TU intern - Juli 2000 - Menschen
Probleme des heutigen Straßenverkehrs lösen
Zum 1. April 2000 hat Prof. Dr. Volker Schindler die Nachfolge
von Prof. Dr. Hermann Appel am Institut für Straßen- und Schienenverkehr
angetreten. Die Wiederbesetzung der Professur wurde durch eine
Stiftung der Petri AG ermöglicht.
An der TU findet Volker Schindler ein seit vielen Jahren renommiertes
Institut mit Arbeitsschwerpunkten u. a. auf den Gebieten der Gesamtfahrzeugauslegung,
der passiven Sicherheit und Biomechanik und des Einsatzes von
CA-Methoden für die Fahrzeugkonstruktion vor. Er beabsichtigt,
auf diesen Schwerpunkten aufzubauen und dabei weitere Akzente
bei den Prozessen zur Entwicklung von komplexen Produkten unter
erheblichen Zeit- und Kostenrestriktionen in verteilten Organisationen
zu setzen.
Pkw stellen das bei weitem komplexeste Massenprodukt dar. Sie
werden heute in sehr großen Serien für weltweite Märkte
produziert. Dabei müssen sie zahlreiche gesetzliche Vorschriften
einhalten und vor allem die Erwartungen der Kunden über das
gute Jahrzehnt ihrer Lebensdauer zuverlässig und sicher erfüllen.
Gleichzeitig fallen die Preise aufgrund des scharfen weltweiten
Wettbewerbes seit Jahren real - d. h. bereinigt um Ausstattungsverbesserungen.
Die Industrie reagiert darauf mit beschleunigten Entwicklungszyklen
und senkt die Kosten u. a. durch die systematische Berücksichtigung
von Aspekten der späteren Großserienproduktion schon
in den frühen Entwicklungsphasen. Damit gewinnen Methoden
der "virtuellen Produkt- und Prozessentwicklung" immer
größere Bedeutung. Diesem Trend sollen Forschung und
Lehre im Fachgebiet "Kraftfahrzeuge"
Rechnung tragen.
Ein anderer Schwerpunkt wird die Untersuchung von Methoden der
Telematik im Fahrzeug sein, mit deren Hilfe einige Probleme des
heutigen Straßenverkehrs besser gelöst werden können.
Telematik, eröffnet die Chance, den Betrieb eines einzelnen
Fahrzeugs wie auch den Verkehr als Gruppenphänomen effizienter
zu gestalten. Ein Beispiel ist die Optimierung einer Reiseroute
mit Hilfe eines Navigationssystems unter Nutzung von aktuellen
Informationen über den Straßen- und Verkehrszustand.
Noch nicht in die Praxis umgesetzt sind Verfahren zum Austausch
von Informationen mit anderen Fahrzeugen und Einrichtungen am
Straßenrand, z. B. um das Abbiegen oder den Spurwechsel
gefahrloser zu gestalten. Die Nutzung der zahlreichen Daten, die
in den elektronischen Systemen moderner Fahrzeuge ohnehin anfallen,
in Kombination mit den neuen Möglichkeiten kostengünstiger
Mobilkommunikation und hochgenauer Ortsbestimmung über GPS
läßt hier noch interessante Entwicklungen erwarten.
Volker Schindler betrachtet die Automobiltechnik als eine Querschnittswissenschaft,
in der neben den klassischen maschinenbaulichen Problemstellungen
in großem Umfang Fragen aus der Produktionswissenschaft,
den Wirtschafts-wissenschaften, den Humanwissenschaften etc. berücksichtigt
werden müssen, und strebt entsprechende Kooperationen an.
Der 1949 in Lüdenscheid/Westfalen geborene Volker Schindler
studierte zwischen 1969 und 1975 an der TU München
Physik und promovierte 1980. Im Rahmen eines Arbeits- und Wirtschaftswissenschaftlichen
Aufbaustudiums erwarb er den Grad eines Diplom-Wirtschaftsphysikers.
Seit 1983 war er Mitarbeiter der BMW AG
und der BMW Technik GmbH. Unter anderem war er verantwortlich
für die Abteilungen "Fahrzeugforschung", "Werkstoffe,
Berechnung, Bauweisen", "Motorenentwicklung", "Planung,
Methoden, Qualitätsmanagement Versuchsfahrzeugbau".
Daneben war er immer wieder für BMW in forschungs-, verkehrs-
und technikpolitischen Fragen tätig. Er ist Autor der Monographie
"Kraftstoffe für morgen". Zuletzt leitete er die
Hauptabteilung "Systeme zur Produktdokumentation und Prozessentwicklung"
der BMW Group mit ca. 340 Mitarbeitern an Standorten in München
und in den englischen Midlands.
mika
Leserbriefe
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