TU intern - Oktober 2000 - Medien

Bücher zum Schmökern und Studieren

Neues aus der Feder von Professorinnen und Professoren der TU Berlin

Auf der Buchmesse in Frankfurt a. M. werden die deutschen Verlage auch in diesem Jahr wieder rund 80 000 Neuerscheinungen präsentieren. Obwohl die Zahl der Verlage zurückgeht, steigt die Zahl der Buchproduktion. Wie in anderen Wirtschaftszweigen auch versucht die Verlagsbranche durch Überproduktion zu überleben. Der geneigte Leser fragt sich da schon, wer denn die Flut an neuen Büchern bewältigen soll. Selbst die Feuilleton-Redaktionen haben inzwischen ihre Mühe damit, die Perlen, die eine Rezension lohnen, aus der Menge herauszufischen. TU intern fragte im Sommer die Professorinnen und Professoren der TU Berlin nach neuen Büchern aus ihrer Feder. Die Antworten, für die sich die Redaktion von TU intern bei allen ganz herzlich bedankt, waren so zahlreich, dass das Redaktionsteam sich gezwungen sah, eine Auswahl treffen zu müssen. Diese präsentiert Ihnen TU intern auf dieser Seite. Alle weiteren Neuerscheinungen aus der TU Berlin können in Kürze im Internet unter http://archiv.pressestelle.tu-berlin.de/tui/00okt/buchtipps.htm abgerufen werden.


Eine kurze Geschichte des Dritten Reiches

Mit Blick auf das Wesentliche hat der renommierte Zeithistoriker Wolfgang Benz eine Geschichte des Dritten Rei-ches geschrieben, die auf der Höhe des Forschungsstandes klar und anschaulich den Weg der nationalsozialistischen Diktatur von der "Machtergreifung" am 30. Januar 1933 bis zur deutschen Kapitulation im Mai 1945 schildert. Sein Anspruch: mit verbreiteten Legenden aufzuräumen, ohne ins Populäre abzurutschen.

Auf wissenschaftliche Attitüde hat er bewusst verzichtet, Fußnoten sucht der Leser vergeblich. Aber er kann sicher sein, dass Wolfgang Benz jede seiner Aussagen mit einer Fußnote hätte belegen können. Das hat er in seinen zahlreichen bislang erschienenen Bänden zur Geschichte des Dritten Reiches unter Beweis gestellt. Vielleicht darf man den rund 300 Seiten umfassenden Band ja als Alterswerk bezeichnen, wenngleich Wolfgang Benz, Jahrgang 1941, noch keineswegs zu den Alten gezählt werden kann.

Wer auf wissenschaftliche Exkurse verzichten kann, wird mit 180 Abbildungen belohnt. Dabei hat sich Wolfgang Benz die Mühe gemacht, bislang wenig bekanntes Material zu veröffentlichen. Der genauere Blick lohnt sich. Denn über die Bilder und die Bildlegenden erzählt Wolfgang Benz gewissermaßen eine zweite Geschichte des Dritten Reiches.

Wolfgang Benz, Geschichte des Dritten Reiches, C. H. Beck, DM 48,-


Der Traum vom vollkommenen Menschen

Auch im Bereich der sozialen Arbeit ist die Zeit des Nationalsozialismus nicht ohne Traditionen und Kontinuität zu verstehen. Die Wurzeln reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, ihre Nachwirkungen sind bis in die Gegenwart zu verfolgen. Die sorgfältig recherchierte Studie von Manfred Kappeler, Professor für Sozialpädagogik an der TU Berlin, basiert auf umfangeichem Quellenstudium. Sie zeigt rassehygienische Vorstellungen auch bei denen, die als politische Gegner des Nationalsozialismus gelten. Wie konnte es den Nationalsozialisten gelingen, die soziale Arbeit ohne große Widerstände für ihre Zwecke zu instrumentalisieren? Warum errichteten die oft idealistischen Menschen, die sich diesem Metier verschrieben hatten, Jugendkonzentrationslagern und halfen mit, "unwertes" Leben zu vernichten?

Manfred Kappeler thematisiert u.a. die Entstehung des eugenischen Denkens in der Neuzeit und seine Etablierung im 19. Jahrhundert sowie in sozialistischen Theorien und in der Arbeiterbewegung bis 1933. Eine Fallstudie zur sozialistischen Eugenik in der Weimarer Republik veranschaulicht, wie und vor allem durch wen sich die Sozialeugenik in Deutschland etablierte. Eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Kirchen.

Manfred Kappeler, Der schreckliche Traum vom vollkommenen Menschen. Rassehygiene und Eugenik in der Sozialen Arbeit, Schüren, DM 78,-


Wirtschaftshandbuch

Die Wirtschaft in ihren komplizierten Zusammenhängen und Abläufen zu verstehen, den Einfluss der Wirtschaftsbürger und ihrer Interessengruppen auf das Wirtschaftsgeschehen zu verdeutlichen und die wirtschaftspolitischen Steuerungsmöglichkeiten des Staates zur Lösung ökonomischer und sozialpolitischer Probleme und Konflikte aufzuzeigen - diesen Versuch unternehmen Helmut Keim und TU-Professor Heiko Steffens in ihrem Band "Wirtschaft Deutschland". Sie legen das erste Wirtschaftsbuch vor, das die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland umfassend darstellt.

Der Band geht u. a. der volks- und betriebswirtschaftlichen sowie sozialpolitischen Dimension der Wirtschaftsbeziehungen im nationalen, europäischen und weltwirtschaftlichen Kontext nach.

Helmut Keim/Heiko Steffens (Hrsg.), Wirtschaft Deutschland. Daten - Fakten - Analysen, Wirtschaftsverlag Bachem Köln, DM 38,-


Techniksoziologie

Wer etwas über die Entstehung neuer Techniken, über die Kulturen des praktischen Umgangs mit ihnen und über die gesellschaftliche Einbettung der technischen Innovationen wissen will, findet in dem Band "Technik aus soziologischer Perspektive" von Werner Rammert, Professor für Techniksoziologie an der TU Berlin, die passenden Begriffe, Modelle und Beispiele.

Der Band bietet einen Einstieg in die Techniksoziologie und gibt einen Überblick über die Technik- und Innovationsforschung. Die Einseitigkeit technologischer und ökonomischer Erklärungen lässt Werner Rammert hinter sich und betont die kulturelle Orientierung und die institutionelle Einbettung technischer Entwicklung. An den Beispielen etwa des Computers und des Internet wird die Fruchtbarkeit dieser soziologischen Perspektive vorgeführt.

Werner Rammert, Technik aus soziologischer Perspektive. Kultur - Innovation - Virtualität, Westdeutscher Verlag, DM 49,80


Auf der Suche nach dem Stein der Weisen

Die Alchemie war - und ist es wohl bis heute - ein nahezu unlösbares Rätsel der Wissenschaftsgeschichte. Warum wurde im alchemischen Prozess ein Unternehmen, das doch offensichtlich immer wieder in Fehlschlägen mündete, trotzdem jahrhundertelang unzählige Male wiederholt? Kurz gesagt: Was hat die Alchemie so lange am Leben gehalten? Und warum ist sie dann schließlich doch durch die moderne Chemie ersetzt worden?

Fest steht jedenfalls: Die Alchemie ist weit mehr als die esoterische Kunst, gewisse Materialien zu höherem Sein zu veredeln, wie sie auch keine primitive Vorstufe der heutigen Chemie ist. Sie ist vielmehr der überaus filigrane und komplexe Versuch, die tiefsten Zusammenhänge der Welt, ihren religiösen Sinn und ihre philosophische Bedeutung abzubilden und zu begreifen.

Hans Werner Schütt - als Chemiker und Wissenschaftshistoriker forscht und lehrt er am Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin - bietet in seinem Band einen ebenso profunden wie verständlichen Einblick in das Denken und Tun der seit jeher geheimnisumwitterten Alchemisten und ihrer Wissenschaft. Er zieht Philosophie und Psychologie hinzu, bedient sich Anekdoten, Quellen und historischer Forschung gleichermaßen. In seiner "Geschichte der Alchemie" unternimmt Hans-Werner Schütt abwechslungsreich und gut lesbar den oft verkannten Versuch, den Zusammenhang von Mensch, Natur und Kosmos zu verstehen.

Hans-Werner Schütt, Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie, C. H. Beck, DM 68,50


Vorteile durch Wissensmanagement

Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie es sich nicht länger leisten können, die Ressource Wissen nur nebenbei oder mit halber Kraft zu nutzen. Die wissenschaftliche Betrachtung der Unternehmung hat sich von einer Input-Output-Betrachtung hin zu einer wert-, kompetenz- und ressourcenorientierten Diskussion verschoben. Der Fokus liegt dabei auf der Generierung und Anwendung des Wissens, das in betrieblichen Abläufen und Informationssystemen eingebettet ist, um daraus wirtschaftlichen Mehrwert zu erzeugen.

Wissensmanagement ist ein weitreichendes Konzept, das u. a. die Aufgaben der Wissenserzeugung, Wissensfindung, Wissensverbreitung und Wissensnutzung umfasst. Um diese Kompetenzen aufbauen und kontinuierlich erweitern zu können, sind Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich, die nur in engem Zusammenhang Erfolg versprechen. Der von Hermann Krallmann, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik und Quantitative Methoden, herausgegebene Band "Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement" vermittelt Informationen und Handlungsanleitungen über Wissensinhalte, Prozesse und Informationstechnologie. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von Wissen als intellektuelles Kapital wie das Erzielen von Wettbewerbsvorteilen durch Wissensmanagement.

Hermann Krallmann, Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement. Methodik und Anwendungen des Knowledge Management Schäffer-Poeschel Verlag, DM 98,-


Die Kunst Venedigs

Die Architektur Venedigs fesselt den Betrachter durch die Fülle ihrer schmückenden Elemente. Aus langer Vertrautheit mit den Bauten der Satdt lenkt Wolfgang Wolters, Professor für Kunstwissenschaft, die Aufmerksamkeit auf typische Bereiche des Bauschmucks: Fußböden und Decken, Fassadenmalereien und Marmorverkleidungen. Der Ausmalung der Wohnräume, den Türen, Tapeten, Gittern und Kaminen und vielem anderem sind eigene Kapitel gewidmet.

Dieses weithin unbekannte, nicht selten unveröffentlichte Material zu beschreiben, es in zumeist farbigen, oft eigens angefertigten Aufnahmen zu dokumentieren, ist Ziel des Bandes "Architektur und Ornament. Venezianischer Bauschmuck der Renaissance". Neben Baumeistern und Architekten treten Bildhauer und berühmte Maler als Entwerfer des Baudenkmals hervor. Die venezianische Baupraxis, spezifische Materialien, die Rolle zeitgenössischer Traktate für Architekten und Auftraggeber sowie das spannungsreiche Verhältnis zwischen Entwurf und Ausführung, zwischen Bauherrn und Künstlern, werden an zahlreichen Beispielen eingehend erläutert. Das Buch zeigt ein bisher nie gesehenes Venedig. Es schärft den Blick für die Architektur der Stadt und ihren einzigartigen Schmuck.

Wolfgang Wolters, Architektur und Ornament. Venezianischer Bauschmuck der Renaissance, C. H Beck, DM 138,-


Leibniz-Schriften

Staatsverschuldung, Rentenbeiträge, Versicherungen, Finanzgeschäfte - das sind beherrschende Themen der Tagespolitik unserer Zeit. Der promovierte Jurist und sächsische Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646- 1716) hat im 17. Jahrhundert als einer der ersten Autoren überhaupt zahlreiche, in der Regel lateinisch, gelegentlich auch französisch verfasste Studien diesem Themenkreis gewidmet, jedoch nur eine von ihnen im Jahre 1683 veröffentlicht.

Um so erstaunlicher ist, was eine systematische Studie in seinem umfangreichen, in Hannover aufbewahrten handschriftlichen Nachlass zu Tage gefördert hat. Eberhard Knobloch, Professor für die Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik, und J.-Matthias von der Schulenburg haben jetzt die fünfzig wichtigsten Texte aus dem Nachlass in einem Band veröffentlicht. Viele von ihnen wurden zum ersten Mal überhaupt ediert und übersetzt. Darüber hinaus werden die Leibnizschen Ergebnisse in fünf umfangreichen Aufsätzen im historisch-juristisch-mathematischen Kontext erläutert. Fünfzehn farbige Faksimiles geben einen Eindruck von den Originalen.

Eberhard Knobloch/J.-Matthias von der Schulenburg, Gottfried Wilhelm Leibniz. Hauptschriften zur Versicherungs- und Finanzmathematik, Akademie Verlag Berlin, DM 248,-


Logistik für Neu- und Quereinsteiger

Das Springer-Experten-System "Logistik-Management" spricht neben Logistikern auch Top-Manager, Nicht-Logistiker und Wissenschaftler aus angrenzenden Fachgebieten an. Renommierte Wissenschaftler und hochrangige Unternehmensvertreter aus Geschäftsführung, Vorstand und leitenden Logistikfunktionen konnten als Autoren aus Unternehmen mit herausragendem Logistk-Know-how gewonnen werden.

Der Band, den Helmut Baumgarten, H.-P. Wiendahl und J. Zentes gemeinsam im Springer Verlag herausgegeben haben, vermittelt den neuesten Stand der Diskussion in Logistik-Management und unterstützenden Technologien. Es ist sowohl Arbeitsbuch als auch Nachschlagewerk. Einzigartig ist die Ausrichtung des Bandes auf die Logistik als Querschnittsthema.

Helmut Baumgarten/Hans-Peter Wien-dahl/Joachim Zentes, Logistik-Management. Strategien - Konzepte - Praxisbeispiele, Springer Verlag, DM 248,-


Leserbriefe

  TU intern -
     Oktober 2000


© 10/2000 TU-Pressestelle