TU intern - November 2000 - Menschen
MeDiDa-Prix 2000:
Interaktive Bildschirmexperimente für die Physik
Jürgen Kirstein |
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Für das Erlernen von Physik sind Experimente ein zentrales
didaktisches Element. Oftmals jedoch ist der Aufbau eines Experimentes
zu zeitaufwendig, die Durchführung zu gefährlich oder
für den Aufbau werden Geräte benötigt, die aus
Kostengründen nicht angeschafft oder ersetzt werden können.
Diesen Limitierungen wird in der Regel durch den Einsatz von Film
und Fernsehen begegnet. Am Institut für Fachdidaktik Physik und Lehrerbildung
der TU Berlin wurde schon Mitte der neunziger Jahre erkannt, dass
man den Lernenden mittels Multimediatechnik selbstständige
Erkenntnisprozesse eröffnen kann. 1996 entwickelte das Institut
die "Interaktiven Bildschirmexperimente"
(IBEs), die physikalische Experimente multimedial präsentieren.
Für die didaktische Begleitung dieses Forschungsprojektes
hat Dr. Jürgen Kirstein vom Institut für Fachdidaktik
Physik und Lehrerbildung der TU Berlin einen Ehrenpreis des MeDiDa-Prix 2000
erhalten.
Der MeDiDa-Prix wurde auf Initiative der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft
(GMW) ins Leben gerufen und in diesem Jahr durch das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
vergeben. Didaktisch motivierte Medienprojekte, die einen besonderen
Beitrag zur Qualitätssicherung in der mediengestützten
Lehre leisten, sollen mit dem Preis honoriert werden. Von den
rund 250 eingereichten Arbeiten wurden zehn Finalisten ausgewählt,
die zur Präsentation ihres Projektes nach Innsbruck eingeladen
wurden. Das Projekt "Leben was wir lehren" der Universität Stuttgart
sowie die Arbeit "OLAT (Online Learning and Testing)"
der Universität Zürich
wurden als Preisträger ausgewählt. Die beiden Preisträgerteams
teilen sich das Preisgeld in Höhe von öS 1000000 (ca.
140000 DM), welches zweckgebunden für die weitere Projektentwicklung
vergeben wird. Die acht weiteren Finalisten wurden mit Ehrenpreisen
prämiert. Innerhalb der Finalrunde stellten die "IBEs"
der TU Berlin das einzige naturwissenschaftliche Projekt dar.
Der MeDiDa-Prix wird in den nächsten Jahren vom deutschen
Bundesministerium für Bildung und Forschung
(2001) und vom schweizerischen Bundesamt für Bildung und Wissenschaft
(2002) weitergeführt. Das Preisgeld wird dann auf 100000,-
Euro erhöht.
Bei den von Dr. Jürgen Kirstein an der TU Berlin entwickelten
"Interaktiven Bildschirmexperimenten" handelt es sich
um ein neues digitales Format, das eine Weiterentwicklung des
Realfilms darstellt. Dieses Format ermöglicht dem Anwender
realitätsgetreue Handlungen mit fotografisch abgebildeten
Objekten in herkömmlichen Multimedia-Systemen. Erfolgreich
erprobt wurden die IBEs bisher in verschiedensten LehrLern-Situationen
sowohl in der Hochschule als auch an Schulen. Seit 1998 sind sie
fester Bestandteil der Nebenfachausbildung (Physik für Ingenieure)
an der TU Berlin. 1999 sind die IBEs im Klett-Verlag
auf CD-ROM für den Physikunterricht in Schulen erschienen.
Die von Dr. Jürgen Kirstein vorgelegte Dissertation begründet
die Grundlagen zur Didaktik und Technik des neuartigen Verfahrens
zur multimedialen Abbildung physikalischer Experimente.
Der 1957 in Berlin geborene Jürgen Kirstein studierte von
1975 bis 1982 die Fächer Physik und Mathematik an der FU Berlin.
Im Anschluss daran absolvierte er bis 1984 den Vorbereitungsdienst
für das Amt des Studienrates. Bis 1995 arbeitete er als Lehrer
für die Fächer Physik, Mathematik und Informatik an
der Fritz-Karsen-Schule
in Berlin. Für die Aufnahme einer Tätigkeit als Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Fachdidaktik Physik und Lehrerbildung
der TU Berlin ließ er sich zwischen 1995 und 2000 vom Schuldienst
beurlauben. Im März 1999 schloss er seine Promotion zum Dr.
rer. nat. am Fachbereich Physik
der TU Berlin ab. Seit September 2000 ist er als Wissenschaftlicher
Assistent am Institut für Fachdidaktik Physik und Lehrerbildung
an der TU Berlin tätig.
mika
Leserbriefe
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