TU intern - Februar/März 2000 - Menschen

Zu jung, um alt zu sein

Nach 22-jähriger Tätigkeit als Professorin der Klinischen Psychologie verlässt Eva Jaeggi die Technische Universität Berlin. Zum Abschied veranstaltete das Institut für Sozialwissenschaften der TU Berlin am 12. Februar ein Symposium. Wer verlässt uns da eigentlich? Eine österreichische Schweizerin, die nach ihrem Studienabschluss in Psychologie, Philosophie und Geschichte in Wien promovierte, anschließend in Bern als Schulpsychologin arbeitete, Studienberaterin an der Universität Bochum war, als Post-graduate der Columbia Universität New York kennen lernte. Zurück in Deutschland war sie Assistenzprofessorin an der Freien Universität Berlin, wo sie sich auch habilitierte. 1978 folgte sie dem Ruf der Technischen Universität Berlin, der sie bis heute die Treue hielt.

Eva Jaeggi, eine neugierige Wissenschaftlerin, die ihre Ideen immer an der Praxis testet. Eine begabte Lehrerin, deren konzentrierte, lebendige Vermittlung auch komplexer Zusammenhänge ihr 1997 den Titel "Champion der Lehre der Technischen Universität" eingebracht hat.

Alle Beschreibungen treffen nur einen Teil dieser sehr lebendigen Frau, die während ihrer Schaffensperiode an der TU Berlin nicht nur Wege für eine praxisnahe Ausbildung in Klinischer Psychologie ebnete. In den frühen achtziger Jahren unterzeichnete sie den ersten von nunmehr vier Kooperationsverträgen mit Praxiseinrichtungen, die rund 40 Studierenden pro Semester ein studienbegleitendes Langzeitpraktikum ermöglichen.

Darüber hinaus war Eva Jaeggi an der Etablierung und Gestaltung der qualitativen Forschung in der Psychologie beteiligt. Für sie waren die quantitativen Methoden nicht aussagekräftig genug für ihre Fragen an die gesellschaftliche Bedingtheit spezifischer Lebensformen und spezifischer Störungen.

Neben ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin blieb sie an Praxisfragen interessiert und ließ sich, als ihr der verhaltenstherapeutische Ansatz theoretisch zu eng wurde, noch zur Psychoanalytikerin ausbilden. Sie leistete die Vorarbeiten für einen Kooperationsvertrag, der 1997 zwischen der TU Berlin und der Berliner Akademie für Psychotherapie geschlossen worden ist. Auch in Zukunft wird Eva Jaeggi der Wissenschaft treu bleiben und daneben an der Berliner Akademie für Psychotherapie ihrer Tätigkeit als Psychologischer Psychotherapeutin nachgehen.

Dr. Monika Hoffmann


© 2-3/2000 TU-Pressestelle