TU intern - Mai 2000 - Vermischtes

Börsenfieber

Man staune und höre! Das Börsenfieber greift um sich, nicht nur die Kleinaktionäre von der Straße kommen in Wallung, wenn ein Aktientopf wieder einmal über Deutschland ausgeschüttet wird. Nachdem sich jahrzehntelang nur besser Betuchte auf dem Börsenparkett tummelten und erst kürzlich Otto Normalverbraucher seinen Zuschauerrang verließ, wurde nun eine weitere Zielgruppe entdeckt: die künftigen Studierenden.

Flops und Tops bei den Studienfächern listete kürzlich ein deutsches Nachrichtenmagazin auf. Unter dem Motto "richtig studieren - gut verdienen" werden auch sie mittlerweile mit Renditeprognosen bestückt. Die Berechnungen basieren auf einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) über Einkommenschancen von Hochschulabsolventen. Man kann sich schon die Bilder vorstellen. Hektische Börsenmakler schreien sich die Kehle aus dem Hals: Biete Pädagogik, suche dringend Maschinenbau. Die Internetticker der Hochschulen wurden um das aktuelle Börsenbarometer ergänzt.

Auch der finanztüchtige Papa hockt vor der Glotze, surft von Uni-Angebot zu Uni-Angebot und holt die beste Rendite für seinen Sohnemann heraus. Gymnasiasten werden nicht mehr nur lapidare Verabredungen wie "Treff nach der Schule bei Angelika" über ihr Handy absenden, sondern knallhart Renditen vergleichen. Frage: "Was buchst du?" Antwort: "Zahnmedizin hat eine Gewinnprognose von elf Prozent!" Top-Studiengänge oder brotlose Künste - das sind die heutigen Gesprächsthemen der nächsten Studentengeneration. Ein Glück, dass wir zu unserer Zeit noch keine Handys hatten!

stt


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