TU intern - Januar 2000 - Aktuelles

Kleinste Teilchen, größte Wirkung

Am 2. 2. 2000 wird in der TU Berlin Nanotechnologie erlebbar

Mit Nanotechnologie kann man an der Oberfläche von Festkörpern Informationen in atomarer Dichte abspeichern. Die so entstehenden Mulden und Hügel lassen sich wie eine Blindenschrift lesen
Am 2. Februar 2000 wird in der TU Berlin Zukunft sichtbar. In Kooperation mit der Philip Morris Stiftung lädt die TU Berlin zu der Informationsveranstaltung ”Zukunftschance Nanotechnologie" ein. Führende Experten auf dem Gebiet der Nanotechnologie diskutieren unter der Leitung des bekannten WDR-Journalisten Ranga Yogeshwar die neuen Technologien und demonstrieren an ausgewählten Experimenten und Filmen, wie die neue Forschung genutzt wird.

Obwohl die größten technologischen Fortschritte nur einen millionstel Millimeter klein sind, finden sie in den verschiedensten Gebieten der Physik, Chemie, Biologie und der Ingenieurwissenschaften Anwendung.

Prof. Dr. Uwe B. Sleytr von der Universität für Bodenkultur in Wien erläutert auf der Veranstaltung, warum Bakterien das Vorbild für eine neue Basistechnologie sind, die der Materialforschung vielfältige Möglichkeiten eröffnet. Ihm und seinen Mitarbeitern ist es gelungen, ein zweidimensionales Gitter aus Proteinen vielfältig zu nutzen. Diese sogenannte S(Surface)-Schicht ist der kleinste Filter der Welt und eignet sich unter anderem als Verpackung und Transportmittel für neue Wirkstoffe in Kosmetik und Allergologie. Prof. Dr. Klaus Müllen, Direktor am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz, präsentiert seine Vision vom Computer aus dem Reagenzglas. Er zeigt, dass in Zukunft auch einzelne Moleküle Bausteine von nanokleinen elektronischen Schaltungen sein können und entwickelt mit seinen Kollegen maßgeschneiderte Moleküle, aus denen vielleicht in Zukunft ein organischer Supercomputer zusammengesetzt sein könnte. Die TU Berlin ist auf der Veranstaltung durch Prof. Dr. Dieter Bimberg vertreten, der gegenwärtig am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin an neuartigen Lasern forscht. Dieter Bimberg macht deutlich, wie die Selbstorganisation an den Oberflächen von Halbleitern zur sekundenschnellen Entstehung von Milliarden von Quantenpunkten führt, auf deren Basis neuartige Typen von Halbleiterlasern funktionieren. Die neuen Laser können die unterschiedlichsten Gebiete wie etwa Kommunikationstechnologien oder das Fernsehen revolutionieren. Prof. Dr. Wolfgang Heckl erläutert, wie er an der Ludwig-Maximilians-Universität München einen ganzen Werkzeugkasten zur Manipulation von Biomolekülen entwickelt hat. Dazu gehört auch ein software-gesteuerter Nanomanipulator, mit dem man in Zukunft etwa zehn Millionen Schreibmaschinenseiten auf einem Quadratmillimeter speichern könnte.

Das Rastertunnel-
mikroskop macht Strukturen im Nanometerbereich sichtbar
FLAMMENWERFER UND GRAFFITI

Neben einer Diskussion der neuen Technologien werden auf der Veranstaltung auch Experimente und Filme vorgeführt, die die neuen Dimensionen und Anwendungsgebiete der Nanotechnologie demonstrieren: Ein Experiment mit einem Flammenwerfer macht deutlich, wie hitzebeständig die neuen Materialien sein können. Darüber hinaus werden innovative Anstriche auf Autos und Hauswänden vorgeführt, die künftigen Graffiti-Sprayern den Spaß verderben, weil die Farben nicht mehr haften. Und schließlich kann man an einem sogenannten ”Molekülzupfer" am eigenen Leib erfahren, wieviel Kraft es kostet, die winzig kleinen Teilchen zu bewegen.

WISSENSCHAFT ZUM ANFASSEN

Die Veranstaltung ”Zukunftschance Nanotechnologie", die am 2. 2. 2000 von 16.00 bis 18.00 Uhr im Audimax der Technischen Universität Berlin, Straße des 17. Juni 135, stattfindet, richtet sich vor allem an die interessierte Öffentlichkeit. Sie möchte auf spielerische und unterhaltsame Weise deutlich machen, was sich hinter dem Begriff ”Nanotechnologie" verbirgt und wo die neue Wissenschaft ihre Anwendung findet. Herzlich willkommen sind besonders Schülerinnen und Schüler, die vor der Entscheidung zu einem Studium stehen und einen ersten Einblick in die Wissenschaft erhalten möchten, sowie Studierende, die sich über mögliche Berufsfelder informieren wollen. Selbstverständlich sind auch alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, zum gegenseitigen Gedankenaustausch herzlich willkommen.

Mirjam Kaplow

Der Präsident der Technischen Universität Berlin,
Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers, ist gespannt:
"Der Verstoß in die Nanotechnologie eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Durch die Kombination von Nanopartikeln mit chemischen Verbindungen entstehen innovative Werkstoffe. Bekannte Materialien bekommen durch den Umformungsprozess im atomaren Maßstab völlig andere Eigenschaften - so wird z. B. Kermaik klar wie Glas - oder Glas zum hitzebeständigen Klebstoff. Im Bereich der Elektronik eröffnen winzig kleine Schaltkreise den Weg zu leistungsfähigen Supercomputern, in der Optoelektronik entstehen neuartige Laser auf der Basis von Quantenpunkten. Diese Methode, an denen auch unsere Universität geforscht wird, werden unser Leben revolutionieren. Erleben auch Sie die Zukunft an der Technischen Universität Berlin mit!"


© 1/2000 TU-Pressestelle