TU intern - Juni 2000 - Internationales
Liebe Daheimgebliebenen,
wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben, insbesondere
wenn es einen Berliner weiter als nach Beeskow verschlägt.
Also hört, was ich hier im Land der aufgehenden Sonne entdeckt
habe: In Europa ist alles so groß und in Japan ist alles
so klein. Kein Wunder daher, dass Japan auch mit der größten
Nation dieser Welt - den Amerikanern - naturgegeben einen Konflikt
hat.
Kitty geht mit Jackie und Maxi spazieren und alle freuen sich
über die riesigen Neufundländer in den kleinen japanischen
Parks. Aufrichtig begrüßt der Japaner die unverhältnismäßig
großen Tiere, die da unangeleint gern ein japanisches Kind
umrennen, die dazugehörige Mutter anbellen und ein niedliches
japanisches Hündchen verbeißen. Ernsthaft verdunkelt
sich aber die Stirn des Einheimischen, wenn Jackie einen seinem
50 kg Lebendgewicht entsprechenden Haufen vor den im Park gelegenen
ShintoSchrein setzt, Maxi ihm fröhlich schwanzwedelnd zuspricht
und Kitty keinerlei Anstrengungen macht, die ganze Schweinerei
in eine der für japanische Hundebesitzer selbstverständlichen
Plastiktüten zu befördern, um sich dann mit allgemeiner
Verbeugung nach allen Seiten schleunigst zu entfernen.
Nachdem dies dreimal passiert ist, kontaktiert der ansässige
ShintoPriester die Polizeidienststelle. Diese ist sich der Unlösbarkeit
des Problems bewusst und schickt einen keiner Menschenkenntnis
und Fremdsprache mächtigen Hilfssamurai. Kitty versteht natürlich
kein Wort, nutzt aber die Gelegenheit, um sich nach den ihr unverständlichen
Regeln der japanischen Müllabfuhr zu erkundigen. Deren unvorhersehbaren
Abholungstagen haftet allerdings etwas Mystisches an und so verwundert
es nicht, dass der überforderte Beamte Kitty nunmehr per
Zeichnung den genauen Ort des ShintoTempels und der Kotablage
durch mehrere Kreuze deutlich macht. Was hier geschehen ist und
in Zukunft zu unterbleiben habe, versteht unser Nachbar aber deutlich
miss. Sie liefern seit dem all ihren Müll an dieser Stelle
ab, der Priester hat seinen Tempel geschlossen und ich habe eine
deutsche Flagge an meiner Haustüre befestigt.
Euer Kapitän Perry
Absolvent der TU Berlin
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