TU intern - Juli 2000 - Aktuelles
Viel Freizeit und Schweiß gehen für Treppchen und
Pokale drauf
Studierende der TU Berlin treten zur Olympiade in Sydney an
Unter den Hochleistungssportlern der Hauptstadt, den "Top
100 Berlin", sind auch sechs Studierende der Technischen
Universität |
An der TU Berlin werden nicht nur Wissenschaft und Forschung
im Spitzenformat betrieben, sondern auch Hochleistungssport. Sechs
Studierende aus den unterschiedlichsten Fachbereichen gehören
zu den "Top 100 Berlin" des Berliner Olympia-Stützpunktes
und haben gute Chancen, die Qualifikation zur diesjährigen
Olympiade in Sydney
zu schaffen, die vom 15. September bis 1. Oktober stattfindet.
Stefan Heinze, qua Studium Wirtschaftsingenieur, rudert im Deutschland-Achter;
Martin Weiß, Bauingenieur, rudert im Vierer; Uta Kühnen,
Lebensmittelchemikerin, qualifizierte sich im Judo; Thorsten Spanneberg,
BWLer, ist Schwimmer; Stefan Meister, Elektrotechniker, segelt
in der 470er Klasse; David Mewes, ebenfalls Wirtschaftsingenieur,
ist Leichtathlet im Zehnkampf. Sie alle stellen sich in Sydney
nicht das erste Mal der internationalen Sportöffentlichkeit.
Bereits in den vergangenen Jahren haben sie an Welt- und Europameisterschaften
erfolgreich teilgenommen.
Studium und Hochleistungssport unter einen Hut zu bringen, das
ist eine besondere Herausforderung, zumal die meisten die Regelstudienzeit
kaum überschreiten. Zu den rund 25 Stunden Training pro Woche
kommen regelmäßige Wettkämpfe, die Semesterferien
verbringen sie im Trainingslager. Urlaub ist für sie ein
Fremdwort, lange Fetennächte und Ausschlafen sind tabu, mit
ihren Freunden telefonieren sie nur.
Um das Management in allen Fragen vom Sport bis zur Karriereplanung
kümmert sich der Berliner Olympia-Stützpunkt. Rund um
die Uhr stehen versierte Sportwissenschaftler für Trainingsfragen,
ärztliche Betreuung und Wettkampforganisation zur Verfügung
- eine Art Lebenshilfe in allen Lebenslagen. Auch wenn es im Studium
der TU-Hochleistungssportler klemmt, schaltet sich der Olympia-Stützpunkt
beratend ein. Denn auf Verständnis der Professoren stoßen
die Sportler nicht immer, wenn zu viele Pflichtveranstaltungen
unbesucht bleiben, wenn es beispielsweise darum geht, Prüfungen
zu verschieben. Richtig schwierig wird es, wenn mehrwöchige
Praktika anstehen. "Die vielen einwöchigen Trainingslager,
die immer wieder einmal eingeschoben werden, machen solche vorgeschriebenen
Praktika fast unmöglich", sagt Uta Kühnen.
Warum lassen sie sich auf so was ein? "Neben der Bundeswehr
sind Sport und Studium die einzige Möglichkeit, an die Weltspitze
zu gelangen", sagt Lothar Heller, Laufbahnberater am Olympia-Stützpunkt
Berlin. Für Stefan Heinze ist es das Schönste, wenn
man auf dem Siegerpodest steht und die Hymne hört - "ein
bewegender Moment", schwärmt der Ruderer. Um Treppchen
zu erklimmen und Pokale zu gewinnen investieren er und die anderen
Hochleistungssportler Freizeit und Schweiß.
Um den Hochleistungssportlern das Studium zu erleichtern, sollten
die Universitäten auf Anregung der Hochschulrektorenkonferenz
(HRK) die Rahmenbedingungen von Studium und Prüfungen flexibilisieren.
Dabei müsse vor allem dem außerordentlich hohen Zeitaufwand
für das Erreichen sportlicher Höchstleistung Rechnung
getragen werden. Die HRK empfiehlt Kooperationsvereinbarungen
zwischen den Hochschulen und den Sportverbänden vor Ort.
Thomas Schulz
Leserbriefe
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