TU intern - Mai 2000 - Internationales
Erfolgreiche Reise nach Chile
Chile gehört zu den wirtschaftlich stärksten Ländern
Südamerikas, dennoch ist der südlichste Andenstaat ein
unterentwickeltes Land. Ein Drittel der Bevölkerung gilt
als arm.
Zu den ärmsten Teilen des Landes zählt die Region Aysén
an der Küste Patagoniens. Es fehlt an Infrastruktur, Bildungswesen
und wirtschaftlicher Entwicklung, aber auch an gesetzlichen Instrumenten
für eine Entwicklungsplanung. Potenzial wäre in der
Region aber durchaus vorhanden, vor allem in den Bereichen Tourismus,
Wasserkraft und Fischerei. Hier setzt das Forschungsprojekt "Regionalplanung für die IX. Region Aysén"
an, das vom Fachbereich 7 Umwelt und Gesellschaft
unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Schmidt-Eichstaedt betreut
und durchgeführt wird.
BESUCH BEIM PRÄSIDETEN
Bereits im Oktober 1999 wurde zwischen der XI. Region der Republik
Chile und der TU Berlin ein Kooperationsvertrag zur regionalen
Entwicklung unterzeichnet.
In der Zwischenzeit hat sich einiges getan und das Projekt hat
Fortschritte gemacht. Am 31. März dieses Jahres reiste der
Präsident der TU Berlin, Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers,
mit der Projektgruppe des Fachbereichs 7 (Prof. Dr. Gerd Schmidt-Eichstaedt,
seine Mitarbeiter Orion Aramayo und Alexander Reiß sowie
Prof. Heinz-Hermann Erbe und Prof. Dr. Frithjof Voss) nach Chile,
um dort im Einzelen über den Fortgang des Projekts zu berichten.
Die chilenischen Gesprächspartner waren außerordentlich
hochrangig: Am Montag, dem 3. April 2000, wurde die Gruppe vom
Staatspräsidenten Chiles, Ricardo Lagos, empfangen. Am Folgetag
stellten die Professoren ihr Projekt im Umweltausschuss des Senats
vor und wurden anschließend sowohl vom Präsidenten
des Senats, Andrés Zaldivar, als auch vom Präsidenten
des Chilenischen Abgeordnetenhauses, Victor Barrueto, empfangen.
Die Gruppe wurde bei allen Terminen vom Deutschen Botschafter
in Chile, Horst Palenberg, begleitet. Am Abend des 4. April fand
darüber hinaus eine Projektvorstellung vor dem Rektorenrat
der chilenischen Universitäten statt.
NATIONALE RAUMORDNUNGSPOLITIK
Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Einführung einer
nationalen Raumordnungspolitik. In der Republik Chile gibt es
noch kein nationales Raumordnungsgesetz und dementsprechend auch
noch keine institutionalisierten Abstimmungorgane zur Koordination
der regionalen und nationalen Raumordnungspläne und -politik.
Die TU-Delegation regte daher an, nach dem Vorbild der deutschen
Ministerkonferenz für Raumordnung auch in Chile ein Organ
zu schaffen, das zugunsten der nationalen und regionalen Raumordnung
tätig wird. Das Organ soll die Gründung eines wissenschaftlichen
Beirats, die Organisation von jährlichen Raumordnungskonferenzen
und die Herausgabe von nationalen Raumordnungsberichten übernehmen.
Das Projekt "Regionalplanung in der XI. Region Aysén"
könnte in diesem Zusammenhang als Pilotprojekt dienen und
neue Impulse bei der nationalen Raumordnung geben. In der XI.
Region sollen auf der Grundlage modernster geografischer Daten
zunächst vor allem die Bereiche betrachtet werden, aus denen
heraus sich positive wirtschaftliche Entwicklungen ergeben können.
Dazu zählen die Wasserkraft, die Fischproduktion, die Wald-
und Forstwirtschaft sowie die Weidewirtschaft, der Tourismus und
der Bergbau. Auch Querschnittsfaktoren wie die Aus- und Fortbildung,
das Wohnungswesen, die Bauleitplanung, die öffentliche Infrastruktur,
der Umweltschutz und die Rechtsgrundlagen müssen mit berücksichtigt
werden. Die am Forschungsprojekt beteiligten Professoren der TU
Berlin wollen im August dieses Jahres ihre Arbeit vor Ort beginnen
und im Frühjahr 2001 auf einer Partizipationskonferenz in
Coyhaique erste Erkenntnisse vorstellen.
tui
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