liem bei den Medizinern Medizinelektronik studiert und sich das für den Bereich industrielle Steuerungstechnik anrechnen lassen - alles eine Sache der Verhandlung mit dem Professor. Marco Liem und Dorothea Kolossa haben als Mitglieder der Ausbildungskommission an der bestehenden Studienordnung mitgearbeitet. Beide sagen, dass das gute Ergebnis aus der "richtigen Kooperation zwischen den Studierenden und den Professoren" herrührt. Noch ein Aspekt habe sie motiviert, so die drei Preisträger. Im Fach Technische Informatik habe es einen "sportlichen Wettkampf" unter den Studierenden gegeben. "Wir haben eigentlich immer alles ausgetauscht. Es war ein gemeinsames Vorwärtsrennen", sagt Marco Liem.

OFFEN FÜR DIE ZUKUNFT

Mit ihrem Studium an der TU Berlin sind die drei Preisträger sehr zufrieden. "Ich habe eigentlich fast alles gelernt, was ich jetzt so brauche", sagt Dorothea Kolossa. Die fachlichen Grundlagen, die Bereitschaft, ständig Neues zu lernen, und die Fähigkeit nachzuforschen und zu fragen, halten Marco Liem, Dorothea Kolossa und Christian Hoene für die wichtigsten Dinge, die man im Studium lernen sollte.

In den nächsten Jahren haben alle drei vor zu promovieren: Christian Hoene bei Prof. Dr.-Ing. A. Wolisz vom Fachgebiet Telekommunikationsnetze der TU Berlin, Marco Liem bei der Startup-Firma Cortologic und Dorothea Kolossa in einem Forschungslabor der Firma DaimlerChrysler. "Danach", so Dorothea Kolossa, "wird's wieder so sein, wie kurz nach dem Studium, dann steht einem erstmal wieder die Welt offen."

mir


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