TU intern - November 2000 - Hochschulpolitik
Die Sportstättenmisere
Der Berliner Hochschulsport bleibt ein Sorgenkind
Die Berliner Sportstätten sind in einem miserablen Zustand
- Besserung ist nicht in Sicht |
Der Hochschulsport als Schaufenster der Leistungsfähigkeit
einer Universität - in den USA eine Selbstverständlichkeit,
in Deutschland undenkbar, von Berlin ganz zu schweigen. Nicht,
dass die deutschen Studierenden kein Interesse an sportlichen
Disziplinen hätten.
Auch zum Beginn des Wintersemesters fielen die Studierenden wieder
über die Angebote des Hochschulsports her. Aber es fehlt
schlicht an Sportstätten. Darauf hat der "allgemeine deutsche hochschulsportverband"
(adh) in der Vergangenheit immer wieder hingewiesen. Die Politik
lässt das offensichtlich kalt. Dabei haben sich die Bundesländer
in ihren jeweiligen Hochschullandesgesetzen dazu verpflichtet,
den Hochschulsport zu gewährleisten wie den universitären
Lehr- und Forschungsbetrieb.
Der Berliner Hochschulsport bildet im Vergleich zu anderen Bundesländern
nach wie vor das Schlusslicht. Auf den eklatanten Mangel an Hochschulsportstätten
machte kürzlich die SPD-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus
Karin Seidel-Kalmutzki in einer Kleinen Anfrage aufmerksam. Der
Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur,
Dr. Josef Lange, antwortete salopp, ihm sei kein Mangel an Sportstätten
bekannt. "Soweit in Einzelfällen tatsächlich Mangelsituationen
für den Hochschulbereich auftreten, geht der Senat davon
aus, dass sie sich im Zusammenhang mit der Schließung der
universitären Sportwissenschaft an der Freien Universität,
dem generellen Abbau von 35000 Studienplätzen seit 1993 sowie
mittelbar mit dem absehbaren Rückgang an schulpflichtigen
Kindern in Berlin entspannen werde."
Diese doch etwas befremdliche Antwort veranlasste den Leiter der
Zentraleinrichtung Hochschulsport
(ZEH) der TU Berlin und derzeitigen Vorsitzenden des Koordinationsausschusses
für den Hochschulsport in Berlin, Armin Kuhlmann, zu einer
Protestnote an die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses
mit der Bitte, sich des Themas Hochschulsport einmal eingehender
anzunehmen.
In Berlin gibt es rund 170000 Hochschulangehörige, davon
sind 130000 Studierende. Aufgrund der Sportstättenmisere
reicht das Angebot des Hochschulsports für nur ein Viertel
der Interessenten. An der TU Berlin gibt es wenigstens eine vollwertige
Sporthalle, an der Freien Universität nur eine sanierungsbedürftige.
Von zwölf Kunst- und Fachhochschulen haben nur die FHTW
einigermaßen ausreichende, die TFH
einige provisorische Sportstätten. An allen anderen Fachhochschulen
gibt es noch nicht einmal einen Gymnastikraum. Keine der Berliner
Universitäten hat ein Schwimmbad, eine Leichtathletikanlage
mit Spielfeld oder ein Fußballfeld.
Zwar überlassen die Berliner Bezirke den Hochschulen Sportanlagen,
die von den eigenen Vereinen und Sportorganisationen nicht beansprucht
werden, so Armin Kuhlmann. Dadurch könnten allerdings die
Bedürfnisse der Hochschulen nicht einmal ansatzweise gedeckt
werden. Unumgänglich sei zunächst einmal die Schaffung
von Sportstätten für die Sportwissenschaft, die außerhalb
des ZEH-Angebots für den Hochschulsport reserviert werden
müssen. Ebenso wichtig sei es, dass jede Hochschule, die
selber keinen Sport anbietet, mindestens einen Mehrzweckraum erhält.
Und: Größere Neubaumaßnahmen im Hochschulbereich
müssten Anlagen für den Hochschulsport einschließen.
ths
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