TU intern - Januar 2000 - Studium

Neues Grün für trostlose Abraumhalden

Lösung für Umweltprobleme in der Inneren Mongolei

Ein mühsames Geschäft: Aufnahme der Bodenprofile in der Inneren Mongolei
Der Tagebau unter den harten klimatischen Bedingungen Nordchinas bringt eine Vielzahl von Problemen mit sich. Dazu gehört vor allem die Frage, wie ausgehobene Erdmassen vor der Erosion geschützt werden können. Wenn dann auch noch eine Stadt eigens dafür gegründet wird, um die Arbeiter einer Grube unterzubringen, entstehen ernsthafte Umweltbelastungen. Solchen Fragen gehen Studentinnen in einem Studienprojekt zur ”Tagebaurekultivierung in Nordchina" nach, das von Prof. B.-M. Wilke vom Institut für Landschaftsentwicklung der TU Berlin geleitet wird, und sie versuchen Lösungen zu entwickeln. Höhepunkt des Projektes, das auf ein Jahr angelegt ist, war die 14-tägige Exkursion in die Innere Mongolei, mit dem Ziel, den 13 Projektteilnehmerinnen einen Einblick in die Auslandsarbeit vor Ort zu ermöglichen.

Eine Reise nach China, und das auch noch fürs Studium! Klar, so etwas will jeder. Doch der Hintergrund ist ein ernsthafter. Gerade am Institut für Landschaftsentwicklung interessieren sich viele Studentinnen für eine spätere berufliche Zukunft im Ausland. Es gibt innerhalb der Vertiefungsfächer zwar einen Schwerpunkt für Internationales. Doch der Einstieg in die Praxis der Auslandsarbeit ist während des Studiums relativ schwer, denn die Seminare beziehen sich eher auf internationale Politik als auf die praktische Arbeit vor Ort.

Desto interessanter ist die Initiative von Prof. Wilke, uns im Rahmen eines Studienprojektes zur ”Tagebaurekultivierung in Nordchina" in seine Kooperation mit dem Institut für angewandte Ökologie (IAÖ) in Shenyang (China) einzubeziehen. Das Sommersemester 1999 haben wir zur Vorbereitung der für den Oktober geplanten Exkursion genutzt und uns die Gegebenheiten des Landes und die prinzipiellen Möglichkeiten der Tagebaurekultivierung erarbeitet. Dies erlaubte es uns, die doch recht kurz bemessene Zeit von zehn Tagen vor Ort intensiv zu nutzen.

In Shenyang wurden wir von Prof. Li und seinen Mitarbeitern vom IAÖ herzlich empfangen. Gleich am ersten Abend lernten wir die chinesische Gastfreundschaft kennen. Aber nicht nur für unser leibliches Wohl war auf das Beste gesorgt. Auch die Exkursion war von den Mitarbeitern des IAÖ beispielhaft vorbereitet worden.

Nachdem wir am ersten Tag mit dem Institut und seiner Arbeit vertraut gemacht worden sind, ging es tags darauf los in die Innere Mongolei. Noch etwas verschlafen stiegen wir früh um sechs in den Institutskleinbus. Der Schlaf war dann wie weggeblasen, als die ersten Bodenwellen besonders auf den hinteren Plätzen für Freudensprünge sorgten. Während die Straßen immer schlechter wurden, wurde die Stimmung immer besser angesichts der grandiosen Landschaft, die sich uns bot. Nach zwölfstündiger Fahrt kamen wir gut durchgeschüttelt in Huolin He an und wurden von dem ersten Schnee begrüßt.

Die Stadt Huolin He wurde vor erst 20 Jahren für die Arbeiter der Kohlenmine errichtet. Die Bedingungen in der Inneren Mongolei sind hart, nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Pflanzen, die für die Rekultivierung besonders wichtig sind. Die Landschaft ist hügelig, Grassteppe so weit das Auge reicht. Vor dem Beginn des Kohletagebaus lebten hier nur einige Nomaden, die überwiegend von der Viehzucht lebten.

Der Kohletagebau bei Huolin He bringt unter den harten klimatischen Bedingungen erhebliche Probleme mit sich. Denn neben der Kohle fallen beim Aushub gewaltige Erdmassen an, die auf Halden lagern. Damit diese Erdmassen nicht vom Wind weggeblasen werden, müssen sie möglichst bald von Vegetation bedeckt werden. Der Boden ist allerdings sehr arm, und die ungünstigen Klimabedingungen erschweren eine Begrünung. Deshalb forscht das Shenyanger IAÖ seit einigen Jahren in diesem Gebiet mit dem Ziel, die günstigste Art der Rekultivierung herauszufinden.

Auf der Exkursion haben wir Daten zum Klima, der Vegetation und vor allem der Bodenbeschaffenheit, zum Teil durch eigene Bodenanalysen, zusammengetragen. Auf dieser Grundlage wollen wir Rekultivierungsmethoden anderer Länder, die ähnliche klimatische Bedingungen wie in Nordchina aufweisen, auf ihre Brauchbarkeit in Huolin He hin untersuchen und entsprechende Vorschläge zur Bepflanzung machen. Auch die Verbringung des städtischen Mülls unter den Abraumhalden soll hierbei auf mögliche Umweltschäden hin geprüft werden.

In Zusammenarbeit mit dem IAÖ wurde auch ein System der Abwässerverrieselung entwickelt, das gleichzeitig die Aufforstungsflächen um Huolin He bewässert. Ein Teil unserer Projektgruppe befasst sich mit der Gefahr der Bodenversalzung, die in ariden bis semiariden Gebieten auf Bewässerungsflächen ein Problem darstellt.

Uns Teilnehmerinnen ermöglichten die Begegnungen mit den chinesischen Wissenschaftlern und der Einblick in deren praktische Arbeit vor allem einen ersten und wichtigen Einblick in die Berufswelt in einem anderen Land.

Antje Vorwerk


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