TU intern - Januar 2000 - Studium

Wer wird denn da gleich in die Luft gehen?

Ein roter Riese stand Pate bei der Suche nach dem Namen. Doch der Riese entstammt nicht dem Reich der Märchen und Sagen. ”Antares" schwebt in den Weiten des Weltalls. Er ist der hellste, rötlich leuchtende Stern im Sternbild des Skorpions. Und genau dorthin, ins Weltall, zielt auch das Interesse der Mitglieder der Gruppe ANTARES, die größtenteils aus Studierenden der TU Berlin besteht. Seit gut zwei Jahren beschäftigen sie sich mit der Entwicklung eines Hybridraketentriebwerks.

Der Unterschied zwischen diesem Triebwerkstypen und denjenigen, die in den gängigen Flüssigkeits- und Feststoffraketen eingesetzt werden, ist ebenso einfach wie wirkungsvoll. Die heute üblichen Triebwerke zünden ein Gemisch aus zwei Stoffen im gleichen Aggregatzustand, entweder fest oder flüssig, um die Rakete in Richtung Weltall zu katapultieren. Ein Hybridtriebwerk dagegen verwendet zwei Stoffe in unterschiedlichen Zuständen. Die Folge: Es kann nicht zu einer unkontrollierten Vermischung und damit nicht zu einer Explosion kommen.

”In dieser absoluten Sicherheit besteht der einzigartige Vorteil der Hybridraketen", sagt Ralf Schäfer, Luft- und Raumfahrtstudent sowie Leiter von ANTARES.

”Die klassischen Systeme der Feststoff- oder Flüssigraketen haben in der Vergangenheit immer wieder ihre Gefährlichkeit unter Beweis gestellt. Man denke nur an die Space-Shuttle-Katastrophe 1986, als die Raumfähre kurz nach dem Start vor den Augen der Welt explodierte. Die dazu erforderliche Mischung der beiden Treibstoffkomponenten ist bei Hybridraketen in jedem Betriebszustand physikalisch unmöglich." Diese inhärente Sicherheit trägt auch zu einer vereinfachten Fertigung und geringeren Produktionskosten im Vergleich zu anderen Raketentriebwerken bei. Als Treibstoffe können weitgehend ungiftige Materialien verwendet werden. Trotz dieser Vorteile haben Hybridraketen bislang keine breite Anwendung gefunden, da es einige technische Probleme gibt. Diese zu lösen ist eines der Ziele von ANTARES.

Seit ihrer Gründung im Frühjahr 1997 sind die Mitglieder der Gruppe ihrem Ziel schon ein gutes Stück näher gekommen. Programme zur Berechnung des Treibstofffördersystems und der Auslegung des Betriebspunktes wurden erstellt. Zur Zeit arbeitet die Gruppe vor allem an der Berechnung der Wärmeübertragung in der Brennkammer. Geplant sind weitere Vertiefungen in die Simulation der chemisch reagierenden Grenzschicht. ”Aber auch die praktischen Tätigkeiten kommen bei uns nicht zu kurz", erklärt Daniel Koch, Pharmaziestudent an der FU Berlin und verantwortlich für die Firmenkontakte der Gruppe. ”Der Bau eines Demonstrationstriebwerkes steht unmittelbar bevor und wir arbeiten zur Zeit an der Steuerungselektronik und der Beschaffung der notwendigen Einzelteile." Dazu sucht die Gruppe, die sich bislang aus Eigenmitteln finanziert, nicht nur Sponsoren, sondern auch noch neue Mitglieder.

Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, könnten die Hybridraketen beispielsweise bei Mikrosatelliten, die zukünftig in sehr großer Zahl für gute Mobilfunk- oder Internetverbindungen sorgen sollen, eingesetzt werden, um diese Satelliten nach dem Aussetzen auf die gewünschte Bahn zu bringen.

Gabriele Riedel

Weitere Informationen zu ANTARES unter: http://www.hybridraketen.de oder direkt bei Daniel Koch Tel.: (030) 49 91 26 54


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