TU intern - Oktober 2000 - Internationales

Erziehungswissenschaften:

Demokratieverständnis

"Learning Democracy" - unter diesem Motto stand das diesjährige International Symposium on Education for Peace, Justice and Human Rights, das Ende August/Anfang September im nordamerikanischen Corvallis stattfand. Sei 1982 treffen sich Studierende und Hochschullehrer aus allen Teilen der Welt im Zweijahresrhythmus, um über innergesellschaftliche und internationale Konflikte gemeinsam zu diskutieren. Ziel ist es, Ansätze für die schulische und außerschulische Bildung sowie praxisbezogene Methoden zur Friedens- und Menschenrechtserziehung zu entwickeln.

Acht Studierende der TU Berlin, begleitet von Prof. Dr. Hanns-Fred Rathenow und Prof. Dr. Norbert Weber vom Fachbereich Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, haben am diesjährigen Symposium teilgenommen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Globalisierungsdebatte standen vier Themen im Mittelpunkt: Ansätze "globalen Lernens" in der Schule; Schule und Medien; Diskriminierung im alltäglichen Sprachgebrauch; und Demokratieerziehung in Schulbüchern.

Welches Verständnis von Demokratie wird in Schulbüchern anderer Länder vermittelt? Das analysierten wir exemplarisch anhand litauischer, deutscher, norwegischer und mexikanischer Schulbücher. Dabei kamen wir zu dem Ergebnis, dass das theoretische Modell eines demokratischen Staates und dessen Struktur zwar ausführlich in allen Büchern behandelt wird, aber gravierende Unterschiede erkennbar wurden: Während die deutschen und norwegischen Schulbücher eher die Grundelemente einer Demokratie (Verfassung, Wahl, Parlament) in den Vordergrund stellten, plädierte das litauische Schulbuch stärker für die Einübung demokratischer Verhaltensweisen ("How to learn democracy?"). In den mexikanischen Schulbüchern dagegen wurde lediglich für die Notwenigkeit der Einführung demokratischer Gesellschaftsstrukturen plädiert, zweifellos bedingt durch den politischen Machtwechsel von 1999.

Demokratisches Verhalten, das wurde im Verlauf der Diskussionen ganz deutlich, basiert zwar auf bestimmten grundlegenden Werten wie Toleranz, Gerechtigkeit und Freiheit, diese werden in den einzelnen Ländern aber ganz unterschiedlich gewichtet. Dies hat im Wesentlichen mit kulturellen Prägungen in den einzelnen Ländern zu tun.

Die Reise nach Corvallis war für uns Studierende mit einer Vorbereitungsphase ganz besonderer Art verbunden: "Fundraising". Angesichts allgemein leerer Kassen waren wir gezwungen, nach alternativen Geldquellen Ausschau zu halten. Mit einer Startfinanzierung machte uns die Abteilung "Außenbeziehungen" der TU Berlin Mut, neue Wege des Sponsoring zu erproben. So veranstalteten wir ein "Fundraising-Dinner" im Garten eines der seminarleitenden Professoren. Der Erlös kam zusammen mit den Einnahmen aus unserem ständigen Antiquariat und einem Trödelstand an einem Wochenende vor dem Rathaus Schöneberg der Reisekasse zugute. Diese Gelder, ein individuell gestalteter Eigenanteil der mitreisenden Studierenden und zu guter Letzt doch noch eine Finanzspritze der Bundeszentrale für politische Bildung ermöglichten uns die Reise in die USA.

Kerstin Mahssasse, Zehra Karacay, Iraz Karan


Leserbriefe

  TU intern -
     Oktober 2000


© 10/2000 TU-Pressestelle