TU intern - Juli 2000 - Aktuelles
Der Informatik-NC und die Schulen:
Bangen und Selbstbewusstsein
Die Einführung des lokalen Numerus clausus für das Studienfach
Informatik stößt bei den Berliner Schulen mit gymnasialer
Oberstufe auf wenig Verständnis. Ein Teil der Schüler,
die Informatik belegen, erzielt in diesem Fach ausgezeichnete
Leistungen, ist aber in anderen Fächern eher schwach. Das
ergab eine Umfrage von TU intern an Berliner Schulen. Auf dem
Abiturzeugnis werden sie nur eine durchschnittliche Gesamtnote
erzielen - der NC wird zu einer oft wohl unüberwindbaren
Hürde.
Den Schülern sei es nicht zu vermitteln, war aus der Schöneberger
Paul-Natorp-Oberschule
zu vernehmen, dass einerseits Informatiker Mangelware sind und
IT-Fachkräfte etwa aus Indien angeworben werden, die Berliner
Universitäten aber den Zugang zum Fach Informatik beschränken.
Gerade jüngere Schüler, die vor der Wahl stehen, ob
sie Informatik an der Schule belegen sollen oder nicht, zeigen
sich resigniert. Sie sehen keinen Sinn darin, sich für das
Fach Informatik an der Schule zu entscheiden.
An der Heinrich-Hertz-Oberschule
in Friedrichshain hingegen zeigten einige Schüler durchaus
Verständnis für den NC. Da würden halt diejenigen,
die eh nichts auf dem Kasten haben, ausgesiebt. Die am Studienfach
Informatik Interessierten hegten keine Zweifel daran, dass sie
am NC scheitern könnten. Das ergab eine Diskussion, die Informatik-Lehrer
Hans-Peter Lüdtke mit seinen Schülern führte.
Einige Schüler der bilingualen John-F.-Kennedy-Oberschule
in Zehlendorf, die Informatik studieren wollen, sind vom NC an
den Berliner Universitäten gar nicht beeindruckt. Für
sie ist die Sache eh klar: Sie werden an eine englische Universität
gehen. Kürzere Studienzeiten und der Master- bzw. Bachelor-Abschluss
sind dafür ausschlaggebend. Für die aus den unterschiedlichsten
Ländern stammenden Schüler ist ein Studium in Deutschland
offenbar wenig attraktiv.
Alternativen zu einem Universitätsstudium wie Fachhochschulen
oder Berufsakademien stoßen oft auf erhebliche Vorurteile.
Sie gelten als Ausbildungsstätte zweiter Wahl, berufsbezogen
und industrieabhängig. Das heißt aber nicht, dass beispielsweise
die Fachhochschulen völlig ignoriert würden - eine Frage
der Aufklärungsarbeit auch an den Schulen. Denn nicht alle
Berufe im IT-Bereich setzen ein Universitätsstudium voraus.
Praxis- und berufsnahe Ausbildung können durchaus von großem
Vorteil sein. Diese Erkenntnis setzt sich aber nur langsam an
den Schulen durch.
ths
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