TU intern - Januar 2000 - Internationales
Promotion in den USA - Lust oder Frust?
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Pennsylvania State University - eine der zehn größten und bedeutendsten Universitäten der USA | |
Das Diplom in Verfahrenstechnik nach elf Semestern an der TU Berlin
in der Tasche, promoviere ich seit Januar 1998 an der Pennsylvania State University
im Department of Chemical Engineering unter anderen bei Prof.
Ronald Danner.
Das Studium in den USA ist sehr stark reguliert. Man könnte es verschult nennen, was man hier allerdings nicht gerne hört. In allen Kursen werden Hausaufgaben gegeben, die Pflicht und für die Benotung von Bedeutung sind. Darüber hinaus muss jeder Kurs durch intensive Lektüre vorbereitet werden. Die jüngeren Studenten (undergraduates) belegen fünf oder sechs Kurse pro Semester, so dass sie ein stattliches Deputat zu absolvieren haben. In einigen Kursen wird sogar die Anwesenheit protokolliert, denn bei schlechten Noten fragen die Eltern schon einmal den Professor, wieso ihr Schützling bei 10000 Dollar Jahresstudiengebühr eine so schlechte Zensur erzielen konnte. Oder sind einige Studierende mit all dem Lehrstoff überfordert? In vielen Fällen jedenfalls bleibt nur ein Bruchteil des Gelehrten dauerhaft in den studierten Köpfen hängen. Wer sich über den Lehrstoff auch noch Gedanken macht und Fragen hat, wendet sich nicht, wie an deutschen Universitäten, an den Assistenten, sondern an den Professor. Der hat für seine Studierenden immer Zeit und ein offenes Ohr. Bereits in der Vorlesung wird eine aktive Mitarbeit gefordert. Die Professoren stellen während der Vorlesung Fragen an die Studenten und rechnen Beispielaufgaben vor. Private Gespräche zwischen den Studenten oder Zeitungslektüre während der Vorlesung sind daher nicht zu beobachten. DOKTORANDEN SIND STUDIERENDE Anders als an deutschen Universitäten sind die Doktoranden in den USA noch einmal Studierende. Man muss arbeitsintensive Kurse belegen und einen guten Notendurchschnitt vorweisen, sonst fliegt man aus dem Graduate Programm heraus. Und wie kommt man herein? In den USA muss man sich bei einer Universität darum bewerben, als Graduate Student aufgenommen zu werden. Auf welchem Gebiet man forschen wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Die ersten drei Monate im Herbstsemester stellen die Professoren, die eine Stelle zu vergeben haben, ihr Arbeitsgebiet den neuen Graduate Students vor. Nach diesen drei Monaten können die Graduates sich für ein Arbeitsgebiet eintragen. Dieses Verfahren mit offenem Ausgang, was den Forschungsbereich betrifft, lässt sich auch umgehen, indem man sich im Voraus mit dem Professor, bei dem man promovieren möchte, in Verbindung setzt. Wie auch immer man es zum Graduate Student gebracht hat, ob man am gewünschten Thema arbeiten kann oder sich enttäuscht mit einer anderen Materie auseinandersetzen muss - neben den Pflichtveranstaltungern, die einen die ersten 3 bis 4 Semester eindecken, bleibt nur wenig Zeit für die eigene Forschung. Das kann sehr frustrierend werden, vor allem wenn man an einem von der Industrie geförderten Projekt beteiligt ist und regelmäßig Resultate vorlegen soll. Norbert Luetzow © 1/2000 TU-Pressestelle |