TU intern - Oktober 2000 - Menschen
Emeritierung:
Stets konstruktiv, aber auch kritisch, mitunter kämpferisch
Das Beamtenverhältnis von Herrn Professor Hans-Hermann Fernholz
endet mit Ablauf des 30. September 2000 durch Eintritt in den
Ruhestand wegen Erreichens der gesetzlichen Altersgrenze."
In einwandfreiem Verwaltungsdeutsch informierte die Personalverwaltung
der Technischen Universität Berlin das Hermann-Föttinger-Institut für Strömungsmechanik
(HFI), dass sein langjähriger Direktor und Professor für
das Fachgebiet Strömungslehre, Prof. Dr.-Ing. Hans-Hermann
Fernholz, zum genannten Termin aus dem aktiven Dienst ausscheidet.
Daraus kann man schwerlich entnehmen, dass das HFI, der Fachbereich 10 "Verkehrswesen und Angewandte Mechanik"
und die TU Berlin in Hans-Hermann Fernholz einen international
renommierten Wissenschaftler glücklicherweise nur "formal"
verliert. Als Sprecher des Sonderforschungsbereichs 557 "Beeinflussung komplexer turbulenter Strömungen"
steht er weiterhin zur Verfügung und kann sich gelöst
von den üblichen Pflichten eines Hochschullehrers ganz seinen
Forschungsprojekten widmen.
Hans-Hermann Fernholz hat 1961 an der Technischen Hochschule Karlsruhe
promoviert, kam 1962 als wissenschaftlicher Assistent zu Prof.
Dr.-Ing. Rudolf Wille an die TU Berlin, an der er sich 1965 habilitierte
und Privatdozent wurde. 1968 wurde er Wissenschaftlicher Rat am
Lehrstuhl für Überschalltechnik bei Prof. Dr.-Ing. Alfred
Walz und 1971 zum Professor für Strömungslehre berufen.
Seit 1972 gehört er dem HFI an, dem er lange Jahre im Wechsel
mit Prof. Dr.-Ing. Heinrich E. Fiedler als Geschäftsführender
Direktor vorstand.
Hochschulpolitisch gehört Hans-Hermann Fernholz der Reformfraktion
an. Er engagierte sich im Institutsrat, im Fachbereichsrat, in
der Kommission für Entwicklungsplanung und im Kuratorium
- stets konstruktiv, aber auch kritisch und mitunter kämpferisch.
Dies brachte ihm aus dem Kollegenkreis nicht nur Beifall. Dabei
hatte er jedoch immer das Wohl des HFI im Auge, das die Basis
seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ist. Auch in schwierigen
Zeiten war das Institut dank der hohen Drittmitteleinwerbung seiner
Hochschullehrer stets leistungsstark und konnte die kostspielige
Ausrüstung für die experimentellen Arbeiten bei stetig
sinkenden Haushaltsmitteln finanzieren. Daran hatte Hans-Hermann
Fernholz mit über 40 DFG-Projekten
und einer Vielzahl von Einzelprojekten der unterschiedlichsten
Finanzierungsträger erheblichen Anteil.
Seiner Initiative zu verdanken ist die Einrichtung der DFG-Forschergruppe
"Beeinflussung und Steuerung turbulenter Scherschichten"
(1992), des universitären Forschungsschwerpunktes "Kontrolle
turbulenter Scherströmungen" (1995) und schließlich
des Sonderforschungsbereichs 557 "Beeinflussung komplexer
turbulenter Scherströmungen" (1998). Allen stand er
als Sprecher vor.
Der Studiengang "Physikalische Ingenieurwissenschaft"
liegt ihm besonders am Herzen, und er hat ihn stets mit allen
Kräften verteidigt. Den Studierenden gab er im Rahmen von
Studien- und Diplomarbeiten sowie als studentische Hilfskräfte
die Gelegenheit, frühzeitig aktiv an Forschungsprojekten
mitzuarbeiten. Viele Studierende konnten nach dem Studium als
wissenschaftliche Mitarbeiter am HFI weiterarbeiten und später
promovieren. Hans-Hermann Fernholz hat sich stets dafür eingesetzt,
dass Studierende und Doktoranden über den "wissenschaftlichen
Tellerrand" sehen und hat daher Auslandsaufenthalte stark
gefördert.
Mehr als 95 Veröffentlichungen, eine rege Vortragsaktivität,
seine Tätigkeit als Mitherausgeber renommierter Fachzeitschriften,
seine Tätigkeit als Gutachter für die DFG und vor allem
seine Präsidentschaft bei EUROMECH
(European Mechanics Society) haben ihm, dem HFI und damit auch
der TU Berlin zu internationalem Ansehen auf dem Gebiet der Strömungsmechanik
verholfen.
Achim Leutz
Leserbriefe
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