TU intern - Mai 2000 - Arbeitsplatz Uni

Kamingespräche in den Alpen


Die Mitarbeiter des Zentrums Technik und Gesellschaft der TU Berlin auf Ideensuche

Die Geister blühen und klatschen aufeinander. Es ist eine Lust zu leben!" Der bekannte emphatische Ausruf des Renaissance-Menschen Ulrich von Hutten ist ein Lob auf die Kommunikation und den Kontakt in den Wissenschaften. Doch in der Universität klatschen die Geister zu wenig aufeinander. Wir kommunizieren nicht genug über Disziplingrenzen hinweg. Atmosphärische Anlässe für informelle Gespräche, in denen kreative Ideen für Forschung und Lehre entstehen, sind selten.

In Zeiten knapper Kassen muss die Universität ihre Effizienz erhöhen. Ein wichtiger Schritt dazu ist die Intensivierung der zwischenmenschlichen Kontakte auf Instituts- und Fachbereichsebene sowie über die Disziplingrenzen hinweg.

Eine Möglichkeit, kreatives Potenzial freizusetzen, hat das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG), in dem Wissenschaftler aus sieben Fachbereichen der TU Berlin zusammenarbeiten, erkundet. Im März ging es mit Kind und Kegel auf eigene Kosten eine Woche in die Alpen, auf die österreichische Ramsau am Dachstein. Fünfzehn verschiedene akademische Disziplinen kamen sich in zwei Ferienhäusern und drei umliegenden Gasthöfen näher.

In den ersten zwei Tagen schweifte bei kristallklarem Wetter der gemeinsame Blick in die Ferne und damit in die Zukunft. Am Lift, im Pferdeschlitten und abends am Kamin kreiste das Gespräch nicht nur um Grundfragen des Lebens und die soziale Seite der Forschung, sondern auch um die mittelfristigen Strategien des Zentrums, Fixpunkte und alternative Wege.

Die hochalpine Landschaft gab die Metaphern für das Strategiegespräch vor. Das ZTG befindet sich auf einer sehr aussichtsreichen aber durchaus nicht ungetrübten Gratwanderung als inhaltlich und katalytisch arbeitende multidisziplinäre Forschungseinrichtung. Den Gipfel erfolgreicher Forschung und Lehre vor Augen gilt es, den Absturz zu einer bloß forschungsverwaltenden Geschäftsstelle auf der einen und einem sich selbst genügenden Institut auf der anderen Seite zu vermeiden. Der Rückblick auf die bisher durchwanderten viereinhalb Jahre zeigte: Vor allem dort, wo das ZTG als inhaltlicher Partner akzeptiert worden war, war der gemeinsame Gipfelsturm gelungen.

Das Zentrum versteht sich als Kompetenzzentrum für das Kooperationsmanagement in der multidisziplinären Forschung im Bereich Technik und Gesellschaft. Aus diesem Anspruch leitet sich das Ziel ab, moderne Kooperations- und Moderationsverfahren wenigstens zu versuchen.

Hans-Liudger Dienel


Leserbriefe

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