TU intern - Juli 2000 - Alumni

Özgür Baskaya

Yachtdesign für die Luxusklasse

Der Optimismus von Özgür Baskaya ist nicht zu bremsen. Seine Idee: Eine Firma für Yachtdesign. Sein Ziel: In zehn Jahren eines der besten Yachtdesignbüros in Europa. Zumindest in Deutschland wird er der Einzige sein, der mit komplexen Freiformflächen erstellte 3D-Rechnermodelle im Yachtbau einsetzt. Während bislang nur der Rumpf im vereinfachten dreidimensionalen Modell dargestellt wird, will Özgür Baskaya die gesamte Außenhaut, also auch die Deckstruktur einer Yacht mit Freiformflächen dreidimensional modellieren. "Die Yachtmodelle können so für eine realitätsnahe Impression visualisiert und animiert werden. Das wird die Vermarktungschancen erhöhen", glaubt Özgür Baskaya. Die Branche zeigt sich nach ersten Gesprächen interessiert.

Noch aber befindet sich Özgür Baskaya in der Gründungsphase. Sein Geld verdient er bei der Firma aap Implantate AG als CAD-Konstrukteur (CAD: Computer Aided Design). Derzeit laufen die letzten Arbeiten an einer neuen Schulterprothese, für deren Konstruktion er verantwortlich ist. Das hat zwar nichts mit Schiffskonstruktion zu tun, aber mit 3D-Modellierung. Und das ist ein Glücksfall. Denn hier konnte er in den vergangenen Jahren genau mit den Modellier-Programmen arbeiten, die er auch in seiner eigenen Firma einsetzen wird.

Özgür Baskaya, 1966 in der Nähe von Izmir geboren, studierte von 1984 bis 1989 an der TU Istanbul Schiffs- und Schiffsmaschinenbau. Nach seinem Studium kam er nach Deutschland und musste feststellen, dass sein Abschluss Bachelor of Science hier nichts galt. So schrieb er sich an der TU Berlin für Schiffs- und Meerestechnik ein. Immerhin: Er konnte gleich mit dem Hauptstudium starten. Später stellte sich dann heraus, dass er sein Studium in der Türkei als Fachhochschuldiplom hätte anerkennen lassen können - aber da hatte er sein Diplom an der TU Berlin schon in der Tasche.

Das Studium an der TU Berlin zog sich bis 1998 hin. "Ich schäme mich fast, das zu sagen. Früher war es mir peinlich, heute ist es mir egal. Ich musste nebenher eben Geld verdienen, da ich kein Stipendium oder andere finanzielle Hilfen bekam." Unter anderem hatte er am Fachgebiet Schiffsentwurf bei Prof. Horst Nowacki einen Tutorenjob. Hier konnte er mit den diversen Programmen wie CAD und CFD (Competational Fluid Dynamics) arbeiten und sich intensiv mit Freiformflächen, Schiffsentwurf und der Optimierung von Schiffsrümpfen beschäftigen. Im Rahmen seiner Diplomarbeit entwarf er dann einen Hochgeschwindigkeitskatamaran für Berliner Gewässer. Die Aufgabenstellung: eine Rumpfform zu finden, mit der das bis zu 40 km/h fahrende Schiff die Wellenamplitude von 30 cm, eine Böschungsschutzmaßnahme, nicht überschreitet. Im Anschluss an seine vom Fachbereich ausgezeichnete Diplomarbeit erhielt er das Angebot, im Rahmen eines EU-Projektes ein schnelles Fahrgastschiff für die Berliner Gewässer zu entwerfen. So entwickelte er für die Stern und Kreisschiffahrt den SpreeBus, der allerdings noch nicht verwirklicht worden ist. "Dass diese Pläne einfach in der Schublade verschwinden, finde ich schon frustrierend."

Weil Özgür Baskaya bereits während seines Studiums bei aap Implantate AG gearbeitet und einen guten Eindruck hinterlassen hat, nahm er das Angebot der Abteilung für Forschung und Entwicklung an, als CAD-Konstrukteur einzusteigen. "Das war eine gute Übergangslösung. Um andere Jobs hatte ich mich gar nicht erst bemüht, weil ich schon daran arbeitete, mich selbständig zu machen."

Thomas Schulz


Leserbriefe

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