TU intern - Juli 2000 - Studium

Studie:

Schlechte Noten für die Lehre an deutschen Universitäten


Packende Vorlesungen sind an deutschen Universitäten eher selten

Die Studenten an den deutschen Hochschulen fühlen sich häufig unzureichend betreut. Viele haben auch an den Vorlesungen einiges auszusetzen. Ihrer Meinung nach müssten die Veranstaltungen in kleinerem Rahmen stattfinden und der Lernstoff praxisnäher vermittelt werden. In einer Befragung der Arbeitsgemeinschaft Hochschulforschung an der Universität Konstanz haben bundesweit über 7000 Studenten einmal kundgetan, woran es ihrer Meinung nach an den Unis und Fachhochschulen hapert:

Betreuung: Mit ihren Fragen zur Organisation des Studiums oder zu inhaltlichen Problemen fühlen sich viele Studiosi allein gelassen. An den westdeutschen Unis spricht nur ein Viertel von einer guten Beratung, in Ostdeutschland sind es immerhin 41 Prozent. An den Fachhochschulen wird der akademische Nachwuchs offenbar fester an die Hand genommen - im Westen loben 39 Prozent die gute Betreuung, im Osten sogar 57 Prozent. Ihr besseres Abschneiden dürften die Hochschulen zwischen Elbe und Oder vor allem ihrer größeren Personaldecke verdanken.

Organisation: Selbst wer seinen Studienplan durchschaut, hat mit den Tücken des Hochschulalltags zu kämpfen. Dazu gehören zum einen ausfallende Veranstaltungen - rund jeder vierte Student beklagt, dass er häufiger vor einem geschlossenen Hörsaal steht. Zum anderen müssen an den West-Unis 56 Prozent der angehenden Akademiker oft oder manchmal feststellen, dass Vorlesungen gleichzeitig stattfinden. Dagegen sehen von ostdeutschen Fachhochschülern nur 25 Prozent beim Blick auf den Stundenplan "doppelt".

Didaktik: Auch im Hörsaal verstummt die Kritik nicht. Nur gut jeder zweite Student meint, der Professor gebe klare Lernziele vor. Gut verständliche Vorträge bescheinigen nur 44 Prozent der Befragten ihren Dozenten. Lediglich 36 Prozent berichten, dass sie auf Prüfungsanforderungen hingewiesen würden. Und sogar nur 18 Prozent werden von ihren Hochschullehrern gefragt, ob sie den Stoff verstanden hätten.

Das Urteil der Hochschüler über die Lehre fällt entsprechend mäßig aus. Fast jeder Vierte benotet die inhaltliche Qualität der Vorlesungen rundweg mit "schlecht". Hinsichtlich der Präsentation des Stoffes hält sogar jeder dritte Hörer den Daumen nach unten. Daher ist es nicht überraschend, dass die Immatrikulierten auf Veränderungen an ihrer Alma Mater drängen. Zwischen Hamburg und München dominiert dabei der Wunsch nach Kursen mit weniger Teilnehmern.

Fast 60 Prozent der Studenten an den westdeutschen Unis halten kleinere Lehrveranstaltungen für dringlich. Nahezu ebenso wichtig ist für die Jung-Wissenschaftler ein stärkerer Praxisbezug des Studiums und eine arbeitsmarktorientierte Ausbildung. Dieses Anliegen hat für die Fachhochschulstudenten sogar die größte Priorität. Zu ihren größten Wünschen gehören ferner zusätzliche Computerschulungen sowie die Verbesserung der Studienfinanzierung.

Die Ergebnisse der Umfrage geben einen deutlichen Fingerzeig auf die Schwachstellen an den deutschen Hochschulen.

Institut der deutschen Wirtschaft Köln


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