TU intern - Januar 2000 - Internationales

Das Projekt

Mit der Vorlesung ”Grundzüge der Thermodynamik II" am Institut für Verfahrenstechnik (FB 6) wurde erstmalig an der TU eine fremdsprachige Vorlesung im Pflichtfach angeboten. Dieses Projekt wurde durch den Fachbereich 6 tatkräftig unterstützt, insbesondere durch den Dekan. Eingeladen war Prof. Ronald Danner von der hoch angesehenen Pennsylvania State University. Prof. Danner ist auf dem Gebiet der Thermodynamik der Polymere ein weltweit ausgewiesener Wissenschaftler. Er lehrte vom 19. 10. bis 10. 12. 1999 an der TU Berlin.

DIE VORBEREITUNG

Der Inhalt der Vorlesung wurde zwischen der Lehrbeauftragten für den entsprechenden Kurs, Dr. Gabriele Sadowski, und Prof. Danner seit dem Frühjahr abgestimmt. Die Studenten, die im SS 99 die Vorlesung ”Grundzüge der Thermodynamik I" besucht hatten, waren ebenfalls in die Planung mit einbezogen. Auf ihre Initiative kamen zwei Sprachkurse zustande, die in Zusammenarbeit mit der Zentraleinrichtung Moderne Sprachen von zwei gerade am Fachbereich 6 arbeitenden amerikanischen Wissenschaftlern durchgeführt wurden. In ihnen wurde sowohl allgemeines Englisch als auch die benötigte Fachsprache unterrichtet. Zudem wurde ein Englisch-Lexikon für Thermodynamik erstellt, das vom WWW heruntergeladen werden konnte.

DIE FINANZIERUNG

Die Finanzierung des Aufenthaltes von Prof. Danner war mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Da die Vorlesung nur durch eine - in den USA unbezahlte - Aus-Zeit realisiert werden konnte, erwartete Prof. Danner zumindest die Weiterzahlung des überwiegenden Teils seines Gehaltes, sowie, wenn möglich, die Übernahme der Reisekosten und einen Ausgleich von Mehrkosten. Die notwendigen Mittel wurden vom Referat für Außenbeziehungen, das das Vorhaben von Anfang an äußerst hilfsbereit unterstützte, von der Firma EMS Fischer, die Apparate für die Polymerverarbeitung herstellt und die TU seit längerem auf diesem Gebiet unterstützt, und aus dem Drittmittel-Budget der Forschungsgruppe Polymerthermodynamik des Instituts bereitgestellt. Diese Art der Finanzierung kann aber nicht der Regelfall, sondern nur eine Ausnahme sein. Für die ureigenste Aufgabe der Universität, nämlich die Lehre, sollten entsprechende Mittel zur Verfügung stehen.

DIE ERFAHRUNGEN

Dass Prof. Danner nur von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 1999 an der TU sein konnte, war bedingt durch die amerikanischen Semesterzeiten. Seine Vorlesung wurde neben der regulären Übung durch eine freiwillige PC-Übung begleitet.

Die Erfahrungen, die Prof. Danner mit den deutschen Studierenden machte, wirkten auf ihn zuweilen befremdend. Dass der überwiegende Teil der Studierenden zu spät zur Veranstaltung kommt und wieder früher geht, kennt ein amerikanischer Professor nicht. Ein zweiter wenig verständlicher Punkt für Prof. Danner war die geringe Bereitschaft zum wissenschaftlichen Dialog. Überrascht zeigte sich Prof. Danner auch davon, dass die Studierenden ihre Anstrengungen ausschließlich auf die Klausur und nicht auf einen anzustrebenden Beruf ausrichten.

Während die handelnden Personen in der TU der Gastdozentur von Prof. Danner sehr aufgeschlossen gegenüberstanden, sind die verwaltungstechnischen und vor allem finanziellen Rahmenbedingungen für Gastdozenturen nicht gegeben.

Insgesamt hat der Aufenthalt für die Studierenden und Lehrenden eine Menge positiver Erlebnisse und Erfahrungen gebracht.

Prof. Wolfgang Arlt
Institut für Verfahrenstechnik


© 1/2000 TU-Pressestelle