TU intern - Januar 2000 - Aktuelles
Capital of TalentDie neue Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und SPD setzt auf Wissen als Motor für die Stadt
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Wenig Geld - viele Aufgaben |
Konnte man der alten Koalitionsvereinbarung die detailtreue Planung für Haushalt, Fächerstruktur und Dienstrecht der Hochschulen entnehmen, so stehen nun eher richtungsgebende Leitlinien im Vordergrund. Und diese fokussieren vor allem die Konkurrenzfähigkeit der Berliner Hochschulen, die Herausbildung klarer Profile in der Berliner Forschung sowie eine größere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. KLARE TRENNUNG Gab es noch vor der Bildung der alten-neuen Koalition Diskussionen darüber, ob nicht doch der Bereich Technologie/Forschung in das Wirtschaftsressort wandern solle, so sind nun die Grenzen klar gezogen. Doch die Politiker haben bewusst genügend Durchlässigkeit zwischen den Senatsbereichen gelassen, die Synergien ermöglichen. Noch im ersten Halbjahr 2000 plant man beispielsweise ein ressortübergreifendes Landesprogramm für das Feld Forschungs- und Entwicklungs-Technologie und Innovationspolitik, das einen Planungs- und Finanzrahmen für die beteiligten Akteure vorgibt. Vor allem die Weiterbildung soll neue Geschäftsfelder für die Hochschulen Berlins eröffnen. Und der Wirtschaftssenator will sie sogar zur vierten Säule" des Bildungssystems fortentwickeln. Ein Bereich also mit wichtiger Brückenfunktion. Er benötigt künftig verstärkt Gestaltungsideen, die in erster Linie aus den Hochschulen selbst kommen müssen. Die politische Absichtserklärung gibt nur den Rahmen vor, die inhaltliche Ausrichtung wird vom Bedarf in der freien Wirtschaft bestimmt. Die Gestaltung jedoch sollen Wissenschaftler übernehmen, für die vor allem auch gesetzliche und personalrechtliche Regelungen geschaffen werden müssen - eine Forderung, die in der Koalitionsvereinbarung jedenfalls enthalten ist. Das bestärkt den Weg, den die TU Berlin bereits geht: die Öffnung der Hochschule gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld. Das schafft gute Voraussetzungen für die Arbeit, beispielsweise die Alumni stärker in das universitäre Leben einzubeziehen, noch mehr Kooperationen zwischen Firmen und Instituten zu ermöglichen und Praktikerwissen für unsere Studenten in die Hörsäle zu holen. LEISTUNG ALS KRITERIUM In der kommenden Legislaturperiode steht auch die Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes an. Vor allem sollen Instrumente entwickelt werden, die in Ergänzung der Rechts- und Fachaufsicht geeignet sind, die Leistungen der Hochschulen zu bewerten und dementsprechend Konsequenzen für die Mittelzuweisung ab dem Jahr 2001 zu ziehen. Die Ergebnisse der Evaluierungsarbeitsgruppen der einzelnen Hochschulen sollen dort Eingang finden. Das Kriterium Leistung steht auch bei der Fortschreibung der Hochschulverträge zwischen dem Land Berlin und den Hochschulen im Mittelpunkt. Sie sollen zu echten Leistungsverträgen weiterentwickelt werden, die neben quantitativen Kriterien auch qualitative Aspekte berücksichtigen. Hierbei sind besonders, so die Koalitionsvereinbarung, die Nachwuchsförderung und die Förderung von Frauen in Wissenschaft und Forschung hervorzuheben. Man kann nur hoffen, dass diese Lippenbekenntnisse durch Taten untermauert werden, wenn nicht, wird der Arbeitsplatz Wissenschaft bei jungen Leuten immer unattraktiver und Berlin verliert sein Fundament, auf dem es wuchern will. Die Ausweitung fremdsprachlicher Lehrangebote, der Aufbau einer Internationalen Business School durch die Berliner Universitäten und die zügige Einführung international anerkannter Abschlüsse wie Bachelor und Master sind keine neuen Forderungen. Vor allem bei Letzterem gibt es genügend Diskussionsbedarf, der uns noch einige Zeit begleiten wird. GROSSE HERAUSFORDERUNG Alles in allem ein großer Berg Arbeit für Christa Thoben, Berlins neue Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Und ein großer Schuldenberg, mit dem Berlin in die neue Koalitionsrunde geht. Er wächst in diesem Jahr auf stattliche 65,48 Milliarden Mark an, und die geplanten Investitionskürzungen treffen auch das Ressort Wissenschaft/Kultur. Hinzu kommen die drückenden Pensionslasten, die den finanziellen Handlungsspielraum ebenfalls eingrenzen. Es wird vor allem auch darauf ankommen, wie sich die neue Senatorin für ihr Gebiet stark macht, wie sie es - neben all den anderen wichtigen Problemen in der Stadt - öffentlich darstellt. Fest steht nämlich, dass eine werbewirksame Losung schnell gefunden ist, doch am Verhandlungstisch werden sich auch die anderen Senatoren mit Vehemenz zu Wort melden und Geld fordern. Der Weg zur Capital of Talent" wird also mühevoll - für alle Beteiligten. Stefanie Terp © 1/2000 TU-Pressestelle |