TU intern - Februar/März 2000 - Aktuelles

Interessiert mich nicht

Frisst die Marktwirtschaft sich auf?

Der Kampf zwischen Mannesmann und Vodafone war der vorerst spektakulärste Fall in der Geschichte der Unternehmensfusionen. Auch die Kampfmethoden waren beispiellos: Mannesmann investierte rund 400 Millionen Mark in eine Anzeigenkampagne, Vodafones Brautwerbung wird nicht weniger gekostet haben. Und: Hinter den Kulissen wurde über weitere Fusionen verhandelt, die die jeweilige Attraktivität in der Mannesmann-Vodafone-Auseinandersetzung steigern sollten. Inzwischen ist die Entscheidung gefallen. Wie wird diese Entwicklung weitergehen? Besteht die Gefahr von Monopolen? Welche Chancen haben kleinere Firmen? TU intern fragte Studierende auf dem Campus. Die häufigste Antwort war ein abwinkendes "interessiert mich nicht".

Axel Franke,
Wirtschafts-
wissenschaften,
7. Semester
Ich denke schon, dass das Fusionsfieber weitergehen wird. Es wird immer weniger immer größere Firmen geben, die sich gegenseitig aufkaufen. Es gibt zur Zeit zu viele kleine Firmen, die werden von den Großen geschluckt. Dennoch wird es immer auch kleine Firmen geben, die besonders innovativ sind. Zur Monopolbildung wird es sicher nicht kommen, vielleicht gibt es in jeder Sparte drei oder vier Firmen. Die Politik wird auf diesen Prozess nur begrenzt Einfluss haben, global allerdings nicht.

Andreas Joebges,
Informatik,
3. Semester
Ich denke, dass das Fusionsfieber anhalten und der Markt sich irgendwann selbst bereinigen wird. Es wird auf keinen Fall Monopolisten geben. Schon jetzt gibt es ja eine Tendenz zu kleinen Firmen, die sich mit ihren Innovationen durchsetzen können. Sicher werden viele kleine Firmen von Konzernen geschluckt, um die Innovationskraft der Kleinen zu nutzen. In Amerika sieht man das ganz deutlich. Alle Versuche der Politik, sich einzumischen, sind fehlgeschlagen.

Lisa Stieglitz,
Bauingenieurwesen,
7. Semester
Ich denke, dass der europäische Markt von Amerika übernommen wird. Es fusionieren ja weniger europäische Firmen, als vielmehr amerikanische mit europäischen. Die großen Konzerne werden immer einflussreicher, die kleineren Unternehmen werden immer weniger Chancen haben.

Robert Schwill,
Englisch und Arbeitslehre,
20. Semester
Ich bin der Meinung, dass der Wettbewerb dadurch belebt wird, dass es viele kleinere Firmen gibt, die im produktiven Widerstreit stehen und demzufolge sich immer wieder neu befruchten. Je größer die Konzerne sind, je weniger Bedarf sehen sie, sich weiterzuentwickeln und ihre Strategien zu modifizieren. Kleine Firmen zu gründen ist jedenfalls hier in Deutschland sehr schwer, weil die Kosten sehr hoch sind. Die Gefahr von Monopolen besteht auf jeden Fall.

Frederik Klein,
Wirtschafts-
ingenieurwesen,
5. Semester
Ich glaube, dass es langfristig gesehen eine Tendenz zur Monopolisierung gibt, sehe aber genügend Regularien, die dies unterbinden könnten. Als Regularien wirken etwa die Kartellämter, zum anderen gibt es ja viele Unternehmensfusionen, die gar nicht zustande kommen. Um die kleinen Firmen bangt man schon ein bisschen.

Dirk Soehner,
Verkehrswesen,
2. Semester
Ich glaube schon, dass Globalisierung eine richtige Richtung ist. Fusionen sind in diesem Zusammenhang einfach eine natürliche Entwicklung. Solange keine sozialen Härten entstehen, ist das schon in Ordnung. Kleine Firmen haben da ganz klar verloren. Sie können nur in Nischen überleben, Zugang zu den großen Märkten werden sie wohl nicht haben.

Dirk Junghans,
Umwelt- und Energietechnik,
14. Semester
Nein, die Marktwirtschaft frisst sich nicht selber auf. Sie wird immer größer, immer dicker. Was mich am meisten nervt ist, dass das alles in der Presse steht. Die Aktionäre interessieren mich nicht, die sollen das unter sich ausmachen. Mir kommt das alles ziemlich übertrieben vor in Deutschland, überhaupt in der westlichen Welt.

Joachim Schadel,
Wirtschafts-
ingenieur-
wissenschaften,
2. Semester
Es wird wohl noch einen geben, der überlebt. Ob das vernünftig ist, das weiß ich nicht. Jedenfalls werden wohl noch größere Fusionen auf uns zukommen.

Arne Schildt,
Wirtschafts-
wissenschaften,
7. Semester
Der Marktwirtschaft wohnt eine Tendenz zur Konzentrationsbildung inne. Wie weit dies gehen wird hängt davon ab, wie das europäische Kartellrecht greifen kann.

© 2-3/2000 TU-Pressestelle