TU intern - Januar 2000 - Menschen

Aufstieg in die Bundesliga

Ehemaliger Fußball-Manager wird neuer KMK-Präsident

In der KMK wird künftig nach allen Regeln der Sportlichkeit gespielt
Wissen Sie, was ein Abseits ist? Nein? Ich auch nicht! Nur so viel, es ist ein tückisches Stellungsspiel, das seine Anwendung nicht nur auf dem Fußballfeld erfährt. Davon wird Willi Lemke (SPD), designierter Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), in zwölf Monaten einiges zu erzählen haben. Bremens Senator für Bildung und Wissenschaft tritt offiziell am 17. Januar die Nachfolge des turnusmäßig aus dem Amt scheidenden sächsischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Hans Joachim Meyer (CDU), an.

”Turbo-Willi", wie ihn seine ehemaligen Kollegen und Fans nennen, hat genügend Erfahrungen, um einen Konter anzusetzen und ins Mittelfeld zu stürmen. War er doch 18 Jahre lang erfolgreicher Manager des Erstligisten Werder Bremen und zuvor Geschäftsführer der Bremer SPD. Seine fruchtbare Koalition mit dem CDU-Sympathisanten und Erfolgstrainer Otto Rehhagel mag ihm dabei die Fitness für politische Fraktionskämpfe nicht nur in seinem Heimatsenat gebracht haben. Auch das ständige Trainieren der La-Ola-Welle im Stadion kann ihm nun bei der Bewältigung der Bachelor- und Master-Welle, die derzeit die deutsche Hochschullandschaft erfasst, behilflich sein. Dass die Amerikanisierung der deutschen Universitäten nicht das Allheilmittel sein kann, wie es sein Vorgänger beim Amtsabtritt beschwor - keiner weiß es besser als der 52-jährige ehemalige Fußball-Funktionär, spielt doch die amerikanische Soccer-League unter ferner liefen und begrüßt selbst den in die Jahre gekommenen Lothar Matthäus mit Kusshand und vielen Millionen.

Man kann nur vermuten, welche Strategie sich Willi Lemke vorlegt, wenn er die Führung der ältesten deutschen Ministerrunde offiziell antritt. Er hält es wahrscheinlich so wie ein schlauer Trainer vor einem wichtigen Pokalspiel: Die Aufstellung bleibt geheim und das Spiel dauert 90 Minuten.

Stefanie Terp


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