TU intern - Juni 2000 - Aktuelles

100-Millionen-Mark-Show

Nein, es geht nicht um eine neue Fernsehshow, sondern um den Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder auf der Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Wiesbaden Anfang Mai. Seine Rede nutzte er für ein großzügiges Angebot an die Länder: unverzüglich ein gemeinsames Sofortprogramm zur Modernisierung der Informatikausbildung aufzulegen. Laufzeit: fünf Jahre; Finanzvolumen: 100 Millionen Mark, je zur Hälfte aus den Kassen von Bund und Ländern. Die Verteilung der Gelder soll über einen Wettbewerb geregelt werden: Die Hochschulen entwickeln Konzepte zur Steigerung von Effizienz, Niveau und Betreuung der Informatikausbildung - die Besten sollen mit Hilfe einer Jury ausgewählt und dann gezielt gefördert werden.

Während HRK-Präsident Klaus Landfried die Initiative als ein "erstes wichtiges Signal" bezeichnete, sprachen Kritiker lediglich von einer "noblen Geste". Die Informatik-Fakultäten bezweifeln inzwischen die Wirkung des Sonderprogramms. Wenn man das Geld auf die Universitäten und Fachhochschulen verteilen würde, bliebe für die einzelnen Häuser nicht viel übrig, zumal es sich um eine Einmalzahlung handelt.

Während Gerhard Schröder die 100 Millionen Mark in innovative Programme und neue Ausbildungskonzepte stecken möchte, fordern Experten eine Erhöhung der Studienplätze. Denn die Nachfrage an Studienplätzen ist in den vergangenen zwei Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen. Der Ausbau von Lehrkapazität ist allerdings ein teurer Spaß. Für eine Assistentenstelle muss man mit 100 000 Mark pro Jahr rechnen. Mit 100 Millionen Mark ließen sich also gerade einmal 200 neue Stellen mit der üblichen Vertragslaufzeit von fünf Jahren schaffen. Für 150 neue Studienplätze bräuchte die TU Berlin jährlich 6,5 Millionen Mark, rechnet Klaus Obermayer, Dekan des Fachbereichs Informatik, vor. Von der Schröder-Initiative verspricht er sich nicht viel.

Thomas Schulz


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