TU intern - Oktober 2000 - Die neue TU

Moderatoren statt Aufpasser und Spürhunde

Die Technische Universität Berlin führt Arbeitsgruppe Controlling ein


Die Controller werden für Gleichgewicht sorgen
Im Rahmen ihrer Verwaltungs- und Strukturreform wird die TU Berlin eine Arbeitsgruppe Controlling aufbauen. Sie wird die zentrale Schnittstelle zwischen der Hochschulleitung und den Fakultäten einerseits sowie der Hochschulleitung und dem Berliner Senat andererseits bilden. Ziel ist es, einen straffen Dialog über die operativen und strategischen Fragen führen zu können. TU intern sprach mit Dr. Christian Hünicken, Leiter des Präsidialamtes der TU Berlin, der gemeinsam mit Michael Wullert, Leiter des Kanzler-Büros/Organisationsreferent, ein Controlling-Konzept für die TU Berlin entwickelt hat, über Aufgaben und Selbstverständnis der Controller.

Herr Hünicken, unter Ihrer Leitung soll im Rahmen der Verwaltungs- und Strukturreform eine Arbeitsgruppe Controlling aufgebaut werden. Betritt die TU Berlin hier völliges Neuland?

Ja und nein. Zunächst einmal müssen Sie unterscheiden zwischen dem operativen und dem strategischen Controlling. Letzteres hat an der TU Berlin bereits eine lange Tradition. Beim Übergang von der Rektorats- zur Präsidialverfassung Ende der 60er-Jahre wurde eine "Planungsgruppe" eingerichtet, deren Aufgabe es war und ist, der Hochschulleitung als Fachreferenten für strategische Fragen etwa in den Bereichen Strukturplanung, Forschung, Studium und Lehre sowie Personal- und Ausstattungsplanung zur Seite zu stehen.

Das operative Controlling wird sich um die Weiterentwicklung und Pflege von Instrumenten und Daten/Dateien kümmern, die vom Management benötigt werden, um Entscheidungen treffen zu können. Bisher werden diese Daten in der TU Berlin zwar bereits vorgehalten, nicht jedoch gebündelt aufbereitet. Dies ist aber erforderlich, um aktuell über den Stand der Finanzmittel informiert zu sein, Daten über erbrachte Leistungen zu haben und Ressourcen effektiv steuern zu können. Diese Bündelung von Informationen ist auch der Grundstein für den Abschluss von Zielvereinbarungen, die Kontrolle dieser Vereinbarungen und die erforderliche Entwicklung eines Betriebswesens.

Warum braucht die TU Berlin eine Arbeitsgruppe Controlling?

Wir haben das Problem, dass das operative Controlling immer nebenher erledigt wurde und dass die Kapazität der Planungsgruppe für das strategische Controlling schon seit langem nicht mehr ausreicht. Im Zusammenhang mit der Verwaltungs- und Strukturreform kommen zahlreiche neue Aufgaben auf das Controlling zu, die eine Straffung und den Ausbau des Controllings dringend notwendig machen.

In welchen Bereichen werden die neuen Aufgaben liegen?

Die vielleicht wichtigste neue Aufgabe erwächst aus der Einführung der Budgetierung sowie der Dezentralisierung von Aufgaben und Kompetenzen in die Fakultäten. Das Controlling soll auf der Leitungsebene diese Strukturreform begleiten und nach deren Umsetzung darauf achten, dass die neuen Fakultäten ihre Aufgaben, die in Zielvereinbarungen festgeschrieben werden, erfüllen.

Müssen die neuen Fakultäten die Controller fürchten?

Ganz entschieden nein. Die Controller werden weder als Aufpasser noch als Spürhunde durch die Fakultäten schleichen. Sie werden Moderatoren sein, die für die Fakultäten immer ansprechbar sind, egal, wo es Probleme gibt. Das Controlling ist, wenn Sie so wollen, das Instrument des Präsidenten, um mit den Fakultäten einen engen Dialog führen zu können, der von Offenheit geprägt sein sollte. Allerdings müssen sich die Fakultäten u. U. Fragen gefallen lassen. Das gehört mit dazu.

Konnten Sie bei der Entwicklung des Controlling-Konzeptes auf die Erfahrungen anderer Universitäten zurückgreifen?

Was die Technischen Universitäten betrifft, haben sie fast alle ein Controlling eingeführt. Die Konzepte sind allerdings ganz unterschiedlich. Das hat eine Untersuchung des "Bench-Marking-Clubs" gezeigt, in dem sich die Präsidenten und Rektoren der acht führenden Technischen Universitäten und Hochschulen Deutschlands regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen. Wir bauen zum einen auf unseren eigenen Erfahrungen auf, zum anderen profitieren wir von den Erfahrungen, die andere Hochschulen gesammelt haben.

Das Gespräch führte Thomas Schulz


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