TU intern - Februar/März 2000 - Internationales
Studium am anderen Ende der WeltRugby und Kältemaschinen
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Kontrastprogramm zum stressigen Studienalltag - Ausflüge in die atemberaubende Umgebung von Auckland | ||
Vor rund zwei Jahren habe ich ernsthaft begonnen mit dem Gedanken
zu spielen, meine Studienarbeit im Ausland zu schreiben. An einem
Aufenthalt in Europa war ich nicht sonderlich interessiert, es
sollte schon etwas weiter weg sein. Ich bewarb mich daher für
ein Austauschprogramm mit der University of Auckland
in Neuseeland. Dieses Programm wird von Prof. Hein Auracher vom
Institut für Energietechnik
betreut und vom Auslandsamt
finanziell unterstützt. So können jedes Jahr zwei Studierende
in Neuseeland leben und ihre Studienarbeit anfertigen.
Nach meiner erfolgreichen Bewerbung fand ich mich Anfang Oktober 1998 nach 22 Stunden Flug auf der anderen Seite der Erde in der neuseeländischen Metropole Auckland wieder. Auckland liegt auf der subtropischen Nordinsel von Neuseeland und ist mit 1,2 Millionen Einwohnern, einem Drittel aller Neuseeländer, den Kiwis, die größte Stadt. Fast im Zentrum der Stadt, auf der einen Seite umgeben von einem weitläufigen Park, liegt die Universität. Nachdem ich meinen neuseeländischen Ansprechpartner in der Universität kennen gelernt und erste organisatorische Dinge erledigt hatte, wurde mir in einem studentischen Arbeitsraum der School of Engineering ein eigener Schreibtisch samt PC zugewiesen. Die Ausstattung und Arbeitsbedingungen waren damit um einiges besser als an manchen Instituten der TU Berlin. Die Stimmung unter den Studierenden war hier sehr locker, freundlich und "laid-back" - so wie unter den Neuseeländern insgesamt. So kommt es tatsächlich vor, dass man in einem Supermarkt mit einem wildfremden Menschen ins Gespräch kommt, und dann, einfach so, zu einem BBQ eingeladen wird. Die Anfangszeit war durch meine Wohnungssuche bestimmt. Ich wollte gerne mit Neuseeländern zusammenwohnen, um so unmittelbar Land und Leute kennen zu lernen. Bereits nach relativ kurzer Zeit hatte ich auch eine dauerhafte Bleibe gefunden. Ich zog als siebter in eine WG in einem eher schicken Viertel von Auckland. Da es in Neuseeland so gut wie keine mehrstöckigen Wohnhäuser gibt, war auch meine WG ein von jungen Leuten gemietetes einstöckiges Haus. In der WG lebte ich unter anderen mit einem Rugby-Spieler aus Samoa zusammen. Rugby ist in Neuseeland das Pendant zum Fußball hier. Das neuseeländische Rugby-Team, die All Blacks, gehören zu den besten der Welt, kein Wunder also, dass in allen Parks und bei fast jedem BBQ Rugby gespielt wird. Zwei andere Mitbewohner stammten von den Ureinwohnern Neuseelands, den Maoris, ab. So konnte ich auch etwas über die Geschichte des Landes und die geschichtlich begründeten Konflikte zwischen Maoris und Pakehas (so werden die weißen Neuseeländer von den Maoris genannt) erfahren. Während ich an den Wochenenden hin und wieder Zeit hatte Ausflüge in die landschaftlich schöne Umgebung von Auckland zu unternehmen, konzentrierte ich mich während der Woche auf meine Studienarbeit. Im Allgemeinen sind in Neuseeland studentische Forschungsarbeiten nicht in große Forschungsprojekte eingebunden. Jeder Studierende ist daher in hohem Maße auf sich selbst gestellt. Die Ziele meiner Arbeit wurden daher von meinem Betreuer am Anfang nur grob umrissen. In wöchentlichen Treffen wurden die aktuellen Fortschritte und das weitere Vorgehen besprochen, und so die Arbeit immer weiter konkretisiert. Ich beschäftigte mich zum einen mit der Installation eines Systems zur Aufnahme von Messungen an einem an der School of Medicine installierten Kühlsystems. Zum anderen ging es um die Entwicklung von Modellen zur Voraussage des Wirkungsgrades der installierten Kältemaschinen unter stationären Bedingungen. Die tatsächliche Umsetzung, besonders des zweiten Teils, änderte sich im Laufe der Arbeit allerdings fast monatlich. Abwechslung von der Arbeit bietet sich auch durch das rege Campusleben. Dieses ist von der Student Union und vielen verschiedenen Clubs geprägt, die durch Partys, Konzerte, Diskussionsrunden und Sportaktivitäten für ein attraktives Angebot außerhalb des normalen Unilebens sorgen. Die Kontaktaufnahme ist dabei sehr einfach, was wohl an der insgesamt freundlichen und offenen Art der Neuseeländer liegt. Nach sechs Monaten am anderen Ende der Welt flog ich dann mit meiner fertiggestellten Studienarbeit und vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen zurück nach Deutschland. Es war eine gute Zeit. Derk Jan Swider
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