TU intern - November 2000 - Forschung
Eine stille Revolution - Max Planck und die Entdeckung des
Zufalls
Max Planck (1858-1947) studierte Physik in München und Berlin.
Von 1885 bis 1889 war er Professor für Physik in Kiel, anschließend
in Berlin. Von 1912 bis 1938 war er einer der vier Sekretäre
der Preussischen Akademie der Wissenschaften, von 1930 bis 1937
und 1945/46 Prädident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur
Förderung der Wissenschaften. Planck war einer der bedeutendsten
Physiker des 19./20. Jahrhunderts, der insbesondere auch durch
seine Gesinnung und sein geradliniges, unbeirrbares Handeln eine
hervorragende Stellung unter den deutschen Physikern einnahm.
Als Begründer der Quantentheorie zählt er zu den Mitbegründern
der modernen Physik.
Der Planck-Satellit wird die kosmische Hintergrundstrahlung mit
einer Genauigkeit von einem Tausendstel je Spektralelement messen.
Das primäre wissenschaftliche Ziel ist die Bestimmung der
Annisotropie der Hintergrundstrahlung im gesamten Universum mit
einer räumlichen Auflösung von 10 Winkelminuten. Daraus
sollen Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums
gezogen werden. Der Satellit misst damit das von Planck gefundene
Strahlungsgesetz in der größtmöglichen Raum- und
Zeitdimension aus.
Sehr viele Physik-Nobelpreise sind für Arbeiten verliehen
worden, die mehr oder weniger direkt mit der Quantenmechanik zu
tun haben. Die von Max Planck am 14. Dezember 1900 vorgetragene
Theorie der quantisierten Energie ist daher ein außerordentlicher
Meilenstein der naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Die enorme
Leistung wird besonders klar, wenn man den generellen Stand der
Physik im ausgehenden 19. Jahrhundert berücksichtigt. Bedenkt
man, dass die Quantisierung der Materie, d. h. das Elektron als
Träger der Elementarladung, gerade erst drei Jahre zuvor
von J. J. Thomson entdeckt worden war, wird deutlich, wie außergewöhnlich
die Vorstellung einer portionierten Energie - einer endlichen
wenn auch sehr kleinen "kleinsten Energiemenge", des
Energiequants - zu seiner Zeit tatsächlich war.
Max Planck in jungen Jahren ... |
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Ausgehend von der technischen Revolution, die durch die Erfindung
und Verbreitung der Dampfmaschine im beginnenden 19. Jahrhundert
in Gang gesetzt worden war, rückten besonders Fragen der
Thermodynamik in den Mittelpunkt. Die Thermodynamik beschäftigt
sich mit der statistischen Beschreibung von Vielteilchensystemen
wie zum Beispiel Gasen und mit der genauen Klärung von Begriffen
wie "Kraft", "Arbeit", "Energie"
und "Wirkung". Daneben setzte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts
ein zunehmender Konkurrenzkampf zwischen den Herstellern neuartiger
Beleuchtungssysteme ein, der Gasbeleuchtung und den ersten verfügbaren
elektrischen Leuchtmitteln: Kohlebogenlampe und Glühbirne.
Hier ergab sich für Physiker die schwierige Aufgabe einer
objektiven Beschreibung des Lichts, um die unterschiedlichen Beleuchtungsformen
nicht zuletzt im wirtschaftlichen Sinne vergleichbar zu machen.
Dies musste ohne Verständnis des Ursprungs der Strahlung
geschehen.
Max Planck, der am 23. April 1858 in Kiel geboren wurde, erhielt
1879 nach nur fünf Jahren Studium der Physik in München
und Berlin den Doktortitel mit einer Arbeit über den 2. Hauptsatz
der Thermodynamik. Diese frühen thermodynamischen Untersuchungen
trugen später, nachdem er 1885 Professor in Kiel und 1889
in Berlin als Nachfolger von Kirchhoff geworden war, wesentlich
zu seiner Entdeckung der Energiequantisierung bei. Kirchhoff hatte
schon 1862 das wissenschaftliche Problem formuliert, dessen Beantwortung
eben diese Entdeckung erforderte. Er hatte den idealen Strahler
definiert, dessen Strahlungseigenschaften nur von seiner Temperatur
abhängen. Dieser sogenannte "Schwarze Körper",
der mit Hilfe eines gleichmäßig beheizten Hohlraums
realisiert wird, konnte aufgrund enormer technischer Herausforderungen
erst 30 Jahre später in für physikalische Experimente
geeigneter Form hergestellt werden. Sein Spektrum, d.h. seine
Strahlungsintensität bei verschiedenen Wellenlängen
in Abhängigkeit von der Temperatur war damals theoretisch
nicht ableitbar.
... und im Alter |
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Erst Plancks Formel lieferte - neben einer korrekten Beschreibung
der gemessenen Strahlungscharakteristika bei niedrigen und bei
hohen Temperaturen - ein physikalisch nachvollziehbares Modell
für die Quelle der elektromagnetischen Strahlung. Damit beendete
er einen damals schon zwei Jahrzehnte andauernden Streit über
die richtige Formel. Allerdings erschien zunächst auch Planck
selbst die Hypothese quantisierter Energie als zu revolutionär
und nicht gänzlich akzeptabel. Denn die Annahme von Energiequanten
stellte einen fundamentalen Widerspruch zu allen bis dahin gängigen
physikalischen Modellen dar. Planck war zu dieser Annahme gänzlich
aus logischen Schlussfolgerungen getrieben worden, die auf seinen
früheren Arbeiten zur Thermodynamik beruhten. Erst die Arbeiten
Einsteins zur Quantisierung von Licht (1905) und spezifischer
Wärme in Festkörpern (1909) bestätigten die generelle
Gültigkeit der Planckschen Quantenhypothese.
In den folgenden Jahren machte die Physik infolgedessen ganz erhebliche
Fortschritte. So entwickelte z. B. Bohr 1913 seine Quantentheorie
des Wasserstoffatoms. Aus der Planckschen Theorie konnte übrigens
auch die Ladung des Elektrons korrekt vorhergesagt werden. Die
Entdeckung Max Plancks fand 1918 mit dem Nobelpreis ihre Würdigung.
Sie war der Grundstein der Quantenmechanik, die 1925 von Born,
Dirac, Heisenberg und Schrödinger entwickelt wurde. Ohne
sie wäre die gesamte heutige Physik undenkbar.
Christian Kapteyn
Der Text ist eine Zusammenfassung aus dem Ausstellungskatalog
"100 Jahre Quantentheorie. Vor- und Frühgeschichte"
von Jost Lemmerich und Dieter Hoffmann. Er wird von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
herausgegeben.
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Leserbriefe
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